Seite an Seite präsentieren sich Prinz William und Prinz Harry in diesem intimen Moment, setzen ein Lächeln auf, und enthüllen dann ohne Fanfaren oder Tamtam das neue Denkmal zu Ehren ihrer Mutter, Prinzessin Diana. Die Bronze-Statue im „Sunken Garden“ (versunkener Garten) des Londoner Kensington-Palasts überragt die beiden Brüder, die einige Sekunden andächtig vor dem freigelegten Kunstwerk stehen.

Es zeigt Lady Di umgeben von drei Kindern, um „die Universalität und den generationenübergreifenden Einfluss“ ihrer Arbeit darzustellen. Es ist zudem ein Hinweis auf „ihre Rolle als Botschafterin für humanitäre Zwecke“, wie es hieß. Die Kleidung, Bluse, Rock sowie breiter Gürtel, und ihre Frisur spiegeln laut Berichten ihren letzten Lebensabschnitt wider – also jene Zeit nach der Scheidung von Prinz Charles und dem Bruch mit dem britischen Königshaus.

Ein kurzer Moment der Stille: Prinz William (links) und Prinz Harry betrachten die Statue.
Ein kurzer Moment der Stille: Prinz William (links) und Prinz Harry betrachten die Statue. | Bild: Dominic Lipinski/PA Wire/dpa

Im Anschluss an die Enthüllung gaben der Herzog von Cambridge und der Herzog von Sussex ein gemeinsames Statement ab: „Jeden Tag wünschen wir uns, sie wäre noch bei uns, und unsere Hoffnung ist, dass diese Statue für immer als Symbol für ihr Leben und ihr Erbe dient.“

Die beiden hatten vor vier Jahren das Denkmal bei dem britischen Künstler Ian Rank-Broadley in Auftrag gegeben. „Heute, an dem Tag, an dem unsere Mutter 60 Jahre alt geworden wäre, erinnern wir uns an ihre Liebe, ihre Stärke und ihren Charakter“, hieß es weiter. „Qualitäten, die sie zu einer Kraft für das Gute auf der ganzen Welt machten und unzählige Leben zum Besseren veränderten.“

Charles Spencer, Dianas Bruder, gehörte zu den wenigen geladenen Gästen. Auch Dianas ältere Schwestern waren vor Ort.
Charles Spencer, Dianas Bruder, gehörte zu den wenigen geladenen Gästen. Auch Dianas ältere Schwestern waren vor Ort. | Bild: Daniel Leal-Olivas/AFP

Zu Ehren ihrer Mutter gab es einen „Waffenstillstand“, wie die britische Presse meinte, wenigstens für einen kurzen Moment. Es sollte um Diana gehen. Doch natürlich hing über dem Tag die dunkle Wolke des Brüderzwists. Würden die Prinzen ihre Streitereien beiseite legen und sich wieder versöhnen anlässlich der besonderen Zeremonie? Es war die große Frage, die durch die Medien geisterte.

Doch Insider spielten die Idee herunter, dass plötzlich wieder Frieden herrschen könnte. „Wir werden sehen, dass sie sich professionell verhalten und sonst nichts“, sagte Omid Scobie, Autor der inoffiziellen Biografie der Sussexes. Als Schritt in die richtige Richtung werteten Beobachter die Annäherung trotzdem – „und sei es nur für heute, um ihre Mutter zu ehren“, so ein Insider. „Wiedervereinte Brüder“, jubelte dagegen die „Daily Mail“, als erste Bilder von der Veranstaltung veröffentlicht wurden.

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Was eigentlich als große Veranstaltung zu Ehren der Prinzessin gedacht war, wurde kurzfristig zum „privaten Event“ erklärt. Medienberichten zufolge lag das sowohl an den Streitereien zwischen den beiden Prinzen als auch an „Harrys Entschlossenheit, die Berichterstattung zu kontrollieren“. Und so verfolgte die Öffentlichkeit nicht live die Enthüllung, sondern sah lediglich aufgezeichnete Aufnahmen von der Zeremonie.

Mehr als 4000 Blumen 50 verschiedener Arten wurden in dem neugestalteten versunkenen Garten gepflanzt, darunter hunderte weiße und pinke Tulpen, Rosen, Anemonen und genau 100 von Dianas Lieblingsblume, dem Vergissmeinnicht. Sie sollen der Statue ihre volle Wirkung verleihen, erklärte Garten-Designer Pip Morrison. Man wollte sichergehen, einen „ruhigen Ort“ für die Besucher des Palasts zu schaffen. Rund um den Teich wirkt das Gras, als sei es mit dem Lineal auf Perfektion getrimmt. Es ist ein englischer Rasen wie aus dem Bilderbuch.

Vier Jahre lang wurde das Denkmal geplant

Der Ort hatte es Diana besonders angetan. Angestellte von damals berichten bis heute, wie die Prinzessin gerne durch die Anlage spazierte, mit den Gärtnern plauderte und die Flora bewunderte. Bis zuletzt lebte sie im Kensington-Palast.

Seit 2017 arbeiteten die damals noch eng verbundenen Brüder gemeinsam an dem Denkmal-Projekt. Es waren, wenn man so will, die guten alten Zeiten. Denn das Verhältnis ist heute ein völlig anderes nach all den royalen Dramen, die in Seifenoper-Manier die Welt unterhielten. Mittlerweile herrscht schlechte Stimmung, die Beziehung zwischen William und Harry gilt als völlig zerrüttet, nachdem der Herzog und die Herzogin von Sussex Anfang 2020 ihre Rollen als Royals in der ersten Reihe aufkündigten, nach Kalifornien auswanderten und seitdem immer wieder aus der Ferne gegen das Königshaus schießen.

Sie mögen sich nicht mehr so nahe stehen wie früher – doch William (links) und Harry können noch gemeinsam lachen.
Sie mögen sich nicht mehr so nahe stehen wie früher – doch William (links) und Harry können noch gemeinsam lachen. | Bild: Yui Mok/AFP

Tief- oder Höhepunkt, je nachdem, wen man fragt, war das Skandal-Interview mit US-Moderatorin Oprah Winfrey. Mangelnde Unterstützung trotz Suizidgedanken bei Meghan, vom Palast befeuerte Falschnachrichten, Gefühlskälte und gar Rassismus warfen die beiden der Verwandtschaft auf der Insel vor. Zum von Pessimisten orakelten Niedergang der Monarchie führten die Streitereien natürlich nicht. Vielmehr hat sich Herzogin Meghan auf der Insel zu so etwas wie einer Persona non grata entwickelt, zumindest beim Großteil der Medien und in royalen Fan-Kreisen.

Das Tor des Kensington-Palasts haben Fans von Prinzessin Diana mit Erinnerungen geschmückt.
Das Tor des Kensington-Palasts haben Fans von Prinzessin Diana mit Erinnerungen geschmückt. | Bild: Daniel Leal-Olivas/AFP

Hunderte Fans pilgerten am Donnerstag – es wäre Dianas 60. Geburtstag gewesen – zum Tor des Kensington-Palasts, an dem sie Fotos der Prinzessin, Fahnen und Luftballons aufhängten und davor Blumen ablegten. Die Welt, so hieß es auf einem großen Plakat, „hat jemanden Besonderen verloren“. Diana wurde als Mensch „mit einem Herzen aus purem Gold“ geehrt.

Am 31. August 1997 starb die zur „Königin der Herzen“ avancierte Prinzessin bei einem Autounfall in Paris. Ihr plötzlicher Tod stürzte nicht nur die Monarchie in eine Krise, sondern löste eine beispiellose Welle der Bestürzung aus. Das britische Volk in kollektiver Trauer stand kurz vor dem Nervenzusammenbruch und war irgendwie selbst überrascht über die Wogen der Gefühle, die aufwallten.

Das ist fast 24 Jahre her: Prinz William (links) und Prinz Harry nach der Trauerfeier für ihre Mutter.
Das ist fast 24 Jahre her: Prinz William (links) und Prinz Harry nach der Trauerfeier für ihre Mutter. | Bild: Bultler/pa/epa/dpa

„Das Trauern wurde eine öffentliche Aktivität, ein Gruppenereignis und ein bisschen wetteifernd“, erinnerte sich ein Journalist vor Jahren an jene Tage. Unvergessen auch die Bilder vom Trauerzug durch London, bei dem der damals 15-jährige William und der kurz vor seinem 13. Geburtstag stehende Prinz Harry mit gesenkten Köpfen hinter dem Sarg hergingen. Der frühe Tod der Mutter prägte die beiden, vor allem Harry kämpfte mit psychischen Problemen.