Vöhrenbach – Ihren 100. Geburtstag konnte sie noch im Dezember feiern, jetzt ist Radegunde Ketterer am 22. Februar verstorben. Zum Gedenkgottesdienst wird am Freitag, 15. März, 14.30 Uhr, in der Pfarrkirche St. Martin in Vöhrenbach eingeladen. Radegunde Ketterer war von 1954 bis 1983 Lehrerin an der Josef-Hebting-Schule in Vöhrenbach. Davor unterrichtete sie von 1948 bis 1954 in Unterkirnach und Hammereisenbach.

Am 12. Dezember 1923 kam Radegunde als zweites Kind der Eltern Wilhelm und Johanna Schnetzler in Neustadt auf die Welt und wuchs mit zwei Geschwistern auf. Bereits im Alter von eineinhalb Jahren verlor sie ihre Mutter, die mit 30 Jahren starb. Der Vater heiratete nach drei Jahren wieder, und dieser Ehe wurden weitere vier Geschwister geschenkt. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, schützte der Vater seine Kinder und schickte sie nicht in die Hitlerjugend. Der Vater wurde 1937 so aus gehobener Position wegen mangelnder Gesinnungstreue von Freiburg nach Donaueschingen strafversetzt.

Das Abitur machte Radegunde Ketterer 1942 am Gymnasium in Donaueschingen. Noch im selben Jahr schickte sie der Vater zur Lehrerbildungsanstalt nach Karlsruhe. 1943 beendete sie das Studium. Sie kam ins Elsaß, wo alle badischen Junglehrer hingeschickt wurden. Kurz vor Kriegsende wurden alle Schulen geschlossen, die Lehrer sollten Schützengräben ausheben. Radegunde Ketterer weigerte sich, lief nach Hause. Der Vater war entsetzt. Er schickte sie ins Rathaus, um ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. So arbeitete sie in einem Vöhrenbacher Industriebetrieb und fuhr mit dem Bregtäler jeden Tag von Donaueschingen nach Vöhrenbach. Als die Fahrt mit dem Bregtäler wegen Beschüssen zu gefährlich wurde, bezog sie ein Zimmer in Vöhrenbach.

Am 15. August 1953 heiratete sie Georg Ketterer aus Hammereisenbach-Bregenbach. Die Töchter Reinhild (1956) und Ortrud (1961) gingen aus dieser Ehe hervor. Gewohnt wurde in Hammereisenbach. 1964 baute die Familie ein Haus am Vöhrenbacher Ochsenberg.

Neben dem Schulleben hatte die Jubilarin ein Herz für Bücher und Gedichte. Viele Gedichte schrieb sie fein säuberlich auf. Viele kennen die Jubilarin auch, weil sie viele Jahre mit Freude die Vöhrenbacher Bücherei betreute.

1992 starb ihr Ehemann. Für Radegunde Ketterer begann eine neue Lebensära. Während ihr Mann ein einfaches und häusliches Leben liebte, nutzte sie jetzt die Zeit zum Reisen. So bereiste sie noch mit 88 Jahren das Land Israel. Nach einem Unfall 2014 wurde das Leben in Vöhrenbach mühsamer, und sie zog ein Jahr später zur Tochter Reinhild nach Ellhofen bei Heilbronn. Seit Mai 2020 lebte Radegunde in Lehrensteinfeld im Pflegeheim.