Vor nahezu 90 Jahren hat man in Immendingen ein ehrgeiziges, damals in ganz Deutschland einzigartiges Projekt geplant und in Angriff genommen: den Bau eines 50 mal 60 Meter großen geologisch-topographischen Freilichtreliefs mit der Bezeichnung „Schwarzwald-Bodensee“.

Als Standort wählte man die leicht geneigte Freifläche zwischen der Waldstraße und der Bismarckstraße aus. Nach den Plänen des geistigen Urhebers dieser Idee, Professor Wilhelm Paulke, Direktor des Geologisch-Mineralogischen Instituts der Technischen Hochschule Karlsruhe, sollten mit dem Freilichtrelief nicht nur die Topografie, sondern auch die geologischen Verhältnisse Südbadens im Bereich von Offenburg bis zum Bodensee und die Beziehungen von Gesteinsmaterial, Siedlung und Kulturen dargestellt werden.

Relief zusammen mit Sammlungsgebäude geplant

Zudem war ein sogenanntes Sammlungsgebäude geplant, in dem weiteres Anschauungsmaterial gezeigt werden sollte. Dabei war an Kartenprofile, instruktive Zeichnungen, an eine Sammlung von Gesteinsfundstücken und Fossilien gedacht. Das Umfeld des Reliefs sollte mit der Flora des dargestellten Gebietes bepflanzt werden.

In Zusammenarbeit mit dem damaligen Badischen Kulturministerium packte die Gemeindeverwaltung das Projekt an. Man versprach sich mit dem Vorhaben auch eine Belebung des Fremdenverkehrs. Schon früh hatte man in Immendingen die Chance erkannt, die Schönheit der Landschaft für den Fremdenverkehr nutzbar zu machen.

Projekt sollte 25.000 Reichsmark kosten

Für die wissenschaftliche Betreuung stellte das Ministerium fünf Lehramtsassessoren zur Verfügung. Die Realisierung des ambitionierten Projekts war in drei Bauabschnitten vorgesehen. Auf die Erdarbeiten sollte der Bau des Sammlungsgebäudes folgen und schließlich als dritte Stufe die Modellierung des Reliefs vorgenommen werden. Nach den Akten im Gemeindearchiv lautete der Kostenvoranschlag auf 25.000 Reichsmark bei einer Zuschusserwartung von 10.000 Mark, geleistet von der Akademikerhilfe, dem Unterrichtsministerium und dem Schwarzwaldverein.

An der Ecke Waldstraße – Bismarckstraße stand einst das für das geplante Freiluftrelief erstellte Sammlungsgebäude. Das Gebäude ...
An der Ecke Waldstraße – Bismarckstraße stand einst das für das geplante Freiluftrelief erstellte Sammlungsgebäude. Das Gebäude hat sich jedoch nicht erhalten, heute steht an dieser Stelle ein Wohnhaus. | Bild: Archiv Hiestand

Nach zuvor abgeschlossener Planung wurde am 1. Dezember 1934 mit den Erdarbeiten begonnen. Diese wurden aufgrund der damals hohen Arbeitslosigkeit als Notstandsarbeiten von Hand im Akkord durchgeführt, für 1,40 Reichsmark je Kubikmeter.

Anfang April 1935 konnten die Erdarbeiten abgeschlossen werden. Es schloss sich der Bau des Sammlungsgebäudes an. Das Bauholz stellte das Haus Fürstenberg zum halben Preis zur Verfügung. Der süddeutsche Zementverband lieferte zehn Tonnen Zement zum Selbstkostenpreis von 270 Reichsmark. Das Gebäude war im März 1936 fertiggestellt.

Erste Zweifel wurden laut

Für das eigentliche Relief gab es Finanzierungsprobleme. Es zeigte sich, dass der Kostenvoranschlag bei Weitem nicht eingehalten werden kann. Allein für die Modellierung lautete die aktualisierte Berechnung auf 40.000 Reichsmark. Im August 1936 kamen zu dem Vorhaben kritische Stimmen von der NSDAP-Kreisleitung in Konstanz.

Das Projekt wurde infrage gestellt, zumal die finanzschwache Gemeinde mit einem hohen Aufwand Wasserversorgungsanlagen zu erneuern hatte. Trotz der Bedenken wurde das Projekt weiter vorangetrieben mit dem Ziel, dieses bis zum Sommer 1937 vollenden zu können.

Doch dies blieb ein Wunsch. Nach einer gemeinsamen Sitzung von Gemeinderat und der Kreisleitung am 6. Juli 1937 kam das Aus. Das Bezirksamt Donaueschingen schrieb an die Gemeinde: „Sie werden veranlasst, umgehend die Einstellung sämtlicher Arbeiten und die Rücknahme von Bestellungen durchzuführen. Es dürfen keine neuen Arbeiten vergeben oder begonnen werden“. Bisher hatte die Gemeinde 29.835 Reichsmark aufgewendet und damit in den Sand gesetzt.