Der Schmotzige Dunschtig naht und mit ihm der traditionelle Kinderumzug in Villingen. Doch leider, so wird verlautbart, stehen nicht mehr die Kinder im Vordergrund des Geschehens, sondern die Erwachsenen.
Früher, so sinniert man, war man als Eltern tatsächlich noch froh, über die betreuungslosen Fasnetstage die Kleinen zumindest für drei Stunden los werden zu können, gut behütet unter den Fittichen der Zünfte und Fasnetsvereine.
Der Umzug wird länger und langweiliger
Deren Schilderungen allerdings, dass immer mehr Erwachsene den Kindern den Umzug streitig machen – ja sogar langweilig, da langwierig in die Länge gezogen – spricht Bände.
Dominik Schaaf, Generalfeldmarschall der Katzenmusik, zählt im Schnitt drei Erwachsene, die ein Kind beim närrischen Gang durchs Städtle begleiten, Glonkivater Günther Reichenberger gar fünf. Fünf Erwachsene je Kind, warum, fragt man sich kopfschüttelnd.
Wollen die Erwachsenen etwa eine kostenlose Brezel?
Liegt es an der Gier nach der kostenlosen Brezel, die es am Ende des Umzugs gibt? Einfachste Lösung, die Brezel geht nur an Kinder, überzählige Erwachsene erhalten höchstens eine Nuss, kostenlos auf den Kopf.
Wobei dann wahrscheinlich ein bauerngleicher Sturmlauf des Protestes einsetzen würde, frei nach dem Motto, wo kämen wir denn hin, wenn erwachsenen Menschen ihre Pfründe agrardieselsubventionsgleich gekürzt werden.
Gestiegene Angst vor Kindeswohlgefährdung
Vielleicht liegt der Grund auch an der gestiegenen Angst vor Kindeswohlgefährdung und einem gesunkenen Vertrauen in die Zünfte aufseiten der Eltern.
Ein Satz lässt in deren mögliche Gedankengänge blicken. „Im besten Fall sollen die Kinder am Amtsgericht abgegeben und am Riettor wieder eingesammelt werden“, so wurde bei der Generalversammlung der Narrozunft verkündet.
Um Himmels willen, abgeben, einsammeln? Als würde man ein altes Möbelstück zum Sperrmüll stellen?
Ein rhetorisches Desaster
Und der Satz „Umzugsbegleitungen stellt die Zunft und kann sicherstellen, dass alle Kinder mitkommen und keines verloren geht“, welch ein rhetorisches Desaster.
Allein die Erwähnung, dass es möglich wäre, dass ein Kind verloren gehen könnte, reicht aus, um eine achtköpfige Patchworkfamilie ins Häs zu zwingen, um ein Kind sicherheitshalber im Umzug zu eskortieren.
Geschiedene Eltern, Stiefeltern und Großstiefeltern
Und dazu braucht es nicht mal eine „Ausleihe von Kindern“, wie Zunftmeister Alexander Brüderle von der Narrozunft es bemerkt haben will.
Denn neben den geschiedenen leiblichen Eltern sind einfach die neuen Stiefeltern, die Großeltern sowie Großstiefeltern als Begleitung dabei, um das Kind zu schützen. Und sich selbst zu präsentieren: Narri, Narro.