Immendingen-Zimmern Der Rückblick verdeutlicht: Vor 80 Jahren, Ende April 1945, erlebte Zimmern die wohl schrecklichsten Tage in seiner Geschichte. In der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs war die Gemeinde durch die Fliegerangriffe auf den nahe gelegenen Lokschuppen der Bahn in bedrohliche Situationen geraten. Vor diesen Angriffen suchte ein Teil der Bevölkerung in den umliegenden Wäldern Schutz. Für Frauen und Kinder waren dort Hütten gebaut worden. Weitere Einwohner flüchteten in Keller und Notbunker.
Am 21. April 1945 erreichten gegen 20 Uhr die ersten französischen Panzerspähwagen Zimmern. Die Übergabe des Ortes ging reibungslos vor sich. Die Bevölkerung musste Gegenstände wie Waffen, Munition, Fotoapparate und vieles mehr abgeben. Die Sachen wurden abtransportiert und die Soldaten verließen den Ort wieder. Die schwärzesten Tage sollten jedoch noch über die Gemeinde hereinbrechen. In der Frühe des 25. Aprils, gegen vier Uhr, erwachte die Bevölkerung durch die in den Ort einmarschierenden deutschen Soldaten. Diese kamen mit ihren Fahrzeugen aus Richtung Öfingen durch das Amtenhauser Tal. Sie waren unter beträchtlichen Verlusten in Bad Dürrheim durchgebrochen und wollten in südliche Richtung entkommen.
Unter ihnen befand sich auch der aus Wolfschlugen bei Stuttgart stammende Emil Bauer, Adjutant eines Zugführers. Er berichtete später über die Situation: „In Öfingen brannten Häuser an mehreren Stellen. Ich musste schwere Luftangriffe über mich ergehen lassen. Den Durst stillte ich mit Wasser, das aus dem Berg kam. Auf dem Talhof angekommen, kam ich gerade dazu, als beim Anwesen Lehmann ein Grabhügel für einen gefallenen Kameraden zurechtgemacht wurde“.
Obgleich am darauffolgenden Tag die letzten deutschen Soldaten Zimmern verlassen hatten, war eine lebhafte Fliegertätigkeit zu beobachten. Das Brummen in der Luft verhieß nichts Gutes. Der 26. April 1945 sollte zum Schicksalstag für das Dorf werden: Gegen 13 Uhr kam der erste Schlag. Französische Flugzeuge warfen Brandbomben über dem Ort ab, wohl in der Annahme, Zimmern sei noch in der Hand von deutschen Truppen. Fünf Häuser standen im Brand. Mit vereinten Kräften waren auch Frauen und Mädchen dabei, die Brände einzudämmen, als es schon wieder Fliegeralarm gab. In einem zweiten, weitaus schrecklicheren Angriff, der in drei Wellen erfolgte, regnete es geradezu Brandbomben. Weitere 13 Anwesen gerieten in Brand, im Dorf waren überall Flammen zu sehen. Die Bewohner konnten nur noch versuchen, das Übergreifen des Feuers auf benachbarte, nicht getroffene Gebäude zu verhindern. Als kein Löschwasser mehr zur Verfügung stand, setzte man notgedrungen Jauche ein. Der Tag kostete Karoline Schwörer, Mutter von fünf Kindern, die Splitterverletzungen erlitten hatte, das Leben. Sieben deutsche Soldaten fielen bei den Kämpfen um Zimmern. 40 Prozent der Gebäude des Dorfes waren vernichtet. Der Kirchturm stürzte durch einen Artilleriebeschuss aus Richtung Witthoh auf die Straße. Zur weiteren Belastung des Dorfes rückten am Abend noch Panzertruppen mit Franzosen und Marokkanern ein, die sich in den verbliebenen Häusern einquartierten.
Die Brandgeschädigten standen nicht nur vor ihren rauchenden Ruinen, sondern hatten sowohl das Inventar als teilweise auch das Vieh verloren. Nahezu unmenschliche Leistungen waren zu erbringen, um dem Chaos Herr zu werden, was durch die lobenswerte Zusammenarbeit der Einwohner etwas erleichtert wurde. Über 40 auf der Gemarkung liegende tote Pferde mussten vergraben und umherirrende Rösser eingefangen werden. Die Aufräumarbeiten liefen am 7. Mai an. Die Kirche wurde gegen Regen abgedichtet. Im Gewann Bilgösch erstellte man eine große Notscheune, die den ausgebombten Landwirten Platz zur Unterbringung der nahen Heuernte bot. Beim Wiederaufbau bereitete die Beschaffung des notwendigen Baumaterials große Probleme. Insbesondere Ziegel waren kaum zu bekommen.