Sommer, Sonne, Badesee – für viele Hunde der perfekte Ausflug und bei warmen Temperaturen – neben einem Hunde-Eis – eine willkommene Abkühlung. Doch was aussieht wie ein harmloses Naturidyll, kann schnell zur tödlichen Gefahr werden: Blaualgen, genauer gesagt Cyanobakterien, vermehren sich bei warmen Temperaturen rasch in stehenden oder langsam fließenden Gewässern. Hunde sind besonders gefährdet – ohne dass Halter und Halterinnen den Algenbefall überhaupt bemerken. Warum Blaualgen für Hunde so gefährlich sind und wie Sie im Ernstfall richtig reagieren, haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst.
Blaualgen: Was sind sie und warum sind sie für Hunde gefährlich?
Blaualgen – korrekt: Cyanobakterien – sind mikroskopisch kleine Lebewesen, die wie Pflanzen durch Photosynthese Sauerstoff produzieren. Dies erklärt BUND Niedersachsen in einem Beitrag zu dem Thema. In geringen Konzentrationen sind sie in vielen Gewässern ungefährlich. Problematisch wird es allerdings, wenn sie sich bei warmem Wetter, starker Sonneneinstrahlung und hohem Nährstoffeintrag – etwa durch Landwirtschaft oder Kläranlagen – massenhaft vermehren. Dann entsteht laut dem Versicherer Uelzener die sogenannte „Algenblüte“, bei der sich das Wasser sichtbar verfärbt und toxische Substanzen freisetzt
Diese giftigen Stoffe, die sogenannten Cyanotoxine, machen die Blaualgen so gefährlich – insbesondere für Hunde. Anders als Menschen schwimmen sie nicht nur im Wasser, sondern trinken daraus, lecken das nasse Fell ab oder schnuppern am Ufer. So können sie innerhalb kürzester Zeit eine hohe Dosis der Gifte aufnehmen, warnt neben Uelzener auch der Kleintierversicherer Agila.
Besonders problematisch ist dabei, dass es verschiedene Typen dieser Toxine gibt – und sie wirken laut dem Kleintierzentrum Arndt bei Karlsruhe auf sehr unterschiedliche Weise:
-
Microcystin, eines der häufigsten Cyanotoxine, greift gezielt die Leber an. Es kann eine rasch fortschreitende Leberzerstörung auslösen, die in einem vollständigen Leberversagen endet. Die betroffenen Tiere zeigen meist Symptome wie Durchfall, Schwäche, Gelbsucht, helle Schleimhäute und einen Schockzustand – der Tod des Hundes kann innerhalb weniger Stunden eintreten.
-
Anatoxin ist noch schneller wirksam – dieses Toxin befällt das Nervensystem. Bereits Minuten nach der Aufnahme kann es zu Muskelzittern, Krämpfen, Lähmungserscheinungen, starkem Speicheln, Durchfall, Atemnot oder sogar Bewusstlosigkeit kommen. Auch hier verläuft die Vergiftung häufig tödlich, wenn nicht sofort gehandelt wird.
-
Weniger bekannt, aber ebenfalls relevant sind Toxine wie Lyngbya, Aplysia und Debromoaplysia. Sie verursachen vor allem Hautprobleme – etwa Juckreiz, Rötungen oder Blasenbildung. Diese dermatologischen Reaktionen sind meist lokal begrenzt und in der Regel gut behandelbar, können für empfindliche Tiere aber dennoch sehr unangenehm sein.
Ein großes Problem: Mit bloßem Auge lässt sich weder erkennen, ob Toxine im Wasser sind, noch welche – oder wie hoch ihre Konzentration ist, warnt auch die Tierschutzorganisation PETA. Deshalb gilt: Bei sichtbarem Algenwachstum oder grünlich-blauer Trübung des Wassers sollten Hunde das Gewässer unbedingt meiden – das Risiko ist einfach zu hoch.
Vergiftung mit Blaualgen - Wie schnell reagieren Hunde?
Ist ein Hund trotz aller Vorsicht mit Blaualgen in Kontakt gekommen, können die ersten Symptome bereits innerhalb von 30 Minuten auftreten – manchmal sogar noch schneller, je nach aufgenommener Giftmenge und körperlicher Konstitution des Hundes, warnt Agila. Besonders gefährlich wird es, wenn Hunde viel Wasser verschlucken oder stark kontaminierte Algenrückstände am Fell aufnehmen.
Blaualgen beim Hund - Symptome richtig erkennen
Eine Blaualgenvergiftung kann, wie bereits erwähnt, sehr unterschiedlich verlaufen – je nach Art des Toxins. Typische Symptome bei Hunden sind laut Kleintierzentrum Arndt und Agila:
-
Starkes Speicheln, Erbrechen, Durchfall
-
Lethargie, Schwäche, Orientierungslosigkeit
-
Muskelzittern, Krämpfe, Lähmungen
-
Blasse oder bläuliche Schleimhäute, Atemnot
-
Schock, Bewusstlosigkeit
Schon bei ersten Anzeichen ist sofortiger tierärztlicher Rat erforderlich – Abwarten kann tödlich enden.
Wichtige Tipps: Erste-Hilfe wenn der Hund Blaualgenwasser getrunken hat
PETA und auch das Kleintierzentrum Arndt nennen wichtige erste Schritte, sollte beim Vierbeiner Verdacht auf eine Vergiftung mit Blaualgen bestehen. Folgende Schritte sollten Sie unternehmen:
-
Holen Sie den Hund sofort aus dem Wasser. Auch wenn noch keine Symptome sichtbar sind, muss jeder weitere Kontakt mit dem belasteten Gewässer vermieden werden.
-
Verhindern Sie, dass der Hund weiteres Wasser aufnimmt oder sich selbst putzt. Blaualgen können nicht nur über das Trinken, sondern auch über das Abschlecken des Fells in den Organismus gelangen.
-
Geben Sie kein weiteres Wasser zu trinken, sofern nicht sichergestellt ist, dass es sich um frisches Leitungs- oder Flaschenwasser handelt. So kann das Risiko einer weiteren Giftaufnahme minimiert werden.
-
Spülen Sie das Fell gründlich mit klarem Wasser ab, insbesondere an den Pfoten, rund um das Maul und an anderen Körperstellen, die häufig beleckt werden. Auch sichtbare Algenreste am Maul oder an den Lefzen sollten vorsichtig mit einem feuchten Tuch entfernt werden – bitte ohne Reinigungsmittel.
-
Vermeiden Sie Hausmittel oder Medikamente in Eigenregie. Es gibt kein spezifisches Gegengift für Blaualgentoxine zur häuslichen Anwendung. Substanzen wie Milch, Öl oder Salzwasser sind nicht geeignet und können sogar schaden.
-
Suchen Sie umgehend eine Tierarztpraxis oder Tierklinik auf. Jede Verzögerung kann die Prognose für Ihren Hund erheblich verschlechtern. Informieren Sie das Praxisteam bereits am Telefon über den Vergiftungsverdacht, damit Vorbereitungen getroffen werden können.
-
Optional kann in der Klinik Aktivkohle eingesetzt werden, um verbleibende Giftstoffe im Magen-Darm-Trakt zu binden. Einige Tierärzte empfehlen, Aktivkohletabletten in der Notfallapotheke mitzuführen – allerdings sollte die Anwendung und Dosierung im Vorfeld unbedingt ärztlich besprochen worden sein.
Bei Unsicherheiten oder unerreichbarem tierärztlichen Notdienst kann der Giftnotruf rettende Hinweise geben. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit stellt auf seiner Website eine Liste mit Giftnotrufzentralen zur Verfügung.
Blaualgen-Behandlung beim Tierarzt - Damit müssen Sie rechnen
Haben Sie Ihren Hund mit Verdacht auf eine Blaualgen-Vergiftung zum Tierarzt gebracht, erwarten Sie laut dem Kleintierzentrum Arndt folgende Schritte:
-
Infusionen zur Stabilisierung
-
Medikamente gegen Krämpfe, Übelkeit oder Kreislaufversagen
-
Leberwerte und andere Blutwerte werden überprüft
-
In schweren Fällen: Intensivüberwachung oder stationäre Aufnahme
Wie lange hält die Wirkung von Blaualgen an?
Die Wirkung der Blaualgen-Toxine ist oft rasch, aber die Folgen können langfristig sein: Besonders die Leber kann bleibend geschädigt werden, warnt PETA. Auch wenn der Hund sich scheinbar erholt, sollte in den Wochen danach regelmäßig kontrolliert werden – insbesondere die Leberwerte.
Übrigens: Abseits von Blaualgen sind Hundebesitzer oft besorgt, ob sie bestimmte Obst- und Gemüsesorten an ihre Vierbeiner verfüttern können. Vertragen Hunde beispielsweise Erdbeeren?