Sport kann jung und fit halten. Ein Beispiel dafür ist Herbert Heinzmann aus St. Georgen. Er zählt zu den ältesten Mitgliedern des Turnvereins St. Georgen und ist mit 96 Jahren fast so alt wie die Handballabteilung, die 2025 ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Heinzmann hat die Anfänge mitbekommen und ist der älteste noch lebende ehemalige Feldhandballer des TV.

In seiner Jugend war er aber nicht nur als Handballer aktiv, sondern auch als Turner, Skispringer und Leichtathlet. Aus seinem langen und sportlichen Leben hat der drahtige Bergstädter einiges zu erzählen. Er erinnert sich noch gut an seine sportlichen Anfänge. Wie er im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärt, hat er während des Zweiten Weltkriegs mit Turnen angefangen.

Herbert Heinzmann (96) macht seit über 80 Jahren Sport.
Herbert Heinzmann (96) macht seit über 80 Jahren Sport. | Bild: Werner Müller

1948 wird der Turnverein wieder gegründet

„Es gab in St. Georgen bereits Wettkämpfe zwischen Mannschaften der Volksschule und Bürgerschule, bis 1946 der allgemeine Sportverein gegründet wurde“, erinnert sich Herbert Heinzmann. Nach der Wiederzulassung der Sportvereine durch die französische Verwaltung fand 1948 die Neugründung des Turnvereins statt. Von da an kamen immer mehr Mitglieder, um sich sportlich zu betätigen. „Es war damals so, dass Breitensport betrieben wurde.“ Eine Spezialisierung der Abteilungen war damals nicht erkennbar.

„Für mich war die sportliche Betätigung die Nebenherbeschäftigung im Sommer mit Leichtathletik.“ Das Angebot war groß, und so war Herbert Heinzmann in mehreren Sportarten aktiv.

Leidenschaftlicher Skispringer

Das Skispringen war eine weitere seiner Leidenschaften. Damals fand Skifahren noch im Turnverein statt. Später, mit dem Skiverein, wurde ein neuer Verein gegründet. Hier erlebte auch das Skispringen seinen Aufschwung in St. Georgen. Immer neue Mitglieder stießen dazu. Die eigenen Sprungschanzen am Kohlbühl wurden zu wichtigen Austragungsorten von Meisterschaften. Zahlreiche Skispringer waren aktiv, trugen Erfolge in die Bergstadt und den Namen St. Georgen nach außen.

In Frauentracht über die Schanze

Mit dem Sieben-Hippen-Wieble als Eröffnungsspringer hatte die St. Georgener Skisprungabteilung ein Alleinstellungsmerkmal unter den Schwarzwälder Skisprungvereinen. Ein Skispringer, verkleidet in St. Georgener Frauentracht, ging als Eröffnungsspringer über den Bakken der Schanze.

Etliche Jahre war Herbert Heinzmann dieser Eröffnungsspringer, um danach selbst am Skispringen teilzunehmen. „Mit der Hippe bin ich manchmal weiter gesprungen als im Wettkampf“, schmunzelt Heinzmann.

Einige Jahre hat Herbert Heinzmann als Siebe-Hippe-Wieble das Skispringen in St. Georgen eröffnet. Bilder: Werner Müller
Einige Jahre hat Herbert Heinzmann als Siebe-Hippe-Wieble das Skispringen in St. Georgen eröffnet. Bilder: Werner Müller | Bild: Werner Mueller

Mit Handballspielen hat Heinzmann im Alter von 16 Jahren begonnen. Damals war in Deutschland das Feldhandballspiel weit verbreitet. Dem Turnverein St. Georgen kam zugute, dass der eigene Handballplatz auf dem Roßberg, neben dem Fußballplatz, genutzt werden konnte. Der gemeinsame, aktive Mannschaftssport war attraktiv und ab 1946/47 wurde Heinzmann als Stammspieler eingesetzt.

Er erinnert sich an einen Spieltag in Schenkenzell im Kinzigtal. Spieler der Heimmannschaft waren noch mit der Heuernte beschäftigt. Die Gäste aus St. Georgen kamen auf die Idee, derweil ein Bad in der Kinzig zu nehmen. Im Nachgang stellte sich diese Idee als nicht vorteilhaft heraus. Die Spieler aus St. Georgen, berichtet Heinzmann, hatten sich beim Schwimmen verausgabt und verloren prompt das Spiel.

Mit dem Viehtransporter zum Spiel

Eine weitere Begebenheit war, wie die St. Georgener Mannschaft zu einem Spiel von Offenburg nach Zunsweier gebracht wurde. Vom Gastgeber wurde zugesagt, dass der Transport funktionieren würde. Nur, dass das Fahrzeug wegen eines Schadens nicht fahrbereit war. „Zu unserer Überraschung wurde dann ein Viehtransporter vorgefahren, der uns nach Zunsweier brachte.“ Schwer vorstellbar, lacht Heinzmann, dass so etwas im heutigen Spielbetrieb vorkommen könnte.

Jeden Abend Sport oder die dritte Halbzeit

Herbert Heinzmann hatte in seinen jungen Jahren einen mit Sport durchgetakteten Wochenablauf. Jeden Abend war er in einem anderen Training. Am Montag war das Schülerturnen angesagt. Der Dienstag war der Leichtathletik gewidmet. Zum Geräteturnen hätten sich die Teilnehmer am Mittwoch getroffen. Der Donnerstag war dem Handballtraining vorbehalten. Am Freitagabend aber, „da trafen wir uns zur Spielerversammlung im Vereinslokal Deutscher Kaiser“.

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„Dieses Treffen wurde als dritte Halbzeit bezeichnet“, schmunzelte Heinzmann. Dort wurde das Sportwochenende besprochen und beispielsweise festgelegt, wer das Sägemehl zur Spielfeldmarkierung zu besorgen und mit dem Ziehkarren vom Zimmermann Rosenfelder auf den Roßberg zu transportieren hatte. Und wehe, es hat geregnet. Dann musste das Markieren wiederholt werden. Das war unangenehme Arbeit. Doch sich zu drücken, galt als unehrenhaft.

Wie viele Handballtore er geschossen hat, kann Herbert Heinzmann nicht mehr sagen. „Spiele und Tore zu zählen, habe ich aufgehört.“ Doch was er sagen kann: Der Sport hat ihn fit gehalten.