Familien genießen ein Picknick, Sonnenhungrige liegen auf Handtüchern, Durstige kühlen ihre Kehlen bei einem Getränk an der See-Oase und Tanzbegeisterte schwofen auf den Holzdielen. Eigentlich läge Klein Venedig außer beim Seenachtfest wieder im Dornröschenschlaf, denn das Oktoberfest gehört der Geschichte an und Sommerkonzerte finden in diesem Jahr nicht statt. Trotzdem ist das Gelände an der deutsch-Schweizer Grenze in der Gunst der Konstanzer und Besucher etwas gestiegen. Das ist hauptsächlich dem privaten Betreiber der provisorischen Saisongastronomie See-Oase zu verdanken.
Aus der Not ist nämlich eine Tugend geworden. Um die Party-Hotspots am Seerhein zu entzerren, wurde im Jahr 2021 auf Betreiben des Präventionsrats das Areal Klein Venedig in den Fokus genommen. Mit wenigen Mitteln hat die Stadt etwas mehr Aufenthaltsqualität geschaffen und mit Tino Schumann hat sich ein Gastronom gefunden, der die See-Oase entstehen ließ. Inzwischen ist zumindest der seenahe Bereich des großen Geländes belebt – von Einheimischen und Urlaubern aller Generationen.
Ein beliebtes Provisorium
Tino Schumann hat in die wetterabhängige Saison-Gastronomie investiert, sodass die Gäste lauschige Sommerabende genießen können. Zu viel Geld in die Hand nehmen kann er nicht, denn seine Konzession gilt aktuell nur bis einschließlich 2026. Die See-Oase ist lediglich ein Provisorium, denn „die Stadt hat Pläne für das Gelände“, so Schumann, der auch nicht weiß, ob und wann diese umgesetzt werden sollen. Im Grunde gibt es diese Überlegungen schon seit Jahren, doch viel getan hat sich auf dem Areal, vor allem im hinteren Bereich, bis heute nicht.
Kleine Veranstaltungen bietet Tino Schumann allerdings auf der Fläche der See-Oase auch. „Aber nicht so laute Musik und nur bis 23 Uhr. Wir achten darauf, dass die Bewohner in der Wiesenstraße und in Hagnau schlafen können“, so Schumann. Selbstverständlich gibt es auch kleine Veranstaltungen, wie beispielsweise Salsa-Tanzabende mit Workshops und anschließenden Partys.

Eine goldene Nase verdient sich Tino Schumann mit der See-Oase nicht. Baustrom, Wasser, DJ‘s, all das koste Geld. „Ich bin glücklich über das Seenachtfest und den Weihnachtsmarkt, weil wir uns damit refinanzieren können“, sagt der Gastronom, der bei anderen Veranstaltungen als Standbetreiber aktiv ist, und fügt an: „Wir rufen nicht nach Förderung, aber auch der Stadtspitze sollte klar sein, dass große Veranstaltungen wie das Seenachtfest wichtig für Vereine und uns Gastronomen sind, um sich finanzieren zu können.“
Die See-Oase betreibt Schumann mit Herzblut; das sieht er als sein Engagement für Konstanz und die Stadtgesellschaft, denn an diesem Konstanzer Filetstück direkt am See „muss etwas geboten werden“, findet er. Auf der Schweizer Seite ist das übrigens durchaus der Fall: Mit einer Gastronomie direkt am Wasser, Sportflächen und Grillplätzen bietet das Ufer dort Aufenthaltsqualität.

Aber wo sind die Jugendlichen?
Das Angebot auf Klein Venedig werde gut angenommen, bestätigt Manfred Hölzl vom Präventionsrat. Allerdings sehe er dort relativ wenig Jugendliche. Und das, obwohl Klein Venedig auserkoren wurde, um die stark frequentierten Bereiche am Seerhein etwas zu beruhigen. „Der Druck ist groß. Wo können sich Jugendliche bewegen und frei entfalten?“, fragt er.
Einer der Gründe für das mangelnde Interesse der jungen Generation sei laut Hölzl, dass auf Klein Venedig ein WLAN-Hotspot fehle. Ruckzuck wählten sich Handys ins Schweizer Netz, umso nötiger sei für die Jugend ein freies WLAN. Und es gebe einen noch triftigeren Grund: „Es ist wichtig, damit ein Notruf abgesetzt werden kann, wenn das Handynetz überlastet ist“, so Hölzl.
„Im letzten Jahr wurde es versprochen“, erinnert Manfred Hölzl. Die entsprechende Technik sei im vergangenen Jahr auch verlegt worden. Warum funktioniert es dann nicht? „Das Aufschalten kostet 4000 Euro im Jahr“, stellt der Präventionsratsvorsitzende fest. „Susanne Heiß von den Freien Wählern hat im Aufsichtsrat der Stadtwerke das Thema angebracht“, berichtet er. Doch noch immer sei das Finanzierungsproblem nicht gelöst, weshalb der Präventionsrat nun einen Antrag im Gemeinderat stellen werde, damit WLAN-Hotspots auf Klein Venedig und am Hörnle realisiert werden.
Doch dies ist nicht der einzige Wunsch des Präventionsrates. Manfred Hölzl freut sich, dass es direkt bei der See-Oase wieder einen Grill gebe, aber: „Der steht in der prallen Sonne.“ Entweder solle die Stadt dort Bäume pflanzen oder zumindest eine andere Art von Schattenspender aufstellen.

„Es braucht auch eine Aktionsfläche, das sollte man nicht verkennen“, meint Manfred Hölzl. „Während des Landesturnfestes im kommenden Jahr wird Klein Venedig zum Vergnügungsbereich“, kündigt Hölzl, der als CDU-Gemeinderat auf dem Laufenden ist, an. Party und Entspannung solle dann auf dem Gelände angesagt sein. „Dafür braucht es Flächen, die genutzt werden. Vielleicht ist das ein Grund, dass die Stadt endlich für eine gewisse Infrastruktur sorgt“, ist Hölzls Hoffnung.
Toiletten sind nach wie vor ein Ärgernis
Zur Infrastruktur gehören auch Toiletten. Diese Situation war und ist ein Ärgernis. „Die Toiletten sind nach wie vor eine Katastrophe“, stellt Manfred Hölzl rundheraus fest. Tino Schumann hat für den Zustand nur ein Wort: „Räudig.“ Im vergangenen Jahr ist die Toilette nahe dem Großaquarium Sealife häufig und für längere Zeit ausgefallen, was für großen Unmut bei den Gästen der See-Oase sorgte.
In diesem Jahr steht ein Toilettenwagen wieder mitten auf dem Platz. Schumann beschreibt ihn als „alt und hässlich“, aber auch mit Defiziten behaftet, denn einige WC-Türen sind nicht verschließbar.

Warum wurde wieder der äußerst ramponierte Wagen aufgestellt, in dem sich einige Kabinen nicht verschließen lassen, anstatt ein etwas neueres Modell dort zu platzieren? Unter anderem diese Frage hat der SÜDKURIER der Stadtverwaltung in den Pfingstferien gestellt, doch bis Redaktionsschluss keine Antwort erhalten. Diese stellte die Pressestelle der Stadt Konstanz „im Laufe der Woche“ in Aussicht.