Furtwangen Eine Kanzelrede hielt der promovierte Pfarrer Thomas Schwartz in der Stadtpfarrkirche St. Cyriak. Er ist Leiter von Renovabis, einer Hilfsorganisation, die Unterstützung in 29 Ländern Osteuropas leistet. Für den musikalischen Rahmen sorgten Andrea Klausmann und Rolf Langenbach.
Als Titel wählte der Geistliche „Mit zwei Lungenflügeln atmen“, zitiert nach Papst Johannes Paul II., der sich 1980 entsprechend äußerte. Der Pole an der Nahtstelle zwischen Ost und West erkannte die Notwendigkeit des Zusammenwirkens, was sich im Untertitel des Vortrags am Freitagabend niederschlug: „Warum zu Europa Ost und West gehören“.
Dozent Schwartz ging auf die Einigkeit Europas ein, die wieder auf dem Spiel stehe. Er betonte die geschichtliche Einheit durch christliches Erbe von Orthodoxen und Katholiken, deren Wurzeln weit zurückreichen. Allerdings nahm die Einheit schon vor Jahrhunderten Schaden. Daher postulierte Johannes Paul II., dass Europa nur gesunden könne, wenn Ost und West gleichberechtigt zusammenkommen.
Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich die beiden Blöcke unterschiedlich entwickelt. Erst durch kulturellen Austausch und politische Aktionen Ende der 1980er-Jahre gab es positive Zeichen, denen die deutsche Wiedervereinigung folgte. Daraus resultierte für Schwartz die Verpflichtung der Deutschen, dem Osten zu helfen und mit unterschiedlichen Menschen differenzierter Religionen, Konfessionen und weltanschaulich-politischen Ansichten zu sprechen.
Renovabis soll helfen, „das Angesicht der Erde zu erneuern“ (Psalm 104), um Frieden zu schaffen. Seit 1993 sind 30.000 Einzelprojekte entstanden. Wichtig seien Dialog und Förderung von Menschen, die „über den Tellerrand hinaus blicken“. Schwartz sah selbstredend die theologische Seite, dass in der Begegnung der Heilige Geist wie im Pfingstwunder wirke.
Ausschließen müsse man Besserwisserei. Partnerschaftliche Begegnung und das Ernstnehmen des Gegenübers seien gefragt – „ein konsensorientiertes Modell“. Man könne lernen, als Europäer „Mensch zu sein“ und seine geschwisterliche Haltung zeigen.
Man habe viel in Steine und Köpfe investiert, doch seit drei Jahren werde humanistische Gesinnung konterkariert und seit dem 24. Februar 2022 sei die Situation eine andere. Der Krieg habe schon mit der Besetzung der Krim eingesetzt. Im Osten habe man sich längst vorbereitet und Schutzräume gebaut. Hinzu kämen die menschlichen Schäden an Leib und Seele. Daher solle der „synodale Weg“ weiter beschritten und Gottes Wille zugelassen werden.