Millionenzusage fürs Fricktal: Je 500.000 Franken wird der Aargauer Regierungsrat für die Region ausgeben – für ein Gesamtverkehrskonzept (GVK) Raum Frick-Stein-Laufenburg sowie für eine vertiefende Überprüfung eines neuen Rheinübergangs in Sisseln. Das gab jetzt der Kanton bekannt.

„Im GVK Frick-Stein-Laufenburg sollen tragfähige Lösungen entwickelt werden, um den künftigen Anforderungen an die Siedlung und die Mobilität gerecht zu werden“, heißt es. Dabei würden „alle Verkehrsarten berücksichtigt: der öffentliche, der motorisierte individuelle wie der zu Fuß und per Velo“, heißt es weiter.

Ein Augenmerk gelte dabei den schnell umzusetzenden Maßnahmen sowie möglichen Eingaben ins Agglomerationsprogramm des Bundes. Ins benachbarte deutsche Ausland soll das Konzept ebenso blicken wie über die Sisslerfeld-Gemeinden hinaus, bis nach Frick und Gipf-Oberfrick. Aber klar: Das Sisslerfeld, größte Arbeitsplatzreserve im Aargau und wirtschaftlicher Entwicklungsschwerpunkt, liegt im Herzen des Untersuchungsperimeters.

Im Herzen des Sisslerfelds läge auch eine zusätzliche Rheinbrücke bei Sisseln, um den notorisch verstopften Grenzübergang Stein-Bad Säckingen zu entlasten. Ohne entsprechende Maßnahmen werde sich die Verkehrssituation dort sowie am Zoll Laufenburg weiter verschärfen, warnt der Regierungsrat.

Ersatzneubau für Koblenz/Waldshut in Planung

500.000 Franken für Abklärungen einer zusätzlichen Rheinbrücke bei Sisseln – und was ist mit Koblenz/Waldshut im Zurzibiet als zweiter möglicher Brückenstandort? „Beide Standorte werden zusammen betrachtet“, betont Carlo Degelo, Leiter Abteilung Verkehr im Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons. Für Koblenz/Waldshut sei ein Ersatzneubau für die fast 100-jährige Bestandsbrücke in Planung. Möglicherweise werde diese ersetzt, möglicherweise bleibe sie für den Velo- und Fußgängerverkehr erhalten, so Degelo.

Die Zollbrücke zwischen Koblenz und Waldshut ist fast 100-jährig.
Die Zollbrücke zwischen Koblenz und Waldshut ist fast 100-jährig. | Bild: Alex Spichale

Eine Million fürs Fricktal – und doch fallen die Reaktionen auf die Nachricht aus Aarau unterschiedlich aus. „Der Fricktal Regio Planungsverband begrüßt es sehr, dass der Regierungsrat die beiden Verpflichtungskredite für Verkehrsplanungen im Raum Frick-Stein-Laufenburg gesprochen hat“, so Präsidentin Françoise Moser. Gute Verbindungen im öffentlichen Personennahverkehr seien auch hinsichtlich der neuen, nach Stein kommenden Kantonsschule wichtig.

Beat Käser, Gemeindeammann von Stein und Großrat, sagt, dass es beim Verkehr eine solide und fundierte Planung brauche und dass diese nun einmal Geld koste. Aber er sagt auch: „Wir hinken beim Verkehr immer hinterher, es muss auch mal etwas konkretes passieren.“

Grossrat aus Wallbach spricht von „Zückerli“

Alfons P. Kaufmann, Großrat aus Wallbach, hält den Vorstoß aus Aarau grundsätzlich für begrüßenswert sei. Für ihn hat er aber auch einen „faden Beigeschmack“ – vier Tage vor der Abstimmung im Großen Rat über den kantonalen Nutzungsplan „Südspange ESP Sisslerfeld“. Großräte aus anderen Regionen könnten argumentieren, mit der Million aus Aarau sei das Fricktal ja jetzt gut bedient. „Für mich ein Zückerli, damit wir in Sachen Südspange Ruhe geben“, sagt Kaufmann.

Noch befindet sich der kantonale Richtplan-Eintrag zur Rheinbrücke in Sisseln auf Status „Vororientierung“. Nächste Etappen könnten laut Degelo „Zwischenergebnis“ oder „Festsetzung“ sein.

Oder es könnte bei „Vororientierung“ bleiben – sollte das GVK zum Schluss kommen, dass es den zusätzlichen Rheinübergang gar nicht braucht. Aber vorerst lautet der Zeithorizont so: Erarbeitung des GVK bis 2026, Prüfung und allfällige Anpassung des Richtplaneintrags für den Rheinübergang Sisseln bis 2029.

Der Autor ist Redakteur der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.

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