Respekt vor Katharina Keßler! Dass die Vorsitzende des Bezirks Hochrhein nach der Palast-Revolution bis zum Bezirkstag die Amtsgeschäfte weiter führt, ist aller Ehren wert. Es zeugt vor allem von Anstand und Größe. Viel einfacher – und verständlich – wäre, der meuternden Herrenriege den Bettel vor die Füße zu werfen. Es wäre eine nachvollziehbare Entscheidung gewesen.

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Ehrenämter zu besetzen, ist in heutigen Zeiten schwer genug. Dann eine junge Frau „abzusägen“, nur weil sie angeblich „bei Vereinen nicht präsent“ und „nicht erreichbar“ sei, irritiert. Ist diesen Ehrenamtlichen klar, dass ihre Vorsitzende ebenfalls ehrenamtlich tätig ist? Soll sie die Wochenenden auf Sportplätzen zwischen Schliengen und Jestetten verbringen, dort Sonntagsreden schwingen und den Clubchefs zuprosten? War es nicht Keßler, die den Vereinen in der Winterpause vier statt einer Halbjahrestagung angeboten hat? War es nicht Keßler, die – nur ein Beispiel – im Mai 2024 zu einer Fairplay-Ehrung von Kleinkems nach Erzingen fuhr?

Die Gründe für die Meuterei scheinen tiefer zu liegen. Keßler selbst verortet sie im persönlichen Bereich. Fachlich und sachlich sei ihr nichts vorgeworfen worden. So gesehen hat sie recht, ein Gremium zu verlassen, das offensichtlich mit ihrer Art nicht klar kommt. Die 37-Jährige sagt selbst, dass sie „keine Menschenfängerin sei“. Muss sie auch nicht sein. Ihr Job ist es, einen Bezirk mit 120 Vereinen zu führen und zu verwalten.

Nun hätte die Opposition die Chance, es besser zu machen. Aber weit gefehlt. Das Trio will nicht und holt lieber den Vorgänger zurück. Uwe Sütterlin soll es (mal wieder) richten. Sicher der richtige Mann, aber jetzt am falschen Platz. Er muss eine Suppe auslöffeln, die andere eingebrockt haben. Wer weiß, wie lange die Loyalität ihm gegenüber anhält, wo es doch so einfach ist, jemanden loszuwerden, weil dessen Nase nicht passt?