Stefan Wagner, wie entspannt oder angespannt sind Sie in dieser finalen Phase vor der Saison?

Stefan Wagner: Vor allem in den Wochen bis zum Start der Vorbereitung bin ich sehr angespannt. Das ist für mich quasi der absolute Endspurt. Die Lizenzpapiere müssen fertig gemacht, die Unterlagen zu den medizinischen Tests gesichtet werden und alle Spieler kommen an und haben ihre Bedürfnisse. So ab Ende Juli bis Mitte August ist bei mir und dem gesamten Team rund um die Mannschaft tatsächlich absolute Rushhour. In dieser Zeit sehe ich die Kollegen der Geschäftsstelle nur sporadisch, denn auch die haben in ihren Bereichen Hochsaison. Oft ruft man sich einfach mal auf dem Weg etwas zu (lacht).

Wie erholt man sich nach der Rushhour?

Stefan Wagner: Ich war anschließend mit der Familie noch mal in Urlaub. Denn ab Mitte August geht die „Last“ mehr auf den Trainer über. Dann kämpfen alle um ihre Plätze und Steve Walker ist mehr gefordert als ich. Alle fokussieren sich aufs Eis. Da beginnt eigentlich für mich die Zeit, wo es ein bisschen ruhiger wird. Erst in den allerletzten Tagen vor dem Start bin ich wieder angespannter.

Was ist in diesen letzten Tagen noch zu tun?

Stefan Wagner: Ich hoffe, dass die Eindrücke, die die Jungs bis jetzt machen, unsere Vorstellungen am Ende bestätigen. Zum Start hin ist es dann vor allem Routine und Tagesgeschäft. Das ist in der Regel recht vorhersehbar. In der Vorbereitung ist dagegen wenig vorhersehbar.

Sie haben das Team in den letzten Wochen im Training gesehen. Wie ist Ihr bisheriger Eindruck?

Stefan Wagner: Normalerweise halten es Steve Walker und ich immer so, dass wir zunächst erst einmal wenig über die Mannschaft reden. Diesmal haben wir diesen Grundsatz gleich am Anfang gebrochen und haben uns länger zusammengesetzt (lacht). Die Eindrücke sind gut, wir haben ja grundsätzlich sehr wenig verändert. Und was wir verändert haben, haben wir zielgerichtet verändert. Gott sei Dank sind wir nie an dem Punkt gewesen, wo wir sagen mussten: „Was haben wir denn da verpflichtet?“ Die Trainer konnten mit dem Schachspiel beginnen.

Schachspiel? Können Sie das erläutern?

Stefan Wagner: Es ist die einfache Frage: Wer spielt wo? Wir haben inzwischen eine sehr, sehr gute Tiefe in der Mannschaft. Das ist auch wichtig. Es galt in den letzten Wochen zu schauen, dass jeder zu seiner Form kommt und jeder das zeigt, was wir uns von ihm erwarten. Dann haben wir eine gute Mannschaft. Es wird aber auch harte Entscheidungen bei jedem Spiel geben. Wir werden zwei, drei Leute auf der Tribüne haben und werden einen Weg finden müssen, diese Spieler jeweils bei Laune zu halten.

Alles zum Saisonstart

Wie zufrieden sind Sie mit der Transferperiode? Ist man in einer anderen Situation, wenn man nur sehr wenige neue Spieler sucht?

Stefan Wagner: Jeder Spieler, der hier ist, den wollten wir auch haben. Haben wir jeden Spieler bekommen, den wir wollten? Nein. Das heißt aber nicht, dass die anderen zweite Wahl sind. Wenn man wenige Spieler holt, schaut man vielleicht noch genauer hin und verkopft sich ein bisschen mehr. Man versucht immer, in tieferen Gewässern zu fischen, aber wir sind sehr zufrieden mit den Spielern, die wir bekommen haben.

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Wie ist denn die Position der Wild Wings im Spielermarkt?

Stefan Wagner: Wir arbeiten daran, besser zu werden. Wir haben nicht die freie Auswahl. Ich glaube, wir tun uns gerade bei den Ausländern noch ein bisschen leichter als bei den Deutschen. Da spielt die geografische Lage eine Rolle, aber vielleicht auch die Vergangenheit. Das ist klar die Arbeit der sportlichen Leitung und damit meine. Besser zu werden, geht nur mit kontinuierlicher Arbeit. Und vielleicht sollten wir den Fokus auch manchmal noch mehr auf uns richten.

Wie ist die Position der Wild Wings in der DEL?

Stefan Wagner: Wir sind einer der kleineren Standorte, die vielleicht von den anderen manchmal übersehen werden. Wenn zum Beispiel Freunde aus meinem privaten Umfeld zum ersten Mal nach Schwenningen kommen, sind sie überrascht. Die Stimmung im Stadion ist unfassbar. Die Arbeit, die hier gemacht wird, ist unfassbar. Aber deutschlandweit sind wir sicherlich nicht die Marke wie die Kölner Haie oder Eisbären Berlin. Aber wir können die Großen ärgern, mitspielen, dabei sein. So wie der SC Freiburg in der Fußball-Bundesliga.

Wie sind die Ansprüche im Vergleich zum vergangenen Jahr?

Stefan Wagner: Wollen wir unter die ersten Zehn? Ja, klar. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, das werden wir aber dummerweise nicht schaffen. Ich glaube, dass wir gut daran tun, immer noch ein bisschen nach hinten zu schauen. Aber in den Playoffs wollen wir dabei sein, das sage ich ganz offen. Ich werde aber auch nicht müde zu sagen, dass auch ein elfter Platz mal eine erfolgreiche Saison sein kann.

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Fünf Auswärtsspiele hat Ihnen die DEL für die ersten drei Wochen beschert. Was macht Sie optimistisch, dass das richtig gut werden wird?

Stefan Wagner: Wir müssen ohnehin gegen jeden Gegner zwei Mal auswärts spielen. Punkt. Ja, der Saisonstart kann ziemlich in die Hose gehen. Auf der anderen Seite kann man relativ befreit hinfahren. Vielleicht ist Bremerhaven am ersten Spieltag das Beste, was dir passieren kann. Auch die Kombination Wolfsburg und Berlin ist für uns die bessere Reise. Es schüttelt uns gleich ein bisschen. Ich glaube, wir können da auch ganz, ganz positiv rauskommen.

Wo soll denn die Entwicklung in der nächsten Saison hingehen? Was ist der nächste Schritt?

Stefan Wagner: Wir wollen wieder die kleinen Schritte weitermachen. Wenn wir das schaffen, ist das gut. Die wirtschaftliche Situation unserer Partner und Sponsoren und unsere wirtschaftliche Situation sind auch zu beachten. Die Zuschauerzahlen kommen dazu. Wir haben zuletzt eine unglaubliche Euphorie entfacht, es ist toll, was hier entsteht. Trotzdem ist es wichtig, kleine Schritte zu machen.

Wann sind Sie denn grundsätzlich im Jahr am entspanntesten?

Stefan Wagner: Wenn Sie meine Frau fragen: nie. Ich bin am entspanntesten, wenn die Saison tatsächlich losgeht, denn dann ist die meiste Arbeit gemacht. Das hält aber meist nicht lange (lacht).