Wenn ein Außenseiter einen großen Favoriten schlägt, ist die Freude in der Regel besonders groß. Das, was die Handballerinnen der TuS Metzingen am Wochenende erlebten, hätte ein Hollywood-Regisseur nicht kitschiger inszenieren können beim Final 4 der deutschen Handballerinnen-Elite in der Stuttgarter Porsche Arena.

„Der Wahnsinn ging für uns ja schon am Samstag los“, berichtet Svenja Hübner, die aus Uhldingen-Mühlhofen stammt und beim TV Überlingen mit dem Handball begann. „Auch wenn wir es am Ende selbst spannend gemacht haben.“ Das Halbfinale im DHB-Pokal gegen Oldenburg war an Dramatik kaum zu überbieten.

Svenja Hübner mit der Goldmedaille, die sie sogar mit ins Bett nahm.
Svenja Hübner mit der Goldmedaille, die sie sogar mit ins Bett nahm. | Bild: privat

Knapper Sieg reicht für Finaleinzug

Metzingen lag klar vorne, ehe Oldenburg kurz vor Spielende doch noch in Führung ging. Vier Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit glichen die Tussies, wie sie von ihren Fans genannt werden, aus und retteten sich in das Siebenmeterschießen. Dort behielten sie mit 31:30 die Oberhand und standen im Finale.

„Wir haben uns vor dem Final 4 komplett auf Oldenburg fokussiert“, so Svenja Hübner. „Erst am Sonntagfrüh haben wir uns dann per Video auf das Finale eingestellt.“ Und dort wartete die Macht des deutschen Frauenhandballs: BBM Bietigheim. Im vergangenen Jahr ging Metzingen im Pokal-Halbfinale mit 29:39 unter. Auch dieses Jahr war Bietigheim der große Favorit, doch einer glaubte an seine Chance: TuS-Trainer Werner Bösch sagte vor dem Spiel, er habe Schwächen beim Gegner ausmachen können.

„Dann nahm der Wahnsinn seinen Lauf“

„Die Stimmung bei uns war positiv und wir waren schon happy, wieder im Finale zu stehen“, so Svenja Hübner. „Wir wussten, dass wir, wenn überhaupt, eine ganz kleine Chance haben.“ Die erste Hälfte verlief erwartungsgemäß und Bietigheim führte mit zwei Treffern zur Pause. „Doch dann nahm der Wahnsinn seinen Lauf“, sagt die 27-Jährige.

„Als wir um die 40. Minute erstmals in Führung gingen, wussten wir, dass das Spiel noch lange geht.“ Als Bietigheim etwa 90 Sekunden vor dem Ende auf Manndeckung umstellte und Metzingen mit drei Toren vorne lag, rückte die Sensation immer näher.

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„Spätestens als wir in der Schlussminute das 30:28 erzielten, saß bei uns keiner mehr auf der Bank“, erinnert sich Hübner. „Es war wie im Film. Der Traum wurde immer realer und die ganze Halle stand Kopf.“ Da bei der TuS im Vorfeld keiner an einen Pokal-Sieg gedacht hatte, sei die Überraschung emotional umso intensiver gewesen – zumal der Erfolg als erster nationaler Titel in die Vereinsgeschichte eingeht.

Der Feiermarathon begann noch in der Porsche-Arena. Später ging es dann in die Halle nach Metzingen, wo die Fans bereits auf ihre Heldinnen warteten. „Selbst die Bürgermeisterin war mit dabei“, so die Uhldingerin, die schmunzelnd hinzufügte: „Wir haben dann erst einmal die Getränkevorräte in der Halle geplündert.“ Beim Ende der Party bleibt sie dann aber diplomatisch: „Es war eher Montag.“

Sieg fühlt sich wie ein Traum an

Die Medaille als DHB-Pokalsiegerin wurde selbstverständlich mit ins Bett genommen. „Als ich am nächsten Tag aufwachte, suchte ich erst die Medaille, um sicher zu gehen, dass es kein Traum war“, erklärt Svenja Hübner. „Sie ist richtig schwer.“ Der Trainer gab den Spielerinnen am Montag zwar frei, doch trotzdem traf sich fast die komplette Mannschaft kurzfristig am Nachmittag bei Werner Bösch zum Grillen.

„Auch hier hatten fast alle die Medaille um den Hals“, beobachtete Svenja Hübner. Kein Wunder, denn sie ist nicht nur das Zeichen, dass der DHB-Pokal-Sieg der TuS Metzingen nicht nur ein schöner Traum gewesen war, sondern dass die Tussies tatsächlich ein neues Kapitel in der Geschichte des Frauenhandballs aufgeschlagen haben.

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