„Hier!“, sagt Sebastian Uvira bestimmt. „Hier ist mein Zuhause.“ Für ein wenig Verwunderung sorgt der Schwenninger Angreifer damit schon. Vor drei Jahren, als der 32-Jährige in der Doppelstadt ankam, klang das doch noch deutlich anders. Uvira hatte zuvor acht Jahre lang bei den Kölner Haien unter Vertrag gestanden und erklärte ebenso klipp und klar, dass die Domstadt seine Heimat sei.

Führungsspieler mit Power

Inzwischen ist der gebürtige Freiburger, der in Bayern aufwuchs, aus dem Team der Wild Wings kaum wegzudenken. Uvira geht voran, immer und spürbar. „In der Kabine bin ich eher zurückhaltend. Aber auf dem Eis versuche ich schon, die Jungs und Fans mit meiner Power mitzureißen“, erklärt er. In zwölf Jahren DEL-Eishockey hat der Sohn von Ex-Profi Eduard Uvira viel erlebt. Und war dabei häufig ganz vorne mit dabei.

Viele mögen sich an die letzte Saison erinnern, als in Augsburg eine Plexiglasscheibe krachend zu Bruch ging. Panther-Schwergewicht Denis Reul hatte Uvira hinein gecheckt, das zwang selbst das härteste Material in die Knie. Oder an sein legendäres „Nicht-Interview“ mit Magenta Sport-Kommentator Alex Kunz im Januar 2023, als der Schwenninger nach dem Spiel befragt einfach mal nichts sagte. „Ich habe mich anschließend entschuldigt und dadurch schon auch Charakter gezeigt. Bei den Fans kam es allerdings überraschend gut an“, so der „Schweiger“.

„In der Kabine bin ich eher zurückhaltend. Aber auf dem Eis versuche ich schon, die Jungs und Fans mit meiner Power mitzureißen“
Sebastian Uvira, Stürmer für die Wild Wings
Sebastian Uvira.
Sebastian Uvira. | Bild: Wild Wings/Sven Lägler

Emotionen und Konsequenzen

Im Dezember 2023 sorgte der Schwenninger Linksschütze erneut für Aufregung. Und kassierte dafür anschließend eine Sperre. Im Spiel gegen die Iserlohn Roosters hatte Teamkollege Daniel Pfaffengut von einem Gegner den Schläger auf den Kopf bekommen. Keiner des Schiedsrichter-Quartetts hatte die Situation erkannt, dennoch eskortierten die Linesmen den Übeltäter zur Strafbank, allerdings nur wegen des folgenden Handgemenges.

Das Wichtigste zum Saisonstart

Das wiederum konnte Uvira nicht fassen, knöpfte sich den Iserlohner von der eigenen Spielerbank kommend verbal vor. „Das konnte ich so nicht stehen lassen und ich dachte auch, ich wäre der Einzige gewesen, der diese extreme Unsportlichkeit gesehen hat. So ein Schläger ist wie eine Waffe und da wollte ich den Spieler auch zur Rede stellen. Ich habe mich in dem Moment verantwortlich gefühlt“, erinnert sich der Flügelstürmer. Die Sperre von zwei Spielen plus zwei auf Bewährung war angesichts der Ursache übertrieben und erfolgte vor allem auf Grund der Tatsache, dass Uvira von der Bank kam. „Die Geldstrafe dazu fand ich dann richtig unnötig. Ich würde vermutlich wieder so handeln“, sagt er heute.

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Passt perfekt zu Schwenningen

Kaum eine andere Szene beschreibt den Mann mit der Rückennummer 93 besser. Mit ein Grund, weshalb Uvira so gut zu den Wild Wings passt. „Schwenningen ist für mich Eishockey-Liebe. Hier wird diese Liebe zum Sport unglaublich gelebt. Selbst im Umkreis von 40 oder 50 Kilometern werde ich noch angesprochen“, beschreibt der 557-fache DEL-Spieler Klub und Stadt. Sowohl beim einen als auch beim anderen ist der 1,89 Meter große und 97 Kilogramm schwere Angreifer total angekommen, ist bei den SERC-Fans äußerst beliebt.

Für die Fans da – mit Grenzen

Uvira zeigt sich, gerade was den heißblütigen Schwenninger Anhang angeht, sehr zugänglich, war in den vergangenen Jahren auch immer wieder bei Fantreffen. In und um die Helios Arena ist er ansprechbar, auch in seiner Freizeit stets bereit für ein Gespräch. „Prinzipiell bin ich immer für die Fans da. Ich möchte den Wild Wings ein gutes Image verschaffen. Aber ich habe gemerkt, dass ich schon auch Zeit für mich brauche, mal privat sein muss.“ Das gilt im Besonderen bei Restaurant-Besuchen oder ähnlichem. „Ich mache gerne ein Foto, aber hin und wieder möchte ich schon auch mal mit meiner Freundin oder der Familie in Ruhe essen“, erklärt Uvira mit einem fast schon entschuldigenden Lächeln.

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Bodenständig und beliebt

Insgesamt aber freut sich der 39-fache Nationalspieler und WM-Teilnehmer 2018 über die Zuneigung der Wild Wings-Anhänger, ist auch gerne der Fan-Liebling. Als Aushängeschild sieht sich der selbst ernannte gesunde Chaot aber nicht. „Ich finde, das sind wir alle in der Mannschaft. Ich wünsche jedem, dass er so viel Zuneigung erhält“, zeigt Uvira seine Bodenständigkeit. Doch ist er mittlerweile absolut eines der Gesichter des Teams. Oder anders ausgedrückt: Der Stürmer ist der Emotional Leader der Schwäne. „Ja, das würde ich schon so stehen lassen“, bestätigt er nach kurzem Nachdenken.

Zwischen Stolz und Selbstkritik

Emotional war der Profi, der zwischen 2011 und 2013 auch 122 Spiele in der kanadischen Ontario Hockey League (OHL) absolviert hat, schon immer. Doch nun geht er voran. Dennoch ist Uvira mit seiner bisherigen Karriere nicht gänzlich glücklich. „Es ist ein Ja und Nein. Ich bin nicht wirklich zufrieden. Im Nachhinein würde ich einige Dinge anders machen. Ich hätte mir angesichts meines Talents und meiner Energie schon mehr Konstanz in meinen Leistungen gewünscht“, sagt er. „Ich bin aber auch nicht unzufrieden“, schiebt er kurze Zeit später nach.

Der Traum von der Meisterschaft

In Schwenningen, in der Region und mit den Teamkollegen ist diese Bilanz im Augenblick ohnehin zweitrangig. Viel wichtiger ist: Sebastian Uvira ist angekommen. „Ich habe inzwischen eine tolle Schwarzwälderin als Freundin und mir hier Eigentum gekauft. Es hat etwas gedauert, bis ich Fuß gefasst habe, aber mittlerweile weiß ich diese Gegend sehr zu schätzen. Und je älter ich werde, desto mehr genieße ich die kleinere Stadt und die schöne Umgebung“, erklärt er grinsend.

Außerdem hat der beste Koch der Mannschaft, so die Kollegen, mit eben diesen noch viel vor. „Wir haben hier einen großartigen Standort. Andere Teams hassen es, hier zu spielen. Mein Ziel ist und bleibt die Meisterschaft, auch wenn das viele nicht glauben wollen. Es ist hier alles möglich.“ Sebastian Uvira wird auch in Zukunft bei den Wild Wings vorangehen, mit Herzblut, Liebe und Leidenschaft.