Pegah Meggendorfer

Seit Jahrzehnten steht Howard Carpendale auf der Bühne, hat sich mit Songs wie „Ti amo“ oder „Hello Again“ einen festen Platz am Schlagerhimmel gesichert. Einen Riesenhit wie „Atemlos durch die Nacht“, mit dem Helene Fischer 2013 das ganze Musikgeschäft auf den Kopf stellte, hatte er aber nie. So sagt Carpendale es zumindest selbst. In einem aktuellen Interview im Podcast „Hotel Matze“ äußert sich Carpendale nun über Kollegin Helene Fischer – und spart dabei nicht an Kritik.

Howard Carpendale: „So ein Hit macht das Leben auch schwer“

Dass Carpendale selbst ein solches Phänomen nie erlebte, scheint für den 79-Jährigen kein Problem zu sein. „Wenn ein Künstler zu Beginn seiner Karriere einen derart gigantischen Hit landet, hat er ein Leben lang damit zu kämpfen“, erklärt er. Die Messlatte liege dann so hoch, dass alle folgenden Werke automatisch im Schatten stehen. „So ein Hit macht das Leben auch schwer.“

Deutliche Worte findet Carpendale jedoch vor allem für den musikalischen Wandel, den Helene Fischer in den vergangenen Jahren durchlaufen hat. Der Klang bringt ihn offenbar an seine Grenzen, wie er im Gespräch mit Matze Hielscher erzählt: „Da werde ich verrückt. Das ist die unterste Form von Groove, die es überhaupt gibt.“ Der Dauerbeat im modernen Popschlager, den Carpendale als „bumm bumm bumm“ beschreibt, ist ihm ein Dorn im Ohr. Die durchgängige Bassdrum habe die deutsche Musik kaputt gemacht.

Howard Carpendale im Interview: „Du darfst Sex nicht auf der Bühne verkaufen“

Doch Carpendale verbindet seine Kritik auch mit Wertschätzung für seine Kollegin. Er betont mehrfach, wie sehr er Helene Fischer schätzt – als Künstlerin und als Mensch. „Helene, ich liebe dich. Ich habe mit ihr Duette gemacht und du bist ein so geiler Mensch“, sagt er offen. Und trotzdem hat er einen Rat für die Schlagerkönigin: weniger Sex, mehr Natürlichkeit.

„Du darfst Sex nicht auf der Bühne verkaufen“, mahnt die Schlager-Legende Carpendale und spricht Helene Fischer direkt an. Zwar sei Fischer zweifellos attraktiv, doch die Inszenierung im Stil amerikanischer Popstars wie Britney Spears passe nicht zur deutschen Schlagerszene. „Die Leute haben dich geliebt – und plötzlich hattest du das Gefühl: Ich muss viel sexyer werden. Du bist sexy – aber das ist nicht das, wie die Leute dich sehen.“