Reinhold Hönle

Frau Egli, Sie singen in „Terra Australia“, einem der stärksten Lieder Ihres neuen Doppelalbums, dass Sie den Weg zu sich selbst gefunden hätten. Wer ist Egli?

Das ist jemand, dem es immer besser gelingt, Ruhe und Frieden im Innern zu finden, und sich weniger vom Glück im Außen abhängig macht.

Ihrem Erfolg?

Sicher ist meine Musik etwas, das mich wahnsinnig glücklich macht, aber sie kann nicht alles sein. Deshalb habe ich mir meine Welt in der schwierigen Corona-Zeit selbst schön und bunt zu machen versucht. Es ist nicht alles nur schwarz und grau. Ich nehme mir viel mehr Zeit für mich, mache vieles bewusster. Wichtig ist auch zu spüren, was mir gut tut und was nicht, und Selbstvertrauen.

Weshalb ist Ihnen das in Australien klar geworden?

Es war ein Ort, an dem ich weit weg von allem war und mein Leben aus der nötigen Distanz betrachten konnte. Australien war eine weite Reise, aber die weiteste Reise war diejenige zu mir selbst.

Wann hatten Sie die Idee für dieses Doppelalbum?

Das „Best of“ lag schon länger in der Luft, aber „Mini Schwiiz – mini Heimat“ mit Songs auf Schweizerdeutsch, Französisch und Italienisch ist komplett während des Lockdowns entstanden.

Ohne Musik können Sie nicht leben …

Es war wohl auch eine Flucht vor den dunklen Gedanken, welche die Corona-Bedrohung weckte. Die Welt der Musik ist schön. Die Beschäftigung mit ihr hat mir sehr geholfen. Ich merkte, dass ich besser drauf bin, wenn ich über das Gute singe und mit meinem Team zusammenarbeiten kann. Es ist ein großes Geschenk, dass das heutzutage auch über große Distanzen hinweg möglich ist. Außerdem bekam ich nach zwei Wochen eine Sonderbewilligung, um als Pendlerin zu meinem Produzenten nach Deutschland fahren zu können.

Was verbinden Sie mit dem Begriff Heimat?

Ich bin eine „Reisefüdli“, aber ich schätze auch die Vertrautheit. Die Schweiz ist der Ort, wo ich Kraft tanke. Aber das Gefühl von Heimat ist für mich ebenso mit Menschen verbunden. Sie sind es, die Geborgenheit und Liebe schenken. Ich finde sie in meiner Familie und bei meinen Freunden, die ich auch in Hamburg und München habe.

In der Schweiz ist die „Best of“-CD das Bonus-Album, in Deutschland „Mini Schwiiz – mini Heimat“. Wollen Sie den deutschen Fans noch mehr Swissness bieten?

Nein, ich denke, das ist nicht nötig. Ich wurde schon immer als Schweizerin wahrgenommen und finde es schön, dass ich Swissness ausstrahle. In meinen Konzerten wird man mich in Zukunft öfter mal auf Schweizerdeutsch hören. Selbst, wenn die Leute den Text nicht ganz verstehen, kann ich mit ihnen die Emotionen teilen, die in der Musik stecken.

Der Titelsong lädt zum Schunkeln ein. Machen Sie dabei gerne mit, wenn Sie mal im Publikum sitzen?

Gerade bei großen Festen finde ich es schön, wenn Menschen, die sich vorher fremd waren, zusammenwachsen und sich im gleichen Takt bewegen. Momentan ist das nicht möglich, aber dafür ist Vorfreude auf die Rückkehr zur Normalität groß.

Es gibt Lieder wie „Bunt“ und „Dehei“, die auf Hochdeutsch besser klingen als auf Mundart, bei „Kick im Augeblick“ und „Verliebt, verlobt, verflixt“ ist es umgekehrt, oder?

Freche und kecke Lieder macht das Schweizerdeutsch noch frecher und kecker. Bei Balladen kratzt die Mundart manchmal – hat man mir gesagt … (lacht)

Wer hat die Texte übersetzt?

Ich habe die hochdeutschen Texte in die Mundart übertragen. Und der Produzent hat die anderen zusammen mit Muttersprachlern ins Italienische und Französische übersetzt.

Von denen sind „Vivila“ und die beiden französischen Lieder besonders gut gelungen. Welche Sprachkenntnisse brachten Sie mit?

Ich war während meiner Schulzeit drei Wochen in Austausch in Italien, weil ich die Sprache wunderschön finde. Diese Kenntnisse habe ich vor ein paar Jahren aufgefrischt. An mein Schulfranzösisch erinnere ich mich lieber nicht … (lacht)

Wie sehen Ihre aktuellen Pläne aus?

Wir arbeiten auf Hochtouren an Konzepten, die Konzerte ermöglichen, damit die Leute das Live-Feeling wieder haben. Ich vermute mit Abstand und in größeren Hallen mit weniger Leuten und hoffe, die „Best of“-Tournee kann im Februar beginnen.