Rund 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Naziherrschaft soll der Offenburger Gemeinderat heute (17.00 Uhr) beschließen, die Ehrenbürgerrechte für Adolf Hitler und fünf weitere Personen abzuerkennen. Laut einer Vorlage der Stadtverwaltung ist eine rechtliche Klarstellung nötig. Denn sowohl die Ernennungsbeschlüsse aus dem Jahr 1933 als auch die Beschlüsse zur Aberkennung aus dem Nachkriegsjahr 1946 seien fehlerhaft.
Die badische Kommune mit gut 62.000 Einwohnern will mit diesem Schritt einen Schlussstrich ziehen. In der größten Stadt des Ortenaukreises sei es eine seit Jahrzehnten geübte Praxis, diese Personen nicht als Ehrenbürger zu betrachten. Neben Hitler gehören dazu der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg und vier damalige NS-Politiker.
Beschluss von 1946 nicht eindeutig
„Bisher war man davon ausgegangen, dass ein Beschluss des Stadtrats aus dem Juni 1946 die Ehrenbürgerschaften aus dem Jahr 1933 rechtswirksam annulliert hat“, berichtete die Stadt vor der Sitzung. Die Entscheidung aus der Nachkriegszeit sei jedoch unvollständig und fehlerbehaftet. So seien die Räte etwa ohne weitere Begründung davon ausgegangen, dass die Ehrenbürgerschaften von Hitler, Hindenburg und einer weiteren Person mit deren Tod erloschen waren.
Hitler und die fünf weiteren Personen stehen nicht auf der offiziellen Ehrenbürgerliste, wie die Stadt mitteilte. Zu den ausgezeichneten Bürgern der Kommune zählt hingegen der 2023 verstorbene CDU-Politiker Wolfgang Schäuble, der in Offenburg seinen Wohnsitz hatte.
Hitler früher Ehrenbürger in zahllosen Kommunen
Während des sogenannten Dritten Reiches hatten zahllose Städte und Gemeinden Hitler zum Ehrenbürger ernannt. Mancherorts war die Ehrung erst Jahrzehnte später zurückgenommen worden. (dpa)