Wutach Der in der Nähe der Wutachmühle ansässige Landwirt und Biodiversitätspädagoge Markus Binninger führte die Mitglieder des Arbeitskreises Umwelt und Natur durch seine extensiv genutzte Kulturlandschaft, die auf einer 40¦Hektar großen Fläche neben Weiden für Kühe und Schafe viele unterschiedliche Biotope aufweist: etwa Feuchtwiesen, Totholzbereiche, Steinhaufen, artenreiches Grünland und Streuobst. Dass Landwirtschaft und Naturschutz nebeneinander funktionieren und das Projekt Modellcharakter hat, wurde dabei eindrücklich vermittelt.

Bei einem ersten Zwischenstopp geht eine Fettwiese nahtlos in ein artenreiches Grünland mit einer Vielzahl von Kräutern und Wildblumen über. Beide können und sollen zeitgleich vom Vieh beweidet werden – und das ist gut für den Magen-Darm-Trakt der Tiere, denn wenn neben der üblichen Kost noch der eine oder andere Wiesensalbei mit seinen Bitterstoffen im Menü vorkommt, unterstützt das die Verdauung und beugt dem Befall von Parasiten vor. Die Apotheke liegt also quasi neben der Speisekammer. Man nennt dies Weidemanagement. Auch Schmetterlinge sowie zahlreiche andere Insekten und Kleintiere finden hier ein Zuhause. Ein zwischen wilden Wiesen und alten Obstbäumen vorbeifliegender Grünspecht bedeutet, dass er mit dem Nahrungsangebot zufrieden ist.

Die Aufrechterhaltung dieser Flächennutzung übernehmen Fachkräfte: 60¦Schafe und 22¦Mutterkühe plus Rinder beweiden das Gelände, da aufgrund seiner Topografie in der idyllischen, aber steilen Wutachschlucht der Einsatz von Maschinen erschwert wird. Die Auswahl des Nutzviehs muss überdacht sein – denn für eine Hochleistungskuh, die um die 10.000¦Liter Milch pro Jahr produzieren kann, wäre laut Binninger das Futterangebot am Bruderhof zu gering. Daher setzt er auf die Rassen Angus und Limousin, die genügsam sind und gute Ergebnisse erzielen.

Auch Herdenschutz ist ein Thema in einem Gebiet, das vom Umweltministerium als potenzielle Wolfsregion ausgewiesen wurde. Für das Ökosystem ist der Wolf relevant und wichtig, jedoch möchte jeder Landwirt sein Weidevieh schützen. Binninger vertraut dabei auf 13¦Kilometer lange Elektrozäune, deren 8,4¦Kilovolt Strom führende Drähte mindestens 120 Zentimeter hoch und nicht mehr als 20 Zentimeter über dem Boden befestigt sein sollen. Der Grund hierfür: Wölfe bevorzugen das Durchkriechen eines Hindernisses, anstatt darüber zu springen.

Wer sich für die Idylle und die Symbiose zwischen Landwirtschaft und Naturschutz interessiert, kann sein Zelt nach Absprache auf dem Gelände aufbauen oder in einem der bereitgestellten Wohnfässer nächtigen. Binninger gibt Gästen in seiner Funktion als Biodiversitätspädagoge gerne Auskünfte über sein ambitioniertes Projekt auf dem Bruderhof.