Löffingen – Der Agri-Solarpark an der Bundesstraße B31 ist fast fertiggestellt und wartet nur noch darauf, ans Netz zu gehen. Noch können sich die Bürger am Agri-Solarpark finanziell beteiligen, was gerade für Löffinger attraktiv sein könnte. Ende November soll die Agri-Solaranlage, die sich gut ins Landschaftsbild einfügt, eingeweiht werden. Hierzu wird sogar Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir erwartet.
Wann allerdings die Photovoltaik-Anlage von Landwirt und Unternehmer Wolfram Wiggert und der Firma Next2Sun an Stromnetz angeschlossen wird, ist noch nicht ganz klar. Die Einspeisung aus erneuerbaren Energien ist erst nach dem Anschluss an die Hochspannungsleitung möglich. Die Agri-Solaranlage soll 4,3 Megawatt Leistung bringen. Die entspricht einem jährlichen Stromverbrauch von über 4000 Menschen, also der Hälfte der Bürger von Löffingen.
Den Plan eines Investors, auf der rund 12 Hektar großen, hauptsächlich gepachteten Acker- und Wiesenfläche einen konventionellen Solarpark zu errichten und damit die landwirtschaftliche Bewirtschaftung komplett auszuhebeln, hat Landwirt Wolfram Wiggert angespornt, nach Alternativen zu suchen. In erster Linie sollten Solaranlagen auf Dächern, Fassaden, Zäunen und über versiegelten Freiflächen wie Parkplätzen, und erst dann auf landwirtschaftlichen Flächen gebaut werden, so seine Ansicht. Die Fläche, die nicht mehr für die Landwirte zu Verfügung gestanden hätte, wäre größer gewesen, als die Stadt Löffingen in 15 Jahren bebauen würde. Natürlich sei es für Eigentümer wirtschaftlich interessanter, statt einer Bewirtschaftung durch einen Landwirt an einen Investor zu verpachten, war ihm klar.
Also suchte Wiggert nach einer Lösung, Landwirtschaft und Ökostrom miteinander verbinden zu können, und wurde mit der Agri-PV-Anlage der Firma Next2Sun fündig. Es gebe mehrere Vorteile für diesen Anlagentyp, so Wiggert. Zum einen die Module, die nach Ost-West gerichtet sind und auf beiden Seiten die Sonnenenergie aufnehmen könnten. Da die meisten Solaranlagen nach Süden ausgerichtet seien, gebe es nachmittags ein Stromüberangebot, deshalb sei auch der Strompreis dann niedrig oder sogar unter Null. Der Löffinger Agri-PV-Solarpark nutzt dagegen die Morgenstunden und Abendstunden, wenn die Familien zuhause sind und Strom verbrauchen.
Aufgrund der jahrelangen flexiblen Stromvermarktung durch die Biogasanlage des Haslachhofs kennt sich der Löffinger Landwirt bestens damit aus, die Stromproduktion der Nachfrage anzupassen. Das größte Argument dieser Anlage ist für Wolfram Wiggert allerdings die landwirtschaftliche Nutzung: „Wir können noch 90 Prozent der Anlage landwirtschaftlich, ökonomisch und nachhaltig nutzen.“ Zusammen mit dem Team der Projektentwicklung von Next2Sun wurde ein Abstand von 13,5 Metern zwischen den Modulreihen festgelegt, sodass mit den modernen, mit GPS ausgestatteten Traktoren problemlos gearbeitet werden kann, um mit den Gerätschaften den Boden zu bearbeiten.
Erstmals wurden auf 80 Prozent der Fläche drei Module übereinandergestellt, um dadurch eine größere Ausbeute zu erhalten, die aufgrund der breiten Abstände sonst wegfallen würde. Die restlichen 15 Prozent sind so aufgestellt, dass das Weidevieh darunter Sonnen- und Wetterschutz findet. Die Hecken bleiben erhalten. Zusätzlich wurde ein Stromspeicher mit einer Kapazität von 1200 Kilowattstunden integriert, um den produzierten Strom sinnvoller und ertragreicher ins Netz einspeisen zu können.
Landwirtschaftlich möchte der Agraringenieur Wiggert einiges ausprobieren. Als Weide- und Grünfutterfläche werde es überhaupt keine Probleme geben, als Anbaufläche einige Einschränkungen. Durch den vielfältigen Pflanzenanbau und den etwa 1,3 Meter breiten, unbearbeiteten Streifen unter den Modulreihen verbessere sich Biodiversität und Erosionsschutz. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil der Module sei deren Funktion als Windbremse, denn der Wind trockne den Boden oft stark aus. Der zwei Meter hohe Solarzaun dürfte auch für den Wolf – wenngleich der bisher in Löffingen nicht gesichtet wurde – ein Hindernis sein.