Fußball, DFB-Pokal: Rückblende. Wir schreiben das Jahr 2016. Genauer gesagt den 20. August. Der FC 08 Villingen steht in der ersten Runde des DFB-Pokals, hat mit dem FC Schalke 04 einen mehr als attraktiven Gegner zugelost bekommen. Die Königsblauen waren damals eine Macht in Fußball-Deutschland, hatten Stars wie Leon Goretzka, Breel Embolo oder Klaas-Jan Huntelaar in ihren Reihen. Dazu wurden gerade erst mit Markus Weinzierl ein neuer Trainer und mit Christian Heidel ein neuer Manager verpflichtet. Der eine hatte zuvor in Augsburg, der andere in Mainz mächtig für Furore gesorgt hatte.

Für Villingen war dieses Spiel eine solch große Sache, dass nach Freiburg ausgewichen wurde. „Was im Nachhinein betrachtet vielleicht ein Fehler war“, wie aus Kreisen des FC 08 zu erfahren ist. Zu viele Auflagen, zu hohe Kosten und bei den Einnahmen nicht wirklich die Hand drauf. Und trotzdem war es ein großes Fußball-Fest, welches der damalige Bundesligist am Ende standesgemäß mit 4:1 gewann. Selbst wenn die Villinger gerade durch den Ehrentreffer kurz vor dem Schlusspfiff und ihren couragierten Auftritt fast mehr Lob einheimsten als die Sieger.

Der Mann mit dem Doppelschal: Arthur Saager kennt sich bei beiden Klubs bestens aus.
Der Mann mit dem Doppelschal: Arthur Saager kennt sich bei beiden Klubs bestens aus. | Bild: Kai Blandin

An diese Begegnung erinnert sich auch Arthur Saager nur allzu genau. Der gebürtige Villinger war zu dieser Zeit noch hauptamtlicher Vorstand beim Schalker Fanclub-Verband und damit für alle Belange der Anhänger wie Auswärtsfahren, die dazu gehörigen Tickets oder das Merchandising zuständig. Aus eigenem Antrieb und alter Verbundenheit überreichte Saager vor dem Spiel ein Trikot an den damaligen FC 08-Präsidenten Leo Grimm.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Liebe von Saager, der bis zur B-Jugend selbst bei den Nullachtern gespielt hatte, zu den Königsblauen besteht seit jeher. „Da spielt es auch keine Rolle, dass wir seit Gründung der Bundesliga nie Deutscher Meister waren. Fan von einem erfolgreichen Verein kann jeder sein“, sagt er mit einem Schmunzeln. Bald wurde Saager ehrenamtlicher Bezirksleiter für alle Anhänger von Schalke hier im Südwesten, 1994 siedelte er für mehr als zwei Jahrzehnte über in den Pott.

Jetzt, fünf Jahre später, treffen die beiden Clubs im DFB-Pokal am Sonntag, 8. August, erneut aufeinander. Doch vom damaligen Schalke ist nicht mehr viel übrig- außer vielleicht dem immensen Schuldenberg, den sie in Gelsenkirchen seit Jahren vor sich herschieben. Markus Weinzierl ist längst Geschichte. Seither haben mit Domenico Tedesco, David Wagner, Manuel Baum, Christian Gross, einem immer wieder einspringenden Huub Stevens sowie dem aktuellen Coach Dimitrios Grammozis sechs andere Trainer ihr Glück versucht.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch Christian Heidel ist inzwischen weg und erneut bei Mainz. Ihm wird immer wieder vorgeworfen, dass er durch hoch dotierte Verträge mit langen Laufzeiten zumindest eine Teilschuld an der finanziellen und damit auch sportlichen Misere trage – was er natürlich in mehreren Interviews weit von sich weist. Auch Saager springt ihm in diesem Punkt bei. „Schalke vermittelte schon oft den Eindruck, dass Geld keine Rolle spiele. Nehmen wir das Beispiel Felix Magath. Als er 2009 Trainer und Manager in Personalunion war, umfasste der Kader gefühlt 40 Spieler“, erinnert er sich.

Saagers eigene Ära „Auf Schalke“ endete 2017. „Eigentlich lief mein Vertrag noch ein Jahr. Da für mich jedoch von vornherein klar war, dass ich mit der Rente nach Villingen zurückkehren werde, haben wir den Schluss-Strich vorgezogen.“ Somit waren die Voraussetzungen geschaffen, dass er beim FC 08 als Torwarttrainer einsteigen konnte. Jetzt, kurz vor seinem 68. Geburtstag, findet dieser Job mit dem Gewinn des Südbadischen Pokals und dem Einzug in den DFB-Pokal nach drei Spielzeiten ein optimales Ende. Wenn nun also Villingen erneut auf Schalke trifft, schlagen zwar immer noch zwei Herzen in seiner Brust, wobei im Gegensatz zu damals das emotionale Pendel eher in Richtung Schwarz-Weiß ausschlägt.

Das könnte Sie auch interessieren

Bleiben last zu guter Letzt noch die Spieler beider Mannschaften. Auch dort hat sich in dieser Zeit einiges getan, zumindest auf der einen Seite. Bei Schalke steht zwar Ralf Fährmann auch nach dem bitteren Abstieg in die 2. Bundesliga immer noch im Tor, doch ist er nahezu der „letzte Mohikaner“ der Elf von 2016. Ansonsten ist vom Personal lediglich Matija Nastasic übrig. Der schaffte es damals aber nicht mal in den Kader, aktuell wollen die Königsblauen ihn am liebsten loswerden.

Ganz anders beim FC 08: Mit Dragan Ovuka, Frederick Bruno und Nedzad Plavci standen drei Akteure in der Anfangsformation, die heute noch oder wieder in Villingen kicken. Dazu saßen Mauro Chiurazzi und Timo Wagner auf der Bank. Sie alle freuen sich auf die Neuauflage des Pokalduells, denn: „Mit Schalke haben wir noch eine Rechnung offen.“