Wenn am schmotzigen Donnerstag in Villingen die Straßenfastnacht ihren ersten närrischen Höhepunkt erreicht, werden die Mitarbeiter von Pro Familia und der Fachstelle Sucht wieder mit einem Informationsstand vor Ort vertreten sein und Jugendliche und junge Erwachsene über die Themen Alkoholkonsum sowie Liebe und Sex aufklären.

Fasnet und Alkohol – das gehört für viele Menschen zusammen. In ausgelassener Runde unter Freunden feiern und dabei alkoholische Getränke zu konsumieren, ist in vielen Kreisen und Cliquen normal.

Aufklärung über Alkohol, Liebe, Verhütung

Auch die eine oder andere Liebelei nimmt an der Fasnet oft ihren Lauf. Oder wird jäh beendet.

Unter dem Motto „Narri-Narro – Saufen, Sex und Co.“, wollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Pro Familie und der Fachstelle Sucht auch dieses Jahr wieder eine Anlaufstelle sein. „Wir wollen den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein niedrigschwelliges Angebot machen, sich zu informieren“, erklärt Katja Pissedu von Pro Familia.

Und zwar ganz ohne erhobenen Zeigefinger, „sondern mit viel Spaß und ganz ungezwungen“, wie Pia Wenzler von der Fachstelle Sucht ergänzt.

Etwas zu essen – wie hier Brezeln – und zu trinken bieten die Fachstelle Sucht und Pro Familia wieder an Fastnacht für Jugendliche unter ...
Etwas zu essen – wie hier Brezeln – und zu trinken bieten die Fachstelle Sucht und Pro Familia wieder an Fastnacht für Jugendliche unter 18 Jahren in der Villinger Färberstraße. Denn die jungen Narren dürfen aus Jugendschutzgründen nicht in Gaststätten gehen (Archivbild 2020). | Bild: Matthias Jundt

Vor dem Irish Pub in der Färberstraße werden die beiden Organisationen ihren Bus aufbauen. „Da drin ist ein Sofa und es ist warm, da können sich die jungen Leute aufwärmen, ein heißes alkoholfreies Getränk genießen“ und sich mit gespendeten Backwaren stärken.

Essen, trinken und aufwärmen

Oft ist die dort erhaltene Brezel dann das einzige Essen seit vielen Stunden, das die jungen Feiernden zu sich nehmen. Auch das Angebot, sich mal aufzuwärmen, nehmen viele junge Menschen gerne in Anspruch. „In die Kneipen dürfen sie richtigerweise nicht. Und sonst gibt es für die jungen Narren kaum einen Ort, an dem sie sich aufwärmen und aufhalten können“, sagt Wenzler.

Am Stand kommen die Besucher dann ganz ungezwungen mit den Fachleuten der Suchtstelle ins Gespräch. „Manche kennen uns noch vom Vorjahr“, freut sich Ines Hädrich, die bei der Fachstelle Sucht in der Prävention tätig ist.

Jugend von heute ist aufgeklärter

Seit fast 20 Jahren gibt es das Fastnachtsangebot der Fachstelle Sucht und Pro Familie. Spürt man eine Veränderung, dass junge Menschen heute anderes mit den Themen Alkoholkonsum und Verhütung umgehen? „Ja, durchaus“, sagt Katja Piseddu. So seien die jungen Menschen heute pflichtbewusster bei Themen zur Sexualität „und auch aufgeklärter“, wie Wenzler sagt.

Die Villinger Färberstraße ist an Fastnacht ein Anziehungspunkt zahlreicher junger Leute. Diese Aufnahme stammt von der Fasnet 2023.
Die Villinger Färberstraße ist an Fastnacht ein Anziehungspunkt zahlreicher junger Leute. Diese Aufnahme stammt von der Fasnet 2023. | Bild: Sprich, Roland

Längst nicht alle sind alkoholisiert

Die Fachkräfte, die am schmotzigen Donnerstag zusammen mit ehrenamtlichen Helfern den Stand betreuen, stellen auch fest, dass längst nicht jeder Jugendliche an der Fasnet alkoholisiert ist. „Es gibt auch genügend junge Menschen, die gänzlich ohne Alkohol auf der Fasnet unterwegs sind. Sei es aus Überzeugung, aus gesundheitlichen Gründen. Oder weil sie der Fahrer einer Gruppe sind“, wie Wenzler sagt.

Das wird im Bus geboten

Was erwartet die Besucher an dem Bus in der Färberstraße? „Wir laden sie zu einem warmen, alkoholfreien Getränk und einem Snack ein. Wir spielen Glücksrad, bei dem es lustige Fragen zu verschiedenen Themenbereichen zu beantworten gilt. Und beim Tabu-Spiel müssen Begriffe umschrieben werden, ohne bestimmte Worte zu benutzen“, verrät Sandro Herrmann, der aktuell sein Fremdpraktikum bei der Fachstelle Sucht absolviert.

Selbsttest mit dem Alkomat

Auch können die Besucher am Stand ihren Atemalkoholgehalt mit einem Alkomat testen. Und es werden kostenlos Kondome verteilt.

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Nicht selten kommen Jugendliche und junge Erwachsene im Nachgang auch zu einem persönlichen Beratungstermin zu Pro Familia oder bei der Fachstelle Sucht, „weil sie uns dann schon kennen und die Hemmschwelle für ein Einzelgespräch nicht mehr so groß ist“, wie Katja Piseddu sagt.