Furtwangen Kein Glück mit dem Wetter hatten 40 Menschen, die trotz Kälte und heftigem Regen am Abend zum Gedenkstein am Adlerberg in Rohrbach gekommen waren. Er erinnert seit kurzem an den tragischen Tod zweier Männer in den letzten Kriegstagen, genauer gesagt, am 23. April 1945.

„An die Geschehnisse von damals zu erinnern, geht mir sehr unter die Haut“, mit diesen Worten sprach Pfarrer Harald Bethäuser den Anwesenden aus dem Herzen. Was war geschehen? Ein Kommandant der auf dem Rückzug befindlichen Truppen hatte befohlen, dass Fernsprechleitungen für den Stab hergestellt werden sollten. Eugen Wehrle aus Triberg wurde vom Postamtsvorsteher von Furtwangen damit beauftragt, weigerte sich jedoch mit der Begründung, es sei Sonntag und er habe dienstfrei. Er werde erst am Montag kommen. Daraufhin ließ Oberstabsrichter Werner Boll Wehrle in Triberg aufspüren und verhaften.

Unterwegs wurde noch ein weiterer Mann, der 18-jährige Soldat Gerhard Weise aus Thüringen, festgenommen und zusammen mit Wehrle nach Rohrbach gebracht, wo sie von Werner Boll zum Tode verurteilt wurden, Wehrle wegen Befehlsverweigerung, Weise wegen Desertion. Das Urteil wurde am Berg oberhalb von Rohrbach am 23. April durch Erschießen vollstreckt.

Der heute 86-jährige Klaus Muckle aus Rohrbach war damals sechs Jahre alt. Er war ebenfalls bei der Segnung des Denkmals anwesend und erinnerte sich, wie damals Pfarrer Kuntz aus Rohrbach den Berg hinaufeilte, um den Verurteilten geistlichen Beistand zu leisten. Das Ereignis beschäftigt Muckle bis heute, er ließ den Gedenkstein als Erinnerung an die beiden ermordeten Männer aufstellen. Auf einer angebrachten Tafel sind die Namen der Getöteten und der Grund für ihr sinnlose Erschießung festgehalten.

Bethäuser segnete den Gedenkstein und gab der Hoffnung Ausdruck, dass solch schreckliche Ereignisse sich nie mehr wiederholen. Er erinnerte dabei an alle Opfer von Gewaltherrschaft und Krieg und betonte, dass es Aufgabe der Christen, aber auch aller Menschen sei, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen, denn ohne inneren und äußeren Frieden sei alles nichts. Umrahmt wurde die Gedenkfeier mit passenden Texten und Liedern.

Näheres zu den damaligen Ereignissen ist zu erfahren im Heft 27 der „Heimatblätter“ für Triberg und Umgebung von 1993, in dem Klaus Nagel aus Triberg, der ebenfalls anwesend war, die Fakten recherchiert und verfasst hat.