Das schwere Zugunglück mit drei Toten in Baden-Württemberg ist wohl durch einen Erdrutsch ausgelöst worden. Mutmaßlich ist durch Starkregen am Unfallort ein Abwasserschacht übergelaufen, wie Staatsanwaltschaft, Bundes- und Landespolizei in einer gemeinsamen Erklärung am Montag mitteilten.
Das Wasser habe einen Erdrutsch im Böschungsbereich ausgelöst, was wiederum möglicherweise die Entgleisung verursacht habe. Die Ermittlungen zum Unfallhergang seien noch nicht abgeschlossen. Es gebe derzeit keine Hinweise auf Fremdeinwirkung.
Das Zugunglück ereignete sich der Polizei zufolge gegen 18.10 Uhr zwischen Riedlingen und Munderkingen auf der Fahrtstrecke von Sigmaringen nach Ulm. Den Behörden zufolge gab es drei Tote und mindestens 41 Verletzte.
Lokführer und Azubi unter den Toten
Unter den drei Toten beim Zugunglück in Riedlingen ist nach Angaben der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auch ein Auszubildender. Zudem kamen der Lokführer und ein Fahrgast ums Leben.
Gestorben ist auch eine 70 Jahre alte Mitreisende. Der Zugführer sei 32 Jahre alt, der Auszubildende 36 Jahre, sagte ein Sprecher der Polizei in Riedlingen.
„Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien, Freundinnen und Freunden der Verstorbenen“, erklärte der EVG-Vorsitzender Martin Burkert. „Wir trauern um die beiden Kollegen, die ihr Leben im Dienst verloren haben.“
„Diese Tragödie erschüttert uns alle zutiefst“, sagte Burkert laut Mitteilung. „In dieser dunklen Stunde rückt die Eisenbahnerfamilie zusammen.“
Der Unfallort blieb in der Nacht großräumig abgesperrt, erklärten Polizei und Staatsanwaltschaft weiter. Der Bahnverkehr bleibe eingestellt. Die Aufräumarbeiten sollten am Montag beginnen. Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich laut Polizei rund 100 Reisende an Bord des Regionalexpresses. Demnach waren zwei Waggons entgleist.
Politiker gedenken der Opfer des Bahnunglücks
Nach dem tödlichen Zugunglück im oberschwäbischen Riedlingen haben Vertreter von Politik und der Deutschen Bahn am Unfallort der drei Toten und mehr als 40 Verletzten gedacht. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Bahnchef Richard Lutz dankten zudem den Rettungskräften für ihren Einsatz unter schwierigen Bedingungen.
Unfall-Drama im Südwesten
Es waren schlimme Szenen, die sich im sonst beschaulichen Oberschwaben im Südosten Baden-Württembergs abspielen: Einsatzkräfte knien auf einem halb umgestürzten Waggon, versuchen die Fahrgäste aus dem Zug zu retten. Im Hintergrund sind Schreie zu hören.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zogen in den frühen Abendstunden unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können.
Die Leitstelle Reutlingen meldete einen sogenannten „Massenanfall von Verletzten“ – das bezeichnet im Rettungswesen eine Situation, bei der eine große Zahl von Verletzten oder Erkrankten versorgt werden muss. Am Unfallort waren auch mindestens vier Rettungshubschrauber im Einsatz. Auch Einheiten des Bayerischen Roten Kreuzes unterstützen im Nachbar-Bundesland. Weitere Einheiten könnten bei Bedarf nach Baden-Württemberg verlegt werden, hieß es in einer Mitteilung.
Innenminister Thomas Strobl an der Unglücksstelle
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) kam am Abend zur Unfallstelle. Er wolle sich einen Eindruck von den Rettungsarbeiten machen, sagte sein Sprecher.

Bundeskanzler Friedrich Merz kondoliert den Unfallopfern
Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich nach dem Zugunglück im Südosten Baden-Württembergs mit drei Toten und mehreren Verletzten bestürzt geäußert. „Wir trauern um die Opfer. Ihren Angehörigen spreche ich mein Mitgefühl aus“, schrieb der CDU-Politiker auf der Plattform X. „Mit dem Innenminister und dem Verkehrsminister stehe ich im engen Kontakt und habe sie gebeten, die Rettungskräfte mit allen Mitteln zu unterstützen“, schrieb Merz außerdem.
(dpa / AFP)