Samt und Seide im Zirkus: diesen Akt absolvierten die Alten Jungfere an ihren beiden Abenden in Villingen mit Bravour. Die Damen lieferten in der eigenen Manege einmal mehr ein ganz großartiges Programm.

Einzug mit Jonglage und Musik
Die Jungfere bewiesen feinen Spürsinn für die richtige Wortakrobatik, sangen, tanzten und zauberten, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Schon der Einzug der Gruppe mit Jonglage und Musik zeigte, dass der Abend im Theater am Ring vieles erwarten ließ.
Von den Tanzmausbolle Kiri und Heike
Gleich zu Beginn hätte man mit den beiden „Tanzmausbolle“ Kiri Lauterbach und Heike Görlacher beinahe Mitleid haben müssen, wäre ihr vermeintliches Schicksal nicht das, zweier Seiltänzerinnen mit „Talent wie Zement“ gewesen. Die beiden Grazien mussten schließlich erkennen: „A Ballerina wirsch du keine.“ Dem Publikum konnte dies egal sein, denn unterhaltsam war der Weg zur Erkenntnis allemal.
Nix mit Amore
Erstmal „nix mit Amore“ wurde es für Ulrike Degen als Augustin und Harlekin Nicole Frey. Doch schon bald war alles „molto bene“ und vergessen der Schmerz. Die Klarinetten wurden gezückt und ein fröhliches Lied erklang.
Später am Abend dann die traurige Nachricht: „Amore hätt doch net klappt“. Alternativ geht es auf die Fasnet.
Wer braucht schon Sirringhaus, wenn man die Jungfere hat
Dass sie mit ihrer Zauberei allemal mit dem Familienfreizeitpark und Didi Sirringhaus mithalten könne, dessen war sich Maike Bicker ganz sicher. Fluchs zauberte sie ja dann auch Häschen Bettina Haas aus dem überdimensionalen Hut.

Auch Raubtiere dürfen nicht fehlen
Ein Zirkus ohne Raubtiernummer: den sollte es bei den Jungfere ungeachtet aller Proteste der Tierschützer nicht geben. Zum Tiger auserkoren wurden Ulrike Merkle und Claudia Bick-Würth. Um in der Manege auch wirklich gut auszusehen, nahmen sie die Besucherinnen mit in ihre Garderobe. Puderquaste und Spiegel waren interessant. Viel interessanter aber die Gedankengänge der beiden: Was für ein Zirkus. Im Gemeinderat war der Katzenjammer groß, wähnten sich die beiden in guter Gesellschaft.


Zum großen Schaulaufen der Jungfere mit ihren vielfältigen Zirkus-Talenten traf man sich schließlich noch vor der Pause auf der Bühne. Feuerspucker, Sägekünstler, Gewichtheber und Schlangenfrau: sie alle versammelten sich zu Darbietung und Gesang. Deutlich wurde unter anderem: Gerne dürfen künftig noch mehr bei den Alten Jungfere mitmachen. Doch neue Jungfere zu finden, ist eine Herausforderung.
Rundumschlag quer durch die Kommunalpolitik
Einen gelungenen Rundumschlag quer durch die Kommunalpolitik und andere Themen hatte Evi Blaser als Popcorn-Verkäuferin parat. Zuhause ist dort, wo die Menschen zuerst mit dem Nachnamen und dann dem Vornamen genannt werden. Schon bald ist sie beim Lieblingsthema des Abends angekommen: den Männern im Allgemeinen und im Besonderen.
Die Luftschlösser des Oberbürgermeisters sezierte die Oberjungfer feinsäuberlich mit scharfer Klinge. Ein Beispiel gefällig? „Wie sollen die Ämter der Stadt zu einem Zentrum für Bildung und Weiterbildung im Rössle passen?“ Klarer Rat an Jürgen Roth: „Der soll sich wieder um den Feinbelag auf den Straßen kümmern. Mehr hat er noch nicht zustande gebracht.“

Bastion der Männer ist gefallen
Die Schwenninger Narrenzunft Schwenningen sparte die Oberjungfer außerdem ebenso wenig aus, wie die Villinger Narrozunft. „Schade, dass sich die Schwenninger Zunft nicht hinter ihr Ballett gestellt hat“, nahm sie Bezug auf den Skandal des vergangenen Jahres. An die Adresse der Villinger gerichtet: Auch, wenn bei der Narrozunft die Bastion der Männer gefallen ist, ist bei den Alten Jungfere klar: Männer, die hier mitmachen wollen, müssen Schnipp-Schnapp machen.

Filigran schließlich der Flohzirkus von Claudia Bick-Würth und Ulrike Merkle. Obligatorisch, dass der Villinger Floh im Rennen den Schwenninger abhängt. Dass der Ministerpräsident allerdings ein sprachliches Double im Flohzirkus besitzt, ist dann doch eher überraschend.

Hier lesen Sie, was am Schmotzige in Villingen alles los war.