Immer mehr Erwachsene laufen beim Kinderumzug am Schmotzigen mit. Das ist inzwischen auch für die Fastnachts-Vereine zu einem kleinen Ärgernis geworden. Sie appellieren: „Lasst den Kindern den Kinderumzug.“ Und versuchen selbst gegenzusteuern. Drei Beispiele, wie das gelingen soll.
Die Zunft will schulen
Kurz musste die Zunft im vergangenen Jahr bangen, ob die Brezeln überhaupt ausreichen. Die traditionell am Ende des Umzugs am Riettor an die Hästräger verteilt werden. „Am Ende haben sie noch gereicht“, sagt Vizezunftmeister Alexander Brüderle.
„Zum Teil laufen vier Leute um einen Schesenwagen und vom Kind sieht man gar nichts mehr“, sagt Brüderle. Und fügt hinzu: „Es ist leider eine Unart geworden, dass zu viele Erwachsene Kinder ausleihen.“
In der jüngsten Generalversammlung haben sie das Thema auch angesprochen. Im besten Fall sollen die Kinder am Aufstellort am Amtsgericht abgegeben und am Riettor wieder eingesammelt werden.
Umzugsbegleitungen stelle die Zunft selbst und könne so auch sicherstellen, dass alle Kinder mitkommen und keins verloren geht auf der Umzugsstrecke. „Klar, dass es Kinder gibt, die noch Betreuung brauchen, aber das sollte im Rahmen bleiben“, sagt Brüderle.
Sie haben sich auch verstärkt auf die Fahne geschrieben, mit den Kinder- und Jugendgruppen Treffen zu organisieren, bei denen das Brauchtum erklärt wird und sich die Kinder schon besser kennenlernen können. Um dann auch beim Umzug ohne elterliche Begleitung mitlaufen zu können.
Am Ende können sie natürlich nur appellieren. „Wegschicken können wir niemanden“, sagt Brüderle. Und sein Appell: „Der Kinderumzug soll wieder zum Kinderumzug werden.“
Die Katzenmusik geht mit gutem Beispiel voran
„So kann das nicht weitergehen, wir müssen was machen“, sagt Dominik Schaaf, Generalfeldmarschall der Katzenmusik. Nicht nur werde der Umzug durch die vielen erwachsenen Hästräger ewig in die Länge gezogen, was für die Kinder nicht gerade schön sei.

Zudem werde den Kindern auch ein wenig die Show gestohlen. „Man merkt die Eitelkeit der Erwachsenen, die gesehen werden wollen. Das muss nicht sein“, sagt Schaaf. Und fügt hinzu: „Es ist der Tag der Kinder, nicht der Erwachsenen. Der ist am Dienstag oder Samstag.“
Drei Erwachsene für ein Kind sei inzwischen Standard geworden, so Schaaf. In ihren Vereinsnachrichten haben sie darum auch den Appell an ihre Mitglieder gerichtet, die Kinder nicht zu begleiten. „Die gehen ja nicht verloren.“ Am Ende könne man sie am Riettor wieder abholen.
Mit gutem Beispiel wollen sie selbst in diesem Jahr vorangehen. „Wir werden uns so gut es geht heraushalten von der Vorstandschaft. Wir werden nur noch mitlaufen, wo es unbedingt nötig ist.“
Die Glonkis appellieren an die Einsicht
„Es hat sich in den letzten Jahren herauskristallisiert, dass es immer mehr wurden“, sagt Glonkivatter Günther Reichenberger. Und: „Letztes Jahr war ganz brutal.“
Sie sprechen auch immer wieder Eltern an beim Durchlaufen vor dem Umzug, dass sie hier eigentlich nicht zu suchen haben und das ein Kinderumzug ist. „Da stehen dann fünf Erwachsene und ein Kind.“ Der ein oder andere, sagt Reichenberger, sehe es ein. Die meisten aber nicht.
„Was will man machen?“, sagt Reichenberger. „Wenn man ihn vorne rausschmeißt, kommt er hinten wieder rein.“ Die meisten, sagt Reichenberger noch, denken einfach nicht daran. „Die denken, das ist ein Umzug und da haben wir Zeit, da laufen wir mit.“