Kämpfen müsse man, wenn man so einen Fisch an der Angel hat. Das sagt Maurice Karr dem SÜDKURIER am Telefon. Am Sonntagvormittag gegen 11 Uhr hat er gemeinsam mit Florian Haag einen Riesen-Wels aus dem Bodensee geholt und der habe mit seiner gesamten Körpermasse gezogen, erzählt er.
Karr und Haag sind Mitglieder des Angelsportvereins (ASV) Langenargen. Den Fisch haben sie auch auf Höhe der Gemeinde aus dem See geholt, sagt Karr. Sie haben mit vielen Würmern gezielt auf Welse geangelt, seiner Erfahrung nach sind die Fische nach viel Regen und höherem Pegel besonders aktiv.
Über 85 Kilogramm wog der Fisch
An Land und gemeinsam mit anderen Mitgliedern des ASV konnten sie den Wels dann messen und wiegen: 2,43 Meter war er lang, gewogen hat er über 85 Kilogramm. „Wir haben einen Haufen Bilder gemacht“, sagt Karr, dem SÜDKURIER stellt er eines davon zur Verfügung.
Noch am Sonntag hätten sie auch das Langenargener Fischereimuseum angefragt, ob die Verantwortlichen Interesse an dem Tier haben. Es sei abgelehnt worden, dort gibt es bereits einen großen, präparierten Wels – ebenfalls 2,43 Meter lang. Auch die Fischereiforschungsstelle (FFS) Langenargen wurde über den Fang informiert. Alexander Brinker, Leiter der FFS, bezeichnet den Riesen-Wels als „stolzes Exemplar“, er hat ihn auf Fotos ebenfalls gesehen.
Doch der größte Bodensee-Wels, von dem er gehört hat, sei vor dem österreichischen Ufer vom Berufsfischer Franz Blum im Jahr 2019 geangelt worden und habe über 2,70 Meter gemessen. Dennoch sei es sicher ein besonderes Erlebnis für die Angler gewesen, als sie den Fisch vor Langenargen aus dem See geholt haben.
Wirbel könnte Forschung nutzen
Die FFS habe beim Angelsportverein nun angefragt, ob sie einen Wirbel des Fischs bekommen könne. Die Fischart profitiere vom Klimawandel und die Wissenschaftler untersuchen deren Ausbreitungsdynamik. „Die Knochen kann man auslesen“, erklärt Brinker. Anhand des Wirbels könne man also die Lebenshistorie des Fischs nachvollziehen und erkennen, in welchen Jahren der Wels besonders stark gewachsen ist.
Die Langenargener Angelsportler haben den Fisch bereits verwertet, rund 20 Kilogramm an Filets habe das Exemplar gebracht. „Mega“ schmecke Wels, sagt Angler Karr, der Fisch liege derzeit im Trend. „Er hat wie Thunfisch ein ganz festes Fleisch.“ Die vakuumierten Filets seien unter den Mitgliedern des Angelsportvereins verteilt und der Kopf eingefroren worden, sodass man ihn präparieren kann.
Kürzlich holte auch ein Konstanzer Hobbyangler einen Riesen-Wels aus dem Bodensee. Mit einer Länge von 1,89 Metern war der allerdings kleiner als das Langenargener Exemplar. Dass Welse Menschen angreifen, wie es im Juni in Bayern passiert ist, sei ungewöhnlich, sagten dem SÜDKURIER zuletzt ein Angler und das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.