St. Georgen Die Bergstadt ist auf dem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung einen Schritt weiter. Der Gemeinderat stimmte der Vergabe von Planungsleistungen zu. Das Großprojekt soll sicherstellen, dass die Wohnadressen sicher und klimaschonend beheizt werden können. Ziel wird es unter anderem sein, die vorhandene Infrastruktur des Gasnetzes zu nutzen.
Bei der kommunalen Wärmeplanung haben sich die Gemeinden St. Georgen, Niedereschach und Deißlingen zusammengeschlossen, um Maßnahmen zu bündeln und Kosten zu teilen. Bis 2028 sollen die Planungen abgeschlossen sein, bis 2045 wollen die Gemeinden eine klimaneutrale Wärmeerzeugung anbieten können. Hierbei, so betonte Stadtbaumeister Alexander Tröndle, sei wichtig zu wissen, dass 65 Prozent aus erneuerbaren Energien bestehen müssen. Das sei allein mit Photovoltaikanlagen nicht zu schaffen.
Tröndle erläuterte das mehrstufige Verfahren, das in den Planungsleistungen enthalten ist, das die Rieker Planungsgesellschaft in Frankfurt am Main zum Angebotspreis von rund 74.760 Euro erhalten hat. Insgesamt wurden sechs zu wertende Angebote abgegeben. Demnach werde in einer Bestandserhebung zunächst der Wärmebedarf und -Verbrauch und der bestehenden Versorgungsstruktur (Gas, Öl, Heizzentralen, Speicher) erfasst.
In einer anschließenden Potenzialanalyse werde dann festgestellt, wo etwa Unternehmen, aber auch Krankenhäuser und Altenheime oder Fitnessstudios, in denen viel Heißwasseraufbereitung für Duschen und Baden stattfindet, vorhanden sind. In einem weiteren Schritt soll ein Versorgungsszenario erstellt werden inklusive einer Einteilung von Eignungsgebieten für Wärmenetze und Einzelversorgung. Abschließend soll dann ein spezifisch auf die jeweiligen Eignungsbiete und Quartiere zugeschnittener Maßnahmenkatalog erstellt werden.
Basierend auf einem Verteilerschlüssel, der sich nach der Einwohnerzahl der drei Gemeinden richtet, muss die Stadt St. Georgen sich an der Vergabesumme von 74.580 Euro mit 51 Prozent beteiligen, was in Summe 38.350 Euro bedeutet. Gleichzeitig erhält die Stadt, die auch federführend in dem Verfahren ist, von der Fördersumme in Höhe von 94.090 Euro einen Anteil in Höhe von 28.527 Euro. Wie Tröndle sagte, habe das Planungsbüro von sich aus zugesichert, die ihnen übertragenen Aufgaben innerhalb von zwölf Monaten umzusetzen.
Peter Fichter (SPD) wollte wissen, was ein kommunales Wärmenetz für private Eigentümer von Bestandseigentum bedeutet. Tröndle erläuterte, dass im Falle einer Heizungserneuerung dann entweder eine energetische Haussanierung ansteht oder der Anschluss ans Wärmenetz erfolgen muss. „Ein gewisser Druck ist da“, machte Tröndle deutlich.
Ernst Laufer (CDU) fragte, was passiert, wenn sich ein Hausbesitzer eine neue Heizung nicht leisten kann? „Der hat es kalt“, so Tröndle pragmatisch.
Oliver Freischlader (SPD) brach eine Lanze für den Anschluss an ein kommunales Wärmenetz. Zwar sei der Kilowattpreis etwas teurer, „dafür hat man keine Investitionskosten für eine neue Heizung und braucht sich um keine Wartung und Reparatur mehr kümmern. Und wenn die volle Kohlenstoffdioxid-Bepreisung kommt, hat man mit der Nahwärme einen konkurrenzfähigen Preis.“ Kirsten Heinzmann (Grüne Liste) kann sich vorstellen, dass ein Nahwärmenetz gerade auch für junge Familien attraktiv sei, die somit keine hohen Investitionen für eine neue Heizungsanlage tätigen müssen.
Deutschlandweit gilt kommunale Wärmeplanung als entscheidender Hebel bei der Senkung der Treibhausgasemissionen. 50 Prozent der Treibhausgase entstehen in Deutschland bei der Wärmeerzeugung für Gebäude. Statistisch heizt jeder Zweite im Land mit Gas und jeder Vierte mit Heizöl. Von den fossilen Brennstoffen will man sich aus Umweltschutzgründen, aber auch wegen politischer Abhängigkeiten verabschieden. Wärmeplanung heißt schlussendlich die Verbindung möglichst vieler Wärmekunden in Wohngebieten mit regenerativen Energiequellen.