Der Countdown läuft: In wenigen Wochen öffnet das neue Fasnachtsmuseum auf dem Gelände von Schloss Langenstein zum ersten Mal seine Türen für die Öffentlichkeit. Die Arbeitstage sind deshalb gerade lang für Ausstellungs-Macher und Museumspräsident Michael Fuchs und sein Team. Denn bis zum Eröffnungstag am Donnerstag, 26. Juni, muss die Ausstellung bis ins letzte Detail fertig sein.
„Im Moment wächst alles von Tag zu Tag rapide“, sagt Michael Fuchs, während er den Blick vom Eingangsbereich in die große Museumshalle schweifen lässt. Dort sind schon die Waben zu erkennen, die die Besucher später durch die Geschichte der Fasnacht führen sollen.
Die Ausstellung nimmt Form an
Sie bilden in der Mitte des großen Raumes verschiedene kleinere Räume, die sich mit unterschiedlichen Themenbereichen befassen. Links und rechts erheben sich die großen, in dunklem Violett gestrichenen Wände, vor denen bald schon die Figuren der regionalen Fasnacht mit ihren unterschiedlichen Häsern präsentiert werden sollen.

„Hierfür haben wir eine ganze Menge an Schaufensterpuppen zusammengetragen. Die stammen zum Teil noch aus den 30er-Jahren“, sagt Fuchs. In den kommenden Wochen müssen die Puppen angekleidet werden und kommen dann an ihren Platz an den Wänden. Mit Tablets können die Besucher dann vom Obergeschoss aus Informationen zu den jeweiligen Narrenfiguren abrufen.
Museumserfahrung wird individuell
Überhaupt sollen digitale Inhalte das Museum zu etwas ganz Besonderem machen und dazu beitragen, dass jeder Besucher eine ganz individuelle Museumserfahrung macht. So wird man sich etwa an der großen Vitrine, in der die Zizenhauser Terrakotten ausgestellt sind, an gleich zwei Medienstationen verweilen können. An einer der beiden gibt es Informationen zu den berühmten Tonfiguren, an der anderen können sich die Besucher in einem digitalen Nachbau der Werkstatt von Anton Sohn, dem Schöpfer der Figuren, auf die Suche nach versteckten Tonfiguren machen.
Doch die entsprechende Technik muss ebenfalls noch eingebaut werden. Sie werde teils in den Wänden der Waben, teils in Medienstationen davor verbaut sein. „Mir ist jedoch wichtig, dass das Museum auch ohne Strom funktioniert“, sagt Fuchs. Auch Besucher, die keine Lust auf digitale Interaktion haben, sollen die Ausstellung also in vollen Zügen genießen können.
Dazu sind die Wände der Waben großformatig bedruckt mit Grafiken und Infotexten. „Die Texte müssen kurz und prägnant sein, damit sie die Besucher nicht erschlagen“, erklärt Fuchs. Als Maler, Grafiker und Kulturwissenschaftler habe er die Ausstellung im Wesentlichen selbst erarbeitet. Dabei kann er allerdings auf einen gewissen Erfahrungsschatz zurückgreifen, denn das Fasnachtsmuseum Langenstein sei bereits das sechste Museum, das er gestalten dürfe.

Trotzdem ist Langenstein ein ganz besonderes Projekt für ihn, wie er betont. Schon allein aufgrund der langen Zeit, die er dieses Projekt nun bereits begleite. Schon vor zehn Jahren hätten die Überlegungen zum Neubau begonnen, seit etwa sieben Jahren laufen die Vorbereitungen ganz konkret, sagt Fuchs.
KI blickt in die Zukunft der Fasnacht
Im neuen Museum sollen ganz besondere Akzente gesetzt werden, denn es steht nicht allein die Geschichte der Fasnacht im Fokus, sondern es gibt auch einen Blick in die Zukunft und über den Tellerrand der Hegau-Bodensee-Region hinaus. „Wir haben zum Beispiel eine Künstliche Intelligenz befragt, wie die Fasnacht im Jahr 2100 aussehen könnte“, berichtet Fuchs. Das verschmitzte Grinsen, dass ihm dabei über das Gesicht huscht, lässt ahnen, wie kurios die Antworten auf diese Frage ausgefallen sind, die es in der Ausstellung zu sehen gibt.

Den Blick über den Tellerrand hinaus ermöglicht eine Kooperation mit Tiroler Narren und dem Karnevalsmusum in Köln. „Darauf freue ich mich besonders. Wir wollen zeigen, was die Fasnacht insgesamt bedeutet, auch was Fasnacht mit Heimat und Identität zu tun hat. Das muss man natürlich auch kritisch hinterfragen“, so Fuchs.
Erinnerung an lokale Fasnachtsurgesteine
Doch natürlich gehört auch der Blick in die Geschichte dazu: Die Besucher erfahren alles, was es über die Bedeutung und Herkunft von närrischen Attributen wie Schellen, Eselsohren, Schweinsblasen und Hahnenkämmen. Auch die Fasnachts-Originale wie Sigrun Mattes oder Lothar Bottlang sind in der Ausstellung verewigt. Daneben steht die städtische Fasnacht aus Meßkirch, Radolfzell, Singen, Konstanz und Stockach im Fokus und es gibt Stationen zu Schriftstellern, die eng mit Langenstein und der Fasnacht verbunden waren wie etwa Bruno Epple und Lothar Rohrer.
Vor den Handwerkern und ehrenamtlichen Helfern liegt indes bis zur Eröffnung noch viel Arbeit. Im oberen Stockwerk stehen bislang nur die leeren Rahmen für die Waben, die auch hier den Ausstellungsraum gliedern sollen. Die bedruckten Platten, die die Wände bilden, müssen noch montiert werden. Dann steht der Einbau der Medientechnik an, das Einräumen der Exponate und zum Schluss die Vorbereitung der Festtage zur Museumseröffnung. „Aktuell haben wir gerade eine richtige Stressphase und ich bin jeden Tag etwa zwölf Stunden am Werk“, sagt Fuchs.

Hier entsteht eine Heimat für die Narren der Region
Tolle Unterstützung gebe es aber von vielen ehrenamtlichen Helfern und aus den Narrenzünften der ganzen Region. Das bestätigt auch Carola Schäpke, Vorsitzende des Museumsvereins. „Es sind sicher hunderte Ehrenamtliche, die zum Gelingen dieses Projekts beitragen“, erklärt sie. Auch Schäpke ist momentan täglich auf der Baustelle anzutreffen. „Wichtig ist, dass die Helfer gerne hier herkommen“, betont sie. Dabei helfe auch das Wissen, dass hier etwas ganz Besonderes geschaffen werde: Die Heimat für viele Narren und die Zünfte der ganzen Region.