Fußball: Vor 30 Jahren war der FV St. Georgen im Schwarzwald und darüber hinaus eine bekannte Größe. Der Verein spielte in der Verbandsliga. Es folgte ein Niedergang bis in die Kreisliga B, die 14 Jahre lang für den inzwischen als FV/DJK St. Georgen firmierenden Verein zur sportlichen Heimat wurde. Seit dem vergangenen Wochenende haben die Bergstädter die Trendwende eingeleitet. Als Meister der Kreisliga B gelang die Rückkehr in die Kreisliga A. Mehr ist zunächst, zumindest offiziell, nicht geplant. „In der Kreisliga A zu bestehen wird schwer genug. Wir wollen uns da etablieren und eine gute Rolle spielen. Jetzt den Durchmarsch in die Bezirksliga auszurufen, wäre völliger Quatsch“, sagt Spielausschussvorsitzender Udo Jung.
Federführend war es Jung, der den Fußball in der Bergstadt wieder aus dem Dornröschenschlaf wecken wollte. Die Idee: Ehemalige St. Georgener zurückzuholen. Das Unterfangen gelang. Das Trainer-Trio Alexander German, Manuel Passarella und Luca Crudo steht dafür exemplarisch. Bis auf Gianvito Romeo und Marcel Wetzig sind in der Meistermannschaft laut Jung nur Spieler vertreten, die in der Jugend oder früher einmal in St. Georgen spielten und dann in anderen Vereinen ihr Glück suchten. Der Weg soll auch zukünftig weiter gegangen werden, schließlich hat Jung noch sechs, sieben Spieler auf der Liste, die im Ausweis St. Georgen als Geburtsstadt stehen haben.
Erst am letzten Spieltag sicherten sich die Bergstädter mit einem 2:0-Erfolg gegen Schönenbach die B 1-Meisterschaft. Der Dreikampf mit Mönchweiler/Peterzell und Triberg war an Spannung kaum zu überbieten. „Wir haben uns nie aus dem Konzept bringen lassen und wussten, dass unsere Konkurrenten in den Spielen gegen uns immer 150 Prozent geben. Der Druck auf unserer Mannschaft war enorm. Das stecken auch Spieler mit höherklassiger Erfahrung nicht einfach weg. Aber wir haben dem Druck standgehalten und wurden belohnt“, fügt Jung an.
Mit dem sportlichen Erfolg wuchs auch das öffentliche Interesse an den Fußballern auf dem Rossberg. Udo Jung kann sich noch an Zeiten mit zehn zahlenden Zuschauern erinnern. Gegen Mönchweiler/Peterzell kamen über 600 Besucher. Gegen Schönenbach waren es über 300. Nun gelte es, das Niveau zu halten. „Wir werden sicherlich keine dummen Sachen machen. Die Meistermannschaft kann in der Zusammensetzung noch einige Jahre spielen“, fügt Jung an. Das wird auch nötig sein, denn aktuell verfügen die Bergstädter über keine A- oder B-Jugend. Erst in fünf, sechs Jahren ist mit einem eigenen Zuwachs aus den heutigen C-Junioren zu rechnen.
Für German war der außergewöhnliche Teamgeist ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor. „Wir haben nur eine Partie in Triberg verloren und auch das war unnötig. Wir waren immer die bessere Mannschaft und in den entscheidenden Spielen da“, so German. Er ist überzeugt, dass sich seine Mannschaft in der Kreisliga A etablieren kann. „Viele Jungs sind erst um die 20 Jahre alt und werden sich weiter entwickeln. Wir gehen die neue Liga mit Demut an“, sagt German und ergänzt sportlich fair: „Auch die SG Mönchweiler hätte sich den Titel verdient gehabt. Ich wünsche ihnen in den Aufstiegsspielen viel Glück. Vielleicht sehen wir uns ab dem Sommer in der Kreisliga A wieder.“
Für German hat sich das Trainer-Trio bewährt. Jeder habe seine speziellen Aufgaben. Alle drei funken auf einer Wellenlänge. „Die Mannschaft macht auch außerhalb des Trainings und der Spiele viel zusammen“, ergänzt der Spielertrainer. Entstanden ist so auch eine Partner- und Freundschaft zu den Handballern der Bergstadt, über Jahre hinweg das sportliche Aushängeschild in St. Georgen. „Wir feuern die Handballer bei ihren Spielen an und sie kommen zu uns. Das zeigt den Zusammenhalt in der Stadt“, fügt German an.
Die Handballer sind zwischenzeitlich sogar in Südbadens höchster Liga vertreten, da wo die Fußballer zuletzt vor 30 Jahren waren. Das ist für die Sportler mit dem größeren Ball zunächst kein Ziel. Die kontinuierliche Entwicklung zeigt indes, dass es perspektivisch auch weiter nach oben gehen kann. Der Dornröschenschlaf ist beendet.