Es sind schlimme Szenen, die sich im sonst beschaulichen Oberschwaben im Südosten Baden-Württembergs abspielen: Einsatzkräfte knien auf einem halb umgestürzten Waggon, versuchen die Fahrgäste aus dem Zug zu retten. Im Hintergrund sind Schreie zu hören.
Nahe Riedlingen im Landkreis Biberach ist zuvor ein Regionalzug entgleist. Bei dem schweren Zugunglück in Baden-Württemberg sind nach Angaben der Polizei mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Zudem sind mindestens 34 Menschen verletzt worden.
War ein Unwetter der Auslöser für das Zugunglück bei Riedlingen?
Zuvor hatte es in der Region ein Unwetter gegeben. Ob der Unfall damit im Zusammenhang steht, ist noch nicht bekannt. Ein möglicher Zusammenhang werde geprüft, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Ulm. Auf Fotos sind abgebrochene Äste zu sehen, auch eine Achse des Zuges ist offenbar bei dem Unglück abgerissen worden und liegt einige Meter entfernt am Rande des Gleisbetts.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zogen in den frühen Abendstunden unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können.
Zug in Baden-Württemberg entgleist: Ursache für das Unglück noch unklar
Wie es zu dem Unglück kam, sei derzeit noch unklar, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. In dem betroffenen Zug der Linie RE 55 saßen demnach rund 100 Menschen. Der Regionalexpress war von Sigmaringen nach Ulm unterwegs, als gegen 18.10 Uhr in der Nähe des Riedlinger Stadtteils Bechingen den Angaben zufolge mindestens zwei Waggons entgleisten. Der Unfallort liegt rund 45 Kilometer südöstlich von Ulm.
Die Leitstelle Reutlingen meldete einen sogenannten „Massenanfall von Verletzten“ – das bezeichnet im Rettungswesen eine Situation, bei der eine große Zahl von Verletzten oder Erkrankten versorgt werden muss. Am Unfallort waren auch mindestens vier Rettungshubschrauber im Einsatz.
Auch Einheiten des Bayerischen Roten Kreuzes unterstützen im Nachbar-Bundesland. Weitere Einheiten könnten bei Bedarf nach Baden-Württemberg verlegt werden, hieß es in einer Mitteilung.
Innenminister Thomas Strobl an der Unglücksstelle
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) kam am Abend zur Unfallstelle. Er wolle sich einen Eindruck von den Rettungsarbeiten machen, sagte sein Sprecher.
Die Deutsche Bahn (DB) äußerte sich zunächst nicht zu dem Unglück, kündigte aber eine Pressemitteilung für den Abend an. Das Tochterunternehmen DB Regio BW betreibt das Regionalzugnetz Donau-Ostalb. Hierzu gehört auch die Linie RE 55, die stündlich bis alle zwei Stunden fährt.
Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Sigmaringen eingestellt sei. „Grund hierfür ist eine Zugentgleisung auf der Strecke.“ Über die Dauer der Sperrung lagen den Angaben nach zunächst keine Informationen vor. Fahrgäste zwischen Ulm und Munderkingen sollte Züge des Bahnunternehmens SWEG nutzen, hieß es.
Bundeskanzler Friedrich Merz kondoliert den Unfallopfern
Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich nach dem Zugunglück im Südosten Baden-Württembergs mit drei Toten und mehreren Verletzten bestürzt geäußert. „Wir trauern um die Opfer. Ihren Angehörigen spreche ich mein Mitgefühl aus“, schrieb der CDU-Politiker auf der Plattform X.
„Mit dem Innenminister und dem Verkehrsminister stehe ich im engen Kontakt und habe sie gebeten, die Rettungskräfte mit allen Mitteln zu unterstützen“, schrieb Merz außerdem. Nahe Riedlingen war am frühen Abend ein Regionalzug entgleist. Dabei kamen nach aktuellem Ermittlungsstand der Polizei drei Menschen ums Leben. Weitere Reisende seien schwerst verletzt.
Ministerpräsident Kretschmann zeigt sich erschüttert von Zugunglück
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sich nach dem Zugunglück im Südosten Baden-Württembergs mit drei Toten und mehreren Verletzten erschüttert gezeigt. „Mein tief empfundenes Beileid gilt den Angehörigen der Opfer. Allen Verletzten wünsche ich eine rasche und vollständige Genesung“, sagte Kretschmann einer Mitteilung zufolge.
Noch sei das gesamte Ausmaß des Unglücks nicht vollständig absehbar. Man werde aber alles tun, um die Rettungskräfte zu unterstützen und die Ursachen des Unglücks umfassend aufzuklären, versprach der Ministerpräsident. „Ich danke allen Einsatzkräften und Helferinnen und Helfern, die sich mit unermüdlichem Einsatz um die Versorgung der Betroffenen kümmern.“
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), der nicht selbst in Riedlingen war, erklärte: „Die Lage vor Ort ist erschütternd.“ Aktuell lasse sich das gesamte Ausmaß des Zugunglücks nur erahnen. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten, den Angehörigen und Rettungskräften. Wir stehen im engen Austausch mit der Bahn und unterstützen, wo wir können.“ Experten seien unterwegs, um mit den Ermittlungsbehörden die Unfallursache zu untersuchen.
(dpa)