In Hüfingen gibt es einen verlassenen Ort. Viele kennen ihn, aber keine kommt mehr rein. Spaziergänger und Autofahrer auf dem Schosenweg in Richtung Römerbad entdecken den Zugang zur Unterwelt kurz vor ihrem Ziel links im Wald gelegen. Ein kleiner Trampelpfad von der Straße durch das Dickicht zu einer Mauer mit zwei ehemaligen Eingängen deutet darauf hin, dass der Bereich noch immer viele neugierige Passanten anlockt.
Viele, die hier vorbeikommen, packt die Neugier. Was verbirgt sich wohl hinter diesen dicken Mauern, die hier einen größeren Hohlraum im Fels abschirmen? Erkennt man Details durch die kleine Luke? Die Antwort lautet ja, man sieht etwas. Eine stärkere Lichtquelle ist beim Blick durch die Gitterstäbe aber von Vorteil, um auch die hinteren Bereiche auszuleuchten.
Was man von Außen erkennen kann
Der Blick ins Innere offenbart vor allem Mauerwerk. Linker Hand sind größere Wannen aus Beton erkennbar, rechts eine Durchgangstür in einen weiteren Raum.
Im hinteren Bereich ist ein Loch in der Mauer zu sehen, von wo aus man einen Hohlraum erahnen kann. Von der Decke hängt ein verrosteter Stahlträger.
Wozu der Bau einst diente
Dem Betrachter wird schnell klar, dass dieser Bereich schon lange ungenutzt im Dornröschenschlaf liegt. Die Antwort darauf, wozu die kleine Höhle einst genutzt wurde, gibt Peter Marx, langjähriger Förster und Biotopvernetzer in Hüfingen.
„Das war früher der Eiskeller der Gaststätte Ratsstube“, erinnert er sich. Hier sei Eis für die Bierkühlung gelagert worden. „Und es gab damals einen Vorbau, der jedoch irgendwann in den 1960er bis 1970er Jahren abgerissen wurde, weil er marode war“, so Marx weiter.
Gemeinsam eisen und feiern
Er erinnert sich auch noch an die Zeit davor, die 1950er Jahre. Sein Schwiegervater und viele andere junge Männer der Stadt seien im Winter immer zum sogenannten „eisen“ gegangen. Dabei wurden gemeinsam Eisschollen aus der zugefrorenen Breg gebrochen und im nahen Eiskeller eingelagert.
„Danach wurde immer gemeinsam gefeiert“, so seine Erinnerung. Der Eiskeller nahe der Breg war dabei nur einer von mehreren in der Stadt. Auch der Löwen und andere Gaststätten hatten solche Eiskeller. Manche seien bis heute erhalten, weiß Marx
Nach dem Abriss des Vorbaus hatte die nun zugängliche Höhle auch ungebetene Gäste angelockt und sicher gab es auch Sicherheitsbedenken. Die Höhle wurde schließlich ganz verschlossen. Lediglich eine vergitterte kleine Luke bietet heute noch Zugang, vor allem für Fledermäuse.

Es gibt noch einen Schlüssel
Und für Menschen? Es gebe keine Zugangsmöglichkeit mehr, so heißt es von der Stadtverwaltung. Doch das stimmt nicht ganz.
Revierförster Andreas Wolf konnte im vergangenen Winter einen Blick in die Höhle werfen. Im Rahmen eines Fledermaus-Monitorings, also eine Zählung, hatte das Regierungspräsidium Freiburg die Luke geöffnet. Dort gibt es noch einen Schlüssel.
„Wir haben einige Große Mausohren und eine Bartfledermaus entdeckt“, berichtet Wolf, der sich ehrenamtlich für die Tiere einsetzt, die den ehemaligen Eiskeller gerne zum Überwintern nutzen. „Und vielleicht auch als Unterschlupf im Sommer.“ Das habe man allerdings noch nicht untersucht.
Andreas Wolf verrät, dass die Höhle im hinteren Bereich, dort wo das Mauerwerk eingebrochen ist, in einen engen und nicht zugänglichen Spalt übergeht. „Man kann erkennen, dass dort von oben irgendwo Licht einfällt.“

Eiskeller nicht die einzige Höhle
Der Hohlraum des ehemaligen Eiskellers ist nicht der einzige Unterschlupf im nördlichen, und westlichen Bereich des Steilhangs am Galgenberg, der auch Höhlenstein genannt wird.
Nur wenige Meter stadteinwärts ist ein weiterer zugemauerter Felsvorsprung zu finden. Und auch im höher gelegenen Gebiet gibt es Luken und Spalten und Felsvorsprünge. „Im Krieg wurden die Höhlen von den Menschen als Bunker genutzt“, erzählt Peter Marx.
Auf der Internetseite der Stadt ist außerdem zu erfahren: „Im Rahmen des Eisenbahnbaus 1890 erfolgte der Durchstich durch den Höhlenstein. Es wurden mehrere Höhlen angeschnitten, die zum Teil in Verbindung standen.“

Kulthandlungen und Verbrennungsstätten
Außerdem ist die Rede davon, dass in den Höhlen ganze Skelette mit Beigaben wie Keramik und Schmuckteilen gefunden wurden. Am Nordabhang habe man in den 1920er Jahren gebrannte Keramik und einzelnen Schmuckteile in Ascheschichten in Höhlen und auf Felsvorsprüngen gefunden, die auf die Bronzezeit zurückzuführen sind.
Auch Relikte aus keltischer Epoche kamen zutage. Alle Funde weisen demnach auf Kulthandlungen und auf Verbrennungsstätten hin.