Fußball: – Fast 30 Jahre lang spielte Ralf Rudigier aktiv Fußball. Einige Höhen und Tiefen erlebte der heute 38-Jährige in dieser Zeit: Erfolge, Misserfolge, Pleiten, Glanztaten. Einen Tag dürfte er so schnell jedoch nicht mehr vergessen. Es war am 30. März 2008, ein Sonntagvormittag. Im Spiel der Kreisliga A mit dem SV Albbruck – ausgerechnet bei der Reserve seines Heimatvereins SV 08 Laufenburg – gelang Rudigier das kurioseste Tor aller Zeiten – aus sage und schreibe 100 Metern Entfernung.

Es war die 21. Minute, also 10.51 Uhr, als der damals 28-jährige Torhüter den Ball aus der Hand abschlug. Die Kugel flog weit, setzte – damals noch auf dem Laufenburger Hartplatz – hart auf. Björn Siebold, Torhüter der Null-Achter, Norman Pietzke und Manndecker Michael Rudigier waren sich nicht einig. Siebold hatte „Leo“ gerufen, sich aber verschätzt. Der Ball flog im hohen Bogen über ihn hinweg ins Tor. Rudigier sagte damals: „So ein Tor schieße ich wohl nie mehr.“ So war es auch, bis er 2013 seine Aktivzeit beendete.

Dieses „Ding“ hat er nie vergessen. „Erst kürzlich hatte ich es mit meinem Arbeitskollegen davon“, erzählt Rudigier. Die Szene spielt sich bei ihm heute noch wie ein Film im Kopf ab: „Es war so nie geplant. Ich sah unseren Stürmer Alexander Steinebrunner und wollte den Ball nach rechts außen schlagen. Die Kugel ist mir aber irgendwie über den Schlappen gerutscht.“ Rudigier hatte den Ball schon abgehakt, hörte aber zehn Sekunden den Jubel seiner Teamkollegen: „Ich glaube, nach dem Spiel haben wir noch ordentlich gefeiert“, lacht Rudigier heute.

Der SV Albbruck siegte damals 4:1 beim SV 08 Laufenburg II. Am Saisoneende belegte das Team mit Trainer Jürgen Rotzinger den sechsten Platz. Die Null-Achter stiegen unter Trainer Johann Scheible mit fünf Punkten in die Kreisliga B ab. „Die Saison verlief durchwachsen“, erinnert sich Rudigier: „Wir hatten eigentlich andere Pläne.“ Ein Jahr später mischte der SV Albbruck lang um die Spitzenplätze mit.

Zum SV Albbruck gekommen war Rudigier vor der Saison 2007/08. „Ich wollte in Laufenburg nicht die ewige Nummer zwei sein, wollte in einer ersten Mannschaft spielen“, erinnert sich der Torhüter mit Verbandsliga-Erfahrung an den Grund für seinen Wechsel zum östlichen Nachbarn: „Beim SV Albbruck hatte ich eine tolle Zeit. Mannschaft und Verein waren super“, blickt er zurück.

Drei Jahre später kehrte Ralf Rudigier dann wieder zum SV 08 Laufenburg zurück. Als 33-Jähriger feierte er dann in seiner Abschiedssaison noch einmal einen Aufstieg in die Landesliga und den Sieg im Bezirkspokal.

Ralf Rudigier: "Den Ball hab ich nie mehr so weit bekommen"

Als Fünfjähriger fing Ralf Rudigier (38), Sohn der Torwartlegende Klaus „Knox“ Rudigier, mit Fußball beim SV 08 Laufenburg an. Zunächst als Stürmer, bis zum Ende seiner Aktivzeit dann aber im Tor. Von 2007 bis 2011 spielte er beim SV Albbruck.

Ralf, noch einmal zu Ihrem „Jahrhunderttor“. Weil’s so schön war. Wie haben Sie das damals eigentlich geschafft?

Ich habe keine Ahnung. Den Ball habe ich nie mehr so weit bekommen. So ein Tor vergisst man nicht. Ich kann mir vorstellen, dass es auch der damalige Laufenburger Torhüter Björn Siebold nicht vergisst. Ich dachte nur, als er Leo gerufen hat: Jetzt wird’s interessant.

Hatten Sie Mitleid mit Björn Siebold?

Mitleid ist übertrieben. Eher Mitgefühl. Man denkt darüber nach, was ist, wenn einem das selbst passiert.

Ist Ihnen Ähnliches auch mal passiert?

Ich habe eigentlich nie einen Fehler gemacht – Scherz beiseite. Von 100 Metern habe ich niemals ein Tor kassiert. Aber ich kann mich gut daran erinnern, als ich einmal für Florian Amrein eingesprungen bin, im Verbandsliga-Spiel mit dem SV 08 Laufenburg gegen den SV Au am Rhein. Da habe ich eine böse Murmel kassiert. Unser damaliger Trainer Matthias Lauber hat nur gesagt: Den Ball hätte dein Vater mit der Kappe gefangen. Da ist mir ein Freistoß durch die Hand gerutscht.

Wie schwer oder leicht ist Ihnen im Jahr 2013 der Abschied in den Fußballruhestand gefallen? Was machen Sie heute?

Ehrlich gesagt, leichter als vermutet. Ich habe eine Zeit lang gar nichts gemacht. Den Abstand und die Ruhe habe ich gebraucht. Erst vergangenes Jahr habe ich bei den Alten Herren wieder angefangen. Ich spiele aber im Feld. Es macht auf jeden Fall Spaß. Wir haben ein super Team. Zudem bin ich mittlerweile Familienvater und ich genieße die Zeit mit meiner kleinen Tochter.

Fragen: Michael Neubert