Brauchtum muss gepflegt werden. Dafür stehen das Fasnachtsmuseum und die Langensteiner Cumpaney seit jeher. Doch mit der Verleihung des diesjährigen Alefanz-Ordens an den ehemaligen Präsidenten der Narrengesellschaft Kamelia Paradies und gelernten Krankenpfleger Marcus Nabholz aus Konstanz hat sich die Narrenwelt eine ganz besondere pflegerische Betreuung gesichert. Und dass er zum Wohle der Patienten kein Blatt vor den Mund nimmt, machte Nabholz an diesem Abend im Gewölbekeller von Schloss Langenstein bei Orsingen-Nenzingen vor vielen Gästen deutlich.
Museumspräsident Michael Fuchs hatte schon befürchtet, dieses Jahr mit dem neuen Alefanz allein auf der Bühne sein wird, denn die Post habe einige Einladungen für den närrischen Abend einfach verschlampt. Gerne hätte sich der Präsident bei allen, die auf diese Weise um ihre Einladung gebracht wurden, entschuldigt, aber niemand von ihnen war da, stellte er fest.

Neuer Alefanz holt zum Rundumschlag aus
Zusätzlich sorgten einige Terminüberschneidungen aufgrund der kurzen Fasnacht dafür, dass die Bänke ein bisschen weniger eng besetzt waren als in anderen Jahren, das tat der guten Stimmung und dem feierlichen Anlass jedoch keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Rund 150 Gäste feierten die Aufnahme von Marcus Nabholz in den erlauchten Kreis der Alefanz-Orden-Träger.
Dieser stellte an diesem Abend unter Beweis, dass er den Orden zurecht an der Brust trägt, und holte direkt zum großen Rundumschlag aus. Zuallererst gegen die Gäste im Saal. Bei den langen Begrüßungsreden herrsche manchmal eine Stimmung wie im Altenheim, betonte er: „Alle wolled gebührend empfange sei, es lebe die Ehrenkäserei.“
„Wer will scho en Singener in de Familie?“
Doch was wäre ein Alefanz ohne Kritik an der Lokalpolitik? So steht für den neuen Ordensträger fest: „Ein Krankenhaus in Singen auf der grünen Wies ist für die Radolfzeller ziemlich mies!“ Dass ausgerechnet Singen das Zentrum des Landkreises sein soll, stellte er dabei gleich auch in Frage und rief alle schwangeren Radolfzeller Frauen auf, zur Geburt ihrer Kinder zukünftig lieber nach Konstanz zu kommen, denn „Wer will scho en Singener in de Familie?“

Über das Irrenhaus, das sich beim Ausbau der B33 unter anderem daran zeigt, dass man Straßen baue, um sie später wieder abzureißen, schaffte Nabholz den Sprung in die Bundespolitik. „Der Kanzler hat keine Meinung und kein Temperament, mer könnt meine, dass der de ganze Tag nur pennt“ und „Wirtschafts-Supermann Habeck findet‘s toll, erklärt uns wie mer heize soll“, waren nur zwei seiner zielsiecher gesetzten Pointen in Richtung Berlin.
Versöhnliche Töne zum Abschluss
Seine Narrenschelte endete indes versöhnlich. „Seid aber deshalb keine bösen Pampel, vielleicht funktioniert sie irgendwann ja doch noch, unsere Regierungsampel“, lautet das Fazit des CDU-Manns. Dass er übrigens gerade in dieser Partei gelandet sei, trotz aller guten Ratschläge und Warnungen, könne nur Kalkül gewesen sein. Er habe damit die Verleihung des Alefanz-Orden erreichen wollen, erklärte Norbert Heizmann, seines Zeichens ebenfalls ein Konstanzer Narren-Urgestein, in seiner lustig-bissigen Laudatio auf den neuen Alefanz und fügte an: „Denn Langenstein, das weiß man doch, ist immer schon ein schwarzes Loch.“

Dennoch attestierte er dem frischgebackenen Ordensträger: „Er ist schwer in Ordnung, voll und ganz, ein regelrechter Alefanz“. Verbunden seien die beiden schon seit der gemeinsamen Zeit im Kirchenchor. „Wir können schon seit Jahr und Tagen uns gegenseitig Seckel sagen“, betonte Heizmann. Er zeichnete die beeindruckende närrische Karriere des neuen Alefanz nach, die diesen bis zum Posten des Kamelia-Präsidenten und närrischen Programmchef im Konzil gebracht habe.
Auch die große Kontroverse kommt zur Sprache
„Manchmal wird aber auch ungewollt, vom Schwäze s‘ Denke überholt“, betonte Heizmann und ging damit auf die Kontroverse ein, die Nabholz ausgelöst hatte, als er bei einem närrischen Auftritt in Berlin zwei Fasnachtslieder aus der Feder von Willi Hermann angestimmt hat. Dass diese nicht mehr gesungen werden sollten, seit die Nazi-Vergangenheit des Autors bekannt wurde, machte Heizmann ganz klar deutlich. Er betonte aber auch, dass für die Episode, in der sich Nabholz damals in die Nesseln gesetzt habe, auch mal gelten muss: „Schwamm drüber“. Schließlich mache jeder einmal Fehler.
Marcus Nabholz war indes nicht der einzige, dem an diesem Abend eine große Ehre zu teil wurde. Denn es konnten gleich acht neue Langensteiner Kappenträger gefeiert werden: Jendo Mirthes, Vizepräsident und Kanzelar der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee, die Bürgermeister Holger Mayer (Hilzingen), Manfred Ossola (Aach), Florian Zindeler (Hohenfels) und Patrick Krauss (Moos) sowie Bauunternehmer Udo Störk und die Zimmermänner Ralf und Georg Martin dürfen nun die Kappe der Cumpaney für ihre Verdienste und Spenden für das neue Fasnachtsmuseum tragen.