Eine Zeitreise unternahm der Katzenmusikverein „Miau“ jetzt bei seinem Ball 2025. Das Aufeinandertreffen von Menschen aus zwei verschiedenen Epochen, die rund 100 Jahre auseinander liegen, war Inhalt der kreativ eingefädelten und höchst amüsant präsentierten Show – pardon, Revue.

Die Besucher waren dem Motto folgend überwiegend im Stil der 1920er Jahre gekleidet, die Damen chic im kleinen Schwarzen, die Herren im Smoking oder im Dandy-Look. Sie fanden sich im Villinger Revuetheater wieder, in das sich die Neue Tonhalle für die beiden Ballabende verwandelte.

Die Gäste erscheinen stilecht im Chic der 1920er Jahre.
Die Gäste erscheinen stilecht im Chic der 1920er Jahre. | Bild: Sprich, Roland

Dabei platzen mitten in die Vorbereitungen einer geplanten Revue vier Mitglieder der Jugendkapelle der Katzenmusik-Musik auf die Bühne. Das Gläschen Absinth, das die Vier zuvor genossen haben, hatte es in sich und katapultierte das musikalische Quartett kurzerhand ins Villingen des Jahres 1925. Soweit die Rahmengeschichte.

Wie anno 1925 marschieren die Katzen in das Lichtspieltheater Neue Tonhalle ein, wo die Besucher eine glamouröse Revue zu sehen bekommen.
Wie anno 1925 marschieren die Katzen in das Lichtspieltheater Neue Tonhalle ein, wo die Besucher eine glamouröse Revue zu sehen bekommen. | Bild: Sprich, Roland

Was sich über die folgenden zweieinhalb Stunden daraus entspann, war gespickt mit närrisch aufbereiteten Begebenheiten, die die jungen Katzenmusik-Musiker der Stadtharmonie trefflich glossierten.

Denn die jungen Besucher aus der Zukunft berichteten den Herren und Damen der Gegenwart, wie sich das Villingen im Jahr 2025 entwickelt hat.

Dabei nahmen die Akteure auch vor den Großkopfeten kein Blatt vor den Mund. Weder, als sie den Ahnen über die Nerv zehrende Baustellensituation („das Einzige, was sich in Villingen bewegt, sind die Baustellenschilder“), noch über fehlgeschaltete Ampelanlagen berichten.

Lachsalven nach Seitenhieb auf die Karnickelzunft

Und schon gar nicht, als sie sich darüber ausließen, dass beim Villinger Fasnetsumzug aufgrund der explosionsartigen Vermehrung mittlerweile fast mehr Narros beim Umzug unterwegs sind als Zuschauer am Straßenrand stehen. Weswegen sie die Traditionszunft kurzerhand in „Historische Karnickelzunft“ umtauften. Was bei den Besuchern Lachsalven und zustimmenden Beifall auslöste.

Ein bisschen Charleston, ein bisschen Burlesque-Stil: Die Tänzerinnen des Damenballetts versetzen das Publikum mit ihren Kostümen und ...
Ein bisschen Charleston, ein bisschen Burlesque-Stil: Die Tänzerinnen des Damenballetts versetzen das Publikum mit ihren Kostümen und ihrem Tanz um 100 Jahre in der Zeit zurück. | Bild: Sprich, Roland

Zwischen den pointenreichen Dialogen der Protagonisten mit Niklas Klein als Ballregisseur Nietnagel, Benno Kilzer als Hausmeister Weber, Alina Kilzer als dessen Enkelin Püppi sowie den in die Vergangenheit gereisten Jungmusikern Marvin Singer, Selina Köhl, Maike Fackler und Pia Mataija gab es für das Zuschauerauge jede Menge tänzerischer Darbietungen.

Sie machen einen auf „Daddy Cool“: die Herren des Männerballetts Doppelzenter.
Sie machen einen auf „Daddy Cool“: die Herren des Männerballetts Doppelzenter. | Bild: Sprich, Roland

Das Kinder- und Girlyballett, das Männerballett Die Doppelzentner und das Damenballett zeigten Tänze, bei denen die Herren mal als tanzfreudige Dandys einen auf „Daddy Cool“ machten, die Damen mal im Charleston-Stil, mal mit dem scherzhaften Hauch des Burlesquen glänzen. Mit Alexander Gambin gab es zudem einen Gesangspart.

Ein bisschen Charleston,ein bisschen Burlesque-Stil, die Damen des Damenballetts versetzten das Publikum mit ihren Kostümen und ...
Ein bisschen Charleston,ein bisschen Burlesque-Stil, die Damen des Damenballetts versetzten das Publikum mit ihren Kostümen und ihremTanz um 100 Jahre in der Zeit zurück. | Bild: Sprich, Roland

Die 1920er Jahre waren auch die Zeit der zunehmenden Emanzipation. Hier witterten zwei junge Damen (Lenya und Sophia Kornhaas) ihre Chancen, eines Tages in die Männerdomäne aufzusteigen. Wie sie von den „Außerirdischen“ erfuhren, haben es bei der „Karnickelzunft“ zwar 100 Jahre später tatsächlich bereits zwei Frauen in den Rat geschafft.

Das Kinderballett in Kostümen der 1920er Jahre.
Das Kinderballett in Kostümen der 1920er Jahre. | Bild: Sprich, Roland

Zerstörter Traum von der Generalfeldmarschallin

Der Traum, dass eine Frau eines Tages der erste weibliche Generalfeldmarschall der Katzenmusik werden dürfte, wurde jedoch jäh zerstört. „Dieser Job ist für die nächsten hundert Jahre fest in Männerhand“, so die Antwort aus der Zukunft.

Großer Auftritt für die grüne Fee: Im Kostüm der Figur, die seinerzeit die berühmt-berüchtigte Mode-Spirituose Absinth symbolisierte, ...
Großer Auftritt für die grüne Fee: Im Kostüm der Figur, die seinerzeit die berühmt-berüchtigte Mode-Spirituose Absinth symbolisierte, steckt Manuel Schaaf. Er haucht der der mystischen Figur temperamentvoll Leben einhauchte. | Bild: Sprich, Roland

Beinahe hätten sich die vier Zeitreisenden in der 1920er-Jahre-Zeitschleife verloren. Wäre da nicht die grüne Fee aufgetaucht, die für den Zeitsprung mit ihrem verhexten Absinth verantwortlich war. Und mit ihren Reizen und ihrem Charme noch einmal ordentlich alles auf der Bühne durcheinander wirbelte. Manuel Schaaf hauchte hier der grünen Fee temperamentvoll und gekonnt Leben ein.

Was wäre der Katzenmusikball ohne einen Hauch von Villinger Kneipenfasnet? Mit den Gassenhauern Dominik Schaaf und Andreas Duffner (Thomas Streit konnte wegen Krankheit nicht auftreten) gab es gewohnt bissige Texte zu bekannten Melodien.

Auch hier waren natürlich die vielen und gesperrten Brücken ein Thema. „Über sieben Brücken musst du geh‘n, doch wenn die Stadt sie sperrt, dann bleibst du steh‘n. Irgendwann wirst Du zuhause sein. Doch vermutlich erst im Sternenschein“, dichteten die Gassenhauer.

Sie hatten natürlich ebenfalls die stundenlange Umzugsparade der Narros in Liedgut verpackt und sangen das Werbelied für das neue Zentralbad. „Pack die Badehose ein, auch der Schwenninger darf rein, und dann ab ins Zentralbad“, intonierte das Duo abschließend aus voller Brust.

Hier sehen Sie noch viele weitere Bilder vom Katzenmusikball.