Es ist Montagabend, 8. August. Zwei Mitglieder der Anglervereinigung Pfohren sind am Riedsee unterwegs. Sie wollen den milden Abend nutzen, um dort die Angel auszuwerfen. Dazu wird es an diesem Tag allerdings nicht kommen. Im flachen Wasser am Ufer des Sees entdecken sie nämlich tote Fische. Nicht einen oder zwei, gleich hunderte sind unter der Wasseroberfläche zu sehen. Für Angler immer ein Alarmzeichen.

Wie kommt es dazu?

Volker Müller erhält einen Anruf. Wenn etwas mit Fischen oder dem Gewässer ist, wird er sofort benachrichtigt. Müller ist seit über 20 Jahren Gewässerwart für die Anglervereinigung. Die Ausbildung dazu gibt es über den Landesfischereiverband. Viel zu lernen, viel Wissen und noch mehr Erfahrung sind dafür notwendig.

„Die Tiere so im Gewässer zu entsorgen, das ist die dümmste Variante.“  Volker Müller, Gewässerwart.
„Die Tiere so im Gewässer zu entsorgen, das ist die dümmste Variante.“ Volker Müller, Gewässerwart. | Bild: Rainer Bombardi

Nach der Arbeit schaut sich Müller die verendeten Fische an – und kann die ersten Befürchtungen der Angler entkräften: „Es handelt sich hier um kein Fischsterben.“ Also eines, das den ganzen See betrifft. „Zumindest in diesem Bereich konnte ich Entwarnung geben“, sagt Müller.

300 tote Fische

Dennoch sind im flachen Uferbereich circa 300 Fische zu finden. „Es handelt sich dabei überwiegend um Goldorfen in allen Größen“, erklärt Müller. Damit gibt es bereits ein Indiz, woher die Fische kommen könnten: „Diese Fischart ist im Riedsee nicht heimisch und so liegt der Verdacht nahe, dass bei irgendjemanden die Fische im Gartenteich an Sauerstoffmangel verendet und dann im Riedsee entsorgt worden sind.“

Die Tiere wurden laut Gewässerwart Volker Müller eher nicht lebendig im See ausgesetzt. Sie wären dann eher auseinander geschwommen und ...
Die Tiere wurden laut Gewässerwart Volker Müller eher nicht lebendig im See ausgesetzt. Sie wären dann eher auseinander geschwommen und nicht in einem Pulk in Ufernähe geblieben. | Bild: Volker Müller

Alle Fische befinden sich noch an derselben Stelle, „alle auf einem Haufen.“ Dann befinden sie sich an einer Stelle, an der man gut mit dem Auto bis ans Ufer fahren könne. „Die Tiere so im Gewässer zu entsorgen, das ist die dümmste Variante“, ärgert sich Müller. In einer solchen Masse werden sie von den See-Fischen nicht gefressen. Dass jemand seine Tiere so entsorgt, das hat er noch nie erlebt.

Verwesung ist ein Problem

„Die Fische verwesen, blähen sich auf. Und die Verwesung wirkt sich auch auf das Gewässer aus. Der Riedsee kippt nicht, aber für einen kleineren Weiher ist das ein Problem“, sagt der Gewässerwart. Müller vermutet, dass der vorherige Besitzer diese Lösung für die schnellste hielt.

Dabei war es die falsche. „Wir appellieren an Hobbyteichwirte: Bevor die Fische sterben könnte das Sauerstoff-Problem auch anders gelöst werden.“ Mitglieder der Anglervereinigung haben sie aus dem Wasser geholt.

Werner Mattes (links) und Raphael Wegner von der Pfohrener Angler-Vereinigung holen hunderte verendeter Tiere aus dem Riedsee bei Pfohren.
Werner Mattes (links) und Raphael Wegner von der Pfohrener Angler-Vereinigung holen hunderte verendeter Tiere aus dem Riedsee bei Pfohren. | Bild: Volker Müller

Die Tiere – auch noch lebend – im Riedsee auszusetzen, das sei der falsche Weg: „Entweder sterben sie, oder sie werden zur Gefahr für die heimischen Arten, die bereits im See leben“, so Müller. Dass Gartenteiche in diesem Sommer an ihre Grenzen kommen, das werde nicht zu vermeiden sein. Eine solche Entsorgung – die gehe dennoch nicht.

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Kritische Bereiche, die gebe es mittlerweile auch im Riedsee. Besonders dort, wo das Wasser sehr flach sei. Dort mangelt es an Sauerstoff: „2003 hatten wir starke Verluste bei den Fischen.“ Dennoch sei der See ein hervorragendes Ökosystem, das sich schnell heile. Circa 16 verschiedene Fischsorten sind dort Zuhause.

Größere Probleme habe die Anglervereinigung aktuell etwa in der Breg: ‚Besonders in den Senken, in denen das Wasser stehen bleibt. Je wärmer das Wasser wird, desto geringer ist der Sauerstoff-Anteil‘, sagt Müller. Man sei daher schon mehrere Stunden in der Breg unterwegs gewesen, um Fische aus den gefährdeten Bereich herauszuholen. Mehrere Tausend seien es bereits, die man so gerettet habe. „Die Fische kommen dann in ein Gewässer, von dem man weiß, dass in den nächsten Wochen nichts passiert.“

Trockenheit bereitet Probleme

Als „schwierig“ bezeichnet Müller auch die Situation am Donauzusammenfluss. Durch die Trockenheit fehle es auch hier an Wasser. Dabei freut sich der Gewässerwart über die Renaturierung, die in der Zukunft bessere Bedingungen für Fische bieten wird: „Wenn ein bis zwei Hochwasser durch sind und der Gewässerrand bewachsen ist. Dann gibt es auch Beschattungen für die Tiere.“ Natürliche Läufe bieten tiefe Stellen und eben auch Schatten: „Bei den begradigten Bereichen: Wo soll der Fisch da denn hin?“

Das Donaudelta des neu gestalteten Zusammenflusses. Die Gewässer sind deutlich zurückgegangen, die Uferbänke liegen zu großen Teilen ...
Das Donaudelta des neu gestalteten Zusammenflusses. Die Gewässer sind deutlich zurückgegangen, die Uferbänke liegen zu großen Teilen frei. Auch für die Fische ein Problem. | Bild: Roger Müller

Um ein Fischsterben zu verhindern, kontrollieren Mitglieder der Anglervereinigung alle zwei Tage die Gewässer: „schauen nach Temperatur und Sauerstoffgehalt.“ Dass sofort gegengewirkt werden kann, sollte etwas passieren.

Wogegen die Angler jedoch nichts unternehmen können: wenn massenhaft tote Fische in den Gewässern entsorgt werden. Daher bleibt Volker Müllers dringender Appell: besonders zu dieser Zeit so etwas unter keinen Umständen zu tun.