Es gibt Anlässe, die zu den schönsten Momenten im Leben von Menschen zählen: Eine Hochzeit zählt dazu. Neben der standesamtlichen Trauung wollen die meisten Paare noch eine weitere Feier. Sei es eine Hochzeit in der Kirche oder aber eine Feier mit einem freien Hochzeitsredner.
Andreas Lutsch aus dem Geisinger Ortsteil Kirchen-Hausen ist ein solcher Hochzeitsredner. Der Lehrer, der an der Realschule Immendingen Deutsch und Religion unterrichtet, übt diesen Zweitjob seit vier Jahren aus und hat seither mehr als 30 Brautpaaren einen unvergesslichen Tag beschert.

Schon 2016 hat er bei einem Cousin die Hochzeitsfeier mitgestaltet – das hat ihm damals Spaß gemacht und er entschied sich dann, sein Glück als professioneller Hochzeitsredner zu versuchen.
Und Hochzeitsredner sind immer gefragter, denn freie Trauungen haben in den letzten Jahren einen beispiellosen Anstieg an Popularität erlebt. Gemäß einer Studie der Onlineplattform Weddy Place hat nur ein Drittel der befragten Brautpaare kirchlich geheiratet – 35 Prozent haben sich 2024 im Rahmen einer freien Trauung das Ja-Wort gegeben.
Es gibt keine klassische Ausbildung
Aber wie wird man denn nun Hochzeitsredner? Eine klassische Ausbildung gibt es hier nicht, generell kann jeder Hochzeitsredner werden. Man kann aber Kurse besuchen und sich in Rhetorik und dem Schreiben von Reden fortbilden.
Lutsch bringt zudem einen Startvorteil mit. Als Lehrer ist er es gewohnt, vor Menschen zu sprechen. „Ich arbeite täglich mit Kindern und Jugendlichen. Mir ist es dabei wichtig, den Jugendlichen auf Augenhöhe zu begegnen. Mit dem notwendigen Respekt, den ich auch von ihnen erwarte. Mit dieser Liebe und Leidenschaft, denen ich Jugendlichen begegne, übe ich auch meine Tätigkeiten als Hochzeitsredner und Sänger aus.“
Und wie bringt Lutsch seinen Redenservice an den Mann und die Frau? „Meist über Mundpropaganda von Paaren, die bereits eine solche Feier erlebt haben“, so Lutsch.
Mehrere Kennenlerntreffen
Dann aber gibt es einiges zu tun. Nach dem ersten Treffen übergibt Andreas Lutsch dem Paar einen Fragebogen. Dann erst entscheidet sich, ob der Hochzeitsredner und das Paar zusammenfinden.
Danach sind weitere vier bis fünf Treffen vorgesehen, damit sich das Brautpaar und der Redner kennenlernen. Immerhin bekommt der Redner einen sehr intimen Einblick in das Leben des Brautpaares. „Brautpaar und Angehörige sind individuell und darauf gehe ich ein“, so Lutsch.
„Eine Hochzeit wird ja in aller Regel langfristig geplant und es soll ein unvergesslicher Tag werden“, so Lutsch. Bei einer freien Feier geht er speziell auf die Wünsche und die Geschichte des Paares ein. „Das ist bei einer kirchlichen Trauung in dem Umfang in aller Regel nicht möglich“, so Lutsch. Dennoch werden je nach Wünschen des Paares in der Zeremonie auch religiöse Momente eingebaut.
Individuelle Feier
Und dann kommt der große Tag: Jede Feier ist anders und soll das Brautpaar widerspiegeln. Was Lutsch wichtig ist: Dass die Brautpaare einen individuellen Trauspruch haben.
Lutsch zitiert gerne den dänischen Philosophen Sören Kierkegaard: „Die Ehe ist und bleibt die wichtigste Entdeckungsreise, die der Mensch unternehmen kann.“

Lutsch bereitet ja nicht nur den Ablauf der Zeremonie vor, sondern sorgt auch für den musikalischen Rahmen und nimmt als Sänger auch selbst das Mikrofon in die Hand. Angehörige werden ebenfalls mit eingebunden, etwa für Segenswünsche. Die Zeremonie an sich dauert etwa 45 Minuten.
Viel Vorbereitungszeit
50 bis 60 Stunden stecken in einer solchen Vorbereitung auf eine Hochzeit. „Der enorme Zeitaufwand kostet auch Kraft und Energie, mehr als zehn bis zwölf Trauungen pro Jahr sind fast nicht zu bewältigen“, so Lutsch. Doch der Aufwand lohnt sich für Lutsch – besonders auf zwischenmenschlicher Ebene. „Mit vielen Paaren bin ich auch noch Jahre später in Kontakt.“