In den Landkreisen der Region laufen immer mehr Anzeigen wegen Tierquälerei ein. Das bestätigen Veterinärämter. Besonders Nutztiere wie Kühe oder Schweine haben es den Tierfreunden angetan, sagt Klaus Reuther vom Veterinäramt in Waldshut-Tiengen.

Er und seine Kollegen gehen jedem Verdacht nach. Das Problem: Sehr oft sei an den Vorwürfen nichts dran. „Die Vorstellung, wie die Tiere gehalten werden müssen, klaffen im Vergleich zur Realität weit auseinander“, sagt er.

Menschen schauen genauer hin

Reuther glaubt, dass die Deutschen aufgrund der andauernden Tierwohldebatte genauer hinschauen, wenn sie an einer Kuhweide vorbeilaufen und dann Missstände erkennen, die eigentlich keine sind.

„Gerade jetzt rufen viele bei uns an und melden, dass die Tiere zu wenig Schatten haben oder der Wassertrog leer ist. Das ist oft einfach übertrieben“, sagt Reuther.

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Dass die drei Skandal-Höfe im bayerischen Bad Grönenbach nun ins Zielfernrohr der Behörden geraten sind, findet der Amtstierarzt jedoch richtig: „Schlechte Tierhaltung gibt es überall – auch bei uns. Und die muss auch bestraft werden.“

Die Diskussion in der Öffentlichkeit sei notwendig, sollte aber nicht dazu führen, dass Tierfreunde überreagieren und damit die Arbeit der Veterinärämter behindern, so Reuther.

Risikoanalysen bei Betrieben

„Wir bekommen täglich ein bis zwei Hinweise aus der Bevölkerung“, sagt Stefanie Fuhrmann vom Veterinäramt Konstanz. Viele davon beziehen sich auf mutmaßliche Missstände bei Landwirten.

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Zwar können die Tierärzte einige Vorwürfe bereits am Telefon richtig einordnen – manchmal müssen sie aber auch den Betrieb vor Ort untersuchen.

Neben diesen Anzeigen führen Veterinärämter auch sogenannte Risikoanalysen durch. Dabei nehmen sie Sterblichkeitsraten der Tiere in den unterschiedlichen Betrieben unter die Lupe, die in einer bundesweiten Kartei aufgelistet werden.

Mehr Personal und mehr Zeit für Kontrollen

„Wenn in einem Betrieb dann eine Zahl besonders hoch ist, fahren wir dorthin und prüfen“, so Fuhrmann. Gerne würde sie mehr Kontrollen durchführen, jedoch hätte man im Veterinäramt personelle Engpässe.

Dieses Problem scheint sich nicht nur auf Konstanz zu beschränken. Vor Kurzem forderte Thomas Pfisterer, Vorsitzender der im öffentlichen Dienst beschäftigten Tierärzte in Baden-Württemberg, in einem Interview mit dem SWR, dass die Veterinäre besser ausgestattet werden sollten. Sie bräuchten mehr Personal und mehr Zeit für Kontrollen, damit sich die Zustände im Allgäu nicht auch vor unserer Haustür wiederholten.