„Wenn ich groß bin, spiele ich für Schalke.“ Diesen Satz sagte Saskia Reichmann schon als Kind im Trikot des FC Schalke 04, während sie mit ihrer Mutter Fußball im Fernsehen schaute. Heute ist genau das wahr geworden: Die 21-Jährige Stürmerin aus dem Schwarzwald läuft für die Frauenmannschaft des Traditionsvereins auf und lebt ihren Traum Woche für Woche.
Mit vier Jahren stand Saskia das erste Mal auf dem Platz, beim Heimatverein FC Wolterdingen. Dort spielte sie vorwiegend mit Jungs, was ihr jedoch nicht viel ausmachte. Der Fußball war schon damals ihre Leidenschaft. „Ich habe immer gesagt: Wenn es keine Frauenmannschaft bei Schalke gibt, dann gründe ich einfach selbst eine“, erzählt sie lachend. Das musste sie nicht, denn seit der Saison 2020/21 gibt es eine Frauenfußballabteilung auf Schalke.
Über Umwege in den Ruhrpott
Der FC Schalke 04 ist einer von vielen großen Fußballvereinen in Deutschland, die in den vergangenen Jahren hohe Summen in den Frauenfußball investiert hat. Der Lohn dieser Investition ist beachtlich. Vier Aufstiege in Folge haben die Schalke-Frauen inzwischen bis in die Westfalenliga geführt, der vierthöchsten Spielklasse im deutschen Frauenfußball. Der Weg nach Schalke führte für Saskia über mehrere Stationen. Mit 14 Jahren wechselte sie zum Hegauer FV, um sich sportlich weiterzuentwickeln und spielte dort in der Frauen-Oberliga. Nach dem Abitur 2022 war eine Polizeiausbildung in Lahr geplant. Sie schloss sich dem SC Sand an, ebenfalls ein Oberligist. „Die Ausbildung hat leider nicht geklappt. Ich habe neben dem Fußball einige Jobs gemacht.“ Als sie auf ein Sichtungstraining bei Schalke aufmerksam wurde, zögerte sie nicht. Sie bewarb sich, wurde eingeladen und überzeugte. Seit dieser Saison trägt sie das Trikot der Königsblauen.
Mittlerweile lebt die 21-Jährige in Gelsenkirchen, studiert dort dual Sportwissenschaft im Rehazentrum „medicos“ und hat gelegentlich sogar Kontakt zu den Spielern der Schalker Zweitliga-Mannschaft. „Man sieht die Jungs, wenn sie bei uns zur Reha sind. Oder wenn sie von Auswärtsspielen zurückkommen und wir gerade selbst trainieren oder ein Spiel haben. Aber der direkte Austausch ist eher selten.“
Vom Dorf in die große Stadt
Der Umzug von der 1800 Einwohner-Gemeinde Wolterdingen ins Ruhrgebiet war für die junge Frau ein großer Schritt. Doch die junge Fußballspielerin hat sich schnell eingelebt. „Hier ist alles dichter, die Städte liegen nah beieinander. Die Menschen sind sehr offen und hilfsbereit. Ich habe mich sofort willkommen gefühlt.“
Sportlich läuft es für die 21-Jährige ebenfalls gut. Aktuell spielt sie in der zweiten Mannschaft in der Landesliga. Da reichte es in dieser Saison nicht ganz für die Meisterschaft. Am Ende war es Platz drei mit nur fünf Punkten Rückstand auf den Ersten, doch mit 14 Treffern war Reichmann eine der herausragenden Spielerinnen ihres Teams und eine wichtige Stütze im Angriff. Das nächste große Ziel hat sie klar vor Augen: „Ich will in die erste Mannschaft und irgendwann im Derby gegen Dortmund selbst auf dem Platz stehen.“ Dieses Spiel, das erste Revierderby der Frauen, war für sie ein besonderer Moment, auch wenn sie bisher nur von der Tribüne aus zuschauen konnte. Die Vorstellung, eines Tages selbst Teil solch eines Duells zu sein, spornt sie an. „Vielleicht dürfe wir auch irgendwann wie die Männer in der Veltins Arena spielen“, wünscht sich Reichmann.
Ob in der ersten oder zweiten Mannschaft, Saskia Reichmann erfüllt sich mit dem Einsatz einen Traum, der sie seit Kindertagen begleitet. „Nicht jeder kann sagen, dass er im Trikot seines Herzensvereins aufläuft. Ich schon und darauf bin ich stolz.“