Eishockey: Es ist sicher nicht gerade der dankbarste Job im Eishockey, aber definitiv einer der wichtigsten. Mit seinen 28 Jahren gehört Tim Heffner zu den ganz Jungen seiner Zunft und hat es dabei schon weit gebracht. Der Bietigheimer ist mit viel Enthusiasmus und Herzblut Schiedsrichter.
Dass Tim Heffner heute in dieser Rolle auf dem Eis steht, war bei Weitem nicht so geplant. Vielmehr hatte der Schwabe als Kind ganz klassisch mit dem Eishockeyspielen angefangen, wie so viele Kinder an Standorten mit einem erfolgreichen Klub. Doch so richtig wollte es mit einer Spielerkarriere bei Heffner nicht klappen. Beim SC Bietigheim-Bissingen reichte es nur für vier Spiele in der ersten Mannschaft in der DEL2.
Der letzte Versuch im Alter von 20 Jahren in Nordamerika bei den El Paso Rhinos und den Phoenix Knights in der Western States Hockey League führte schließlich zur Erkenntnis, dass es mit diesem Berufswunsch wohl nichts werden würde.
Durch Freunde zur Pfeife
Wenig später entschied sich der ehemalige Stürmer für ein duales Studium, ließ sich zum Steuerfachangestellten ausbilden. Doch das Eis ließ ihn nicht los. Im Sommer 2018 kam er in Kontakt mit einigen Schiedsrichtern seines Heimatvereins, unter ihnen DEL-Referee Bastian Steingroß. „Die Jungs hatten Eis in Colmar gebucht und ich bin ein oder zwei Mal mitgefahren. Da haben sie mir erzählt, dass Schiedsrichter gesucht werden“, erinnert sich Heffner.
Der Student zögerte nicht lange, schrieb eine E-Mail an Lars Brüggemann, den Leiter des DEL-Schiedsrichterwesens. „Ich fand es ziemlich cool, hatte sofort Blut geleckt“, schildert Heffner seine ersten Erfahrungen.
Kurze Zeit später war er auch schon beim Grassroot-Camp in Straubing, absolvierte anschließend einen Lehrgang des Eissport Verbands Baden-Württemberg. Bereits in der Saison 2018/19 pfiff das Nachwuchstalent seine erste Partie. „Es war ein U13-Spiel in Heilbronn. Und dann ging die Reise los.“
Sieben Jahre später hat der 28-Jährige nicht nur eine Menge Eishockeyspiele gepfiffen, sowohl an der Linie als auch als Hauptschiedsrichter, sondern auch viel von der Welt gesehen. Er war 2024 bei den Weltmeisterschaften in Prag im Einsatz, hat bei U20-A- und B-WM Spiele geleitet und war bei fünf Partien in der nordamerikanischen AHL als Linesman dabei. Dazu kommen ein DEL-Finale sowie das NHL Global Series-Spiel zwischen den Eisbären Berlin und den San José Sharks.
Seit der Saison 2021/22 wurde der inzwischen Weitgereiste auch in der DEL als Assistent eingesetzt. Unter anderem war Heffner drei Mal im Viertelfinale 2023/24 zwischen den Schwenninger Wild Wings und Straubing auf dem Eis.
Allerdings stehen die Stadien dieser Klubs derzeit nicht auf seinem Reiseplan. Denn Heffner hat sich entschieden, fortan als Hauptschiedsrichter weiterzumachen. „Nach der WM 2024 wurde eine Liste der Kandidaten für die Olympischen Spiele in Mailand angefertigt. Da stand ich nicht drauf. Klar, ich war ja auch noch jung und die WM war erst mein zweites Turnier überhaupt. Also war es ein guter Zeitpunkt, zu wechseln“, erklärt der Neu-Referee.
Alles zum Saisonstart
International spielt die Erfahrung eine deutlich größere Rolle. Es braucht einen langen Atem, bis man bei den großen Meisterschaften oder Olympischen Spielen eingesetzt wird. Aber auch in Deutschland musste Heffner wieder „unten“ anfangen. „Ich bin im Trainee-Programm der DEL, das auch von Lars Brüggemann geleitet wird. Letzte Saison habe ich nur Oberliga Süd gepfiffen, in der nächsten werde ich wohl zwischen Oberliga und DEL2 pendeln“, beschreibt er diese Ausbildung zum Unparteiischen. Ziel ist es, innerhalb von drei Jahren „DEL-tauglich“ zu sein.
Flexibilität ist ein Muss
Um dieses Ziel zu erreichen, muss ein derart eingespannter Sportler im normalen Job schon extrem flexibel sein. Denn leben kann Heffner vom Pfeifen nicht. „Ich habe das Glück, dass meine Chefs auch Sportler sind. Ich kann mehr oder weniger kommen und gehen, wann ich will“, sagt er lachend. So ist am Freitag oder eben Dienstag oder Mittwoch in der Regel um zwölf Uhr Feierabend. Dann wird die bereits gepackte Tasche ins Auto verfrachtet und los geht‘s.
Das Schiedsrichtergespann trifft sich in der Regel zweieinhalb Stunden vor dem jeweiligen Spielbeginn, man bespricht sich und wärmt sich auf. „Wir schauen noch nach dem Videobeweis und dann geht‘s ins Spiel“, erläutert der Reise-Fan.
Die NHL ist beim Geld weit voraus
Die Vergütung ist dabei nicht entscheidend, aber „mehr als nett“, meint Heffner, der zwischen 60 und 70 Partien pro Saison pfeift. „Mein Ziel ist es schon, das irgendwann zu meinem Hauptberuf zu machen, wenn es finanziell passt“, fügt er an. Finanziell ist die deutsche Liga allerdings meilenweit von beispielsweise der nordamerikanischen Profi-Liga NHL entfernt. Hier verdienen die Profi-Schiedsrichter zwischen 165.000 und 400.000 US Dollar.
Das Geld kann es also nicht wirklich sein. Was macht diesen Job denn so attraktiv? „Boah, schwierige Frage. Man ist in seinem Sport, hat aber einen anderen Druck. Gerade früher als Stürmer musste man immer abliefern, denn sonst war der Platz im Team weg. Natürlich musst du als Schiedsrichter auch Leistung bringen und hast auch einen gewissen Platz im Team, aber es ist ein anderer Druck. Man kann dem Spiel vielleicht ein bisschen seine Note geben. Es ist schön, ein Spiel sicher und fair ablaufen zu lassen und Entscheidungen in einem Sekundenbruchteil treffen zu müssen. Das ist einfach cooler, als man denkt.“