Auf den Bildern erscheint das Flussbett der Breg beim Hüfinger Römerbad wie ein Kiesweg. An etlichen Stellen ist das Wasser im Fluss komplett verschwunden. Ein extremes Maß, das die Trockenheit in diesem Jahr erreicht hat.
„So extrem war es noch nie. Sehr problematisch“, sagt Heinz Frings. Er ist Gewässerwart der Fischereivereinigung Hüfingen. Der Verein hat der Situation den Kampf angesagt und versucht, so viele Fische wie möglich vor dem trockenen Tod zu bewahren. Die Mitglieder sind dabei fast täglich im Einsatz, um mittels Elektrofischen Tiere aus dem Wasser zu holen und in Gewässer zu bringen, die keine solche Gefahr aufweisen.

Allerdings ist es wohl nicht nur die klimatische Trockenheit, die hier eine Rolle spielt, wie der Vorsitzende der Fischereivereinigung, Michael Birk, vermutet: „Es ist kurios, wie der Pegel schwankt.“ Aber was könnte dahinter stecken? „Die Vermutung liegt nahe, dass hier jemand schwallspült“, sagt Birk. Das bedeutet, dass eines der Wasserkraftwerke entlang der Breg weiter Wasser einstaut und durchspült, um Strom zu erzeugen – was im Moment aufgrund der Trockenheit äußerst bedenklich ist.

„Es ist eine Tragödie, was gerade passiert. Besonders für jemanden, der mit Fischerei zu tun hat“, erklärt Birk. Es gehe hier nicht um irgendwelche Speisefische, „sondern um den Erhalt eines Habitats.“ Beim Abfischen der Breg entdecken die Mitglieder der Fischereivereinigung auch geschützte und seltene Arten, wie etwas das Bachneunauge oder Edelkrebse. Bei diesen Tieren steht die gesamte Art auf dem Spiel.


Die Vereinigung habe bereits verschiedene Vorschläge an das Landratsamt gemacht, wie die Situation mit den Wasserkraftwerken verbessert werden könnte. Wie wird seitens des Amtes die Situation eingeschätzt? Dort möchte man darauf hinweisen, dass im betroffenen Abschnitt der Breg bei Hüfingen natürlicherweise ein Teil des Bregwassers versickert.
„Normalerweise ist der Abfluss dort aber so hoch, dass noch eine ausreichende Restwassermenge in der Breg verbleibt. Daher sehen wir als Hauptursache für das Trockenfallen der Breg tatsächlich die extreme Trockenheit. Es steht aktuell einfach nicht genügend Wasser zur Verfügung“, erklärt Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamtes.
Allerdings sei es zutreffend, dass ein gesetzeswidriger Betrieb von Wasserkraftanlagen den Schaden für das Gewässer noch verstärken könne. Die Allgemeinverfügung zum Verbot der Wasserentnahme aus Oberflächengewässern gelte dabei nur für Wasser, das zum Zweck der Beregnung oder Bewässerung entnommen werden soll. „Das Verbot gilt also nicht für Wasserkraftanlagen, bei denen das für die Stromerzeugung entnommene Wasser wieder ins Gewässer zurückgelangt“, sagt Frank.
Durch den Betrieb von Wasserkraftanlagen – insbesondere, wenn sie gesetzeswidrig betrieben werden – können jedoch Abflussschwankungen verursacht werden, die dazu führen, dass die Breg bei Hüfingen phasenweise trockenfällt, obwohl grundsätzlich eine ausreichende Menge an Wasser zur Verfügung stehen würde, so Frank weiter.
Genügend Wasser muss da sein
Daher habe das Landratsamt die Betreiber der direkt oberhalb der Versickerungsstrecke liegenden Wasserkraftanlagen Ende Juli mit einem Schreiben darauf hingewiesen, dass aus Sicht des Amtes für Umwelt, Wasser- und Bodenschutz kein rechtskonformer Betrieb der Wasserkraftanlage möglich sei. „Nach Paragraf 33 Wasserhaushaltsgesetz müssen Wasserkraftanlagen nämlich so betrieben werden, dass im Gewässer genügend Wasser verbleibt, um die ökologischen Funktionen des Gewässers erfüllen zu können“, so Frank.
Und wenn das Wasser schnell verschwindet, dann kann auch die Fischereivereinigung nicht mehr rechtzeitig abfischen. „Das geht innerhalb von einer Stunde“, sagt Birk. Zu schnell, um angemessen reagieren zu können. Die schnell fallenden Pegel lassen sich gut beobachten. „Man sieht dann an den Steinen, wo das Wasser vor einer Stunde noch stand“, erklärt Birk.
Das Amt für Umwelt, Wasser- und Bodenschutz zeige verstärkte Präsenz vor Ort an den Wasserkraftanlagen, um deutlich zu machen, welchen hohen Stellenwert dieses Thema habe.

„Sollte festgestellt werden, dass es durch eine bestimmte Wasserkraftanlage zu einem Fischsterben kommt, wie in den vergangenen Tagen mehrfach geschehen, wird der Fall der Polizei gemeldet und geht dadurch an die Staatsanwaltschaft, die darüber entscheidet ob ein Strafverfahren eröffnet wird. Sollte die Staatsanwaltschaft kein Strafverfahren eröffnen, kann das Landratsamt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten und ein Bußgeld verhängen“, sagt Frank.
„Heute ist da nichts mehr“
In einem solchen Fall wolle sich die Fischereivereinigung bei einer Anzeige anschließen, sagt Birk. Mit dem Problem habe man schon sehr lange zu kämpfen. Nur der Zeitpunkt habe sich mittlerweile geändert: „Normal war das eher im September das Problem. Es wird noch bis in den Winter gehen.“ Birk erinnert sich zudem an Flussabschnitte, die früher ein Bachforellen-Gewässer waren, „heute ist da nichts mehr.“
Pegel-Überwachung?
Was könnte dagegen unternommen werden? Birk stellt sich eine größere Pegel-Überwachung vor. „Es wäre sicherlich hilfreich, eine höhere Auflösung für das Abflussgeschehen in der Breg zu haben. Allerdings ist mit dem Pegelbau auch ein Eingriff in das Gewässer verbunden, der die ökologische Qualität nicht verbessert“, erläutert Heike Frank. Davon abgesehen, sei man als Landratsamt finanziell und personell nicht in der Lage zusätzlich zum Landes-Pegelwesen ein eigenes Pegelmessnetz zu betreiben.