Stefanie Eller

Der Mensch konstruiert Hochgeschwindigkeitszüge, Raketen und Supersportwagen: Das schnellste Auto der Welt erreicht zum Beispiel über 500 Kilometer pro Stunde. Doch auch die Natur erschafft Phänomene, die in Sachen Tempo locker damit mithalten können, oder sie sogar übertreffen. Besonders eindrucksvoll zeigt sich das beim Wind.

Weil Wind an verschiedenen Orten und auf unterschiedliche Weise gemessen wird, gibt es nicht nur einen Rekord. Dieser Überblick zeigt deshalb die stärksten Winde in mehreren Kategorien: vom schnellsten Sturm auf der Erde bis zu Rekorden auf anderen Planeten.

Die stärksten Winde jemals: Was ist Wind überhaupt?

Jeder kennt Wind, ob als erfrischende Brise an einem Sommertag oder als kräftige Böe, die einem im Sturm um die Ohren fegt. Aber was passiert eigentlich, wenn es windet? Laut dem Deutschen Wetterdienst entsteht Wind durch Unterschiede im Luftdruck: Luft strömt von Hoch- zu Tiefdruckgebieten und gerät dabei in Bewegung.

Je nach Entstehung und Ort zeigt sich Wind in ganz unterschiedlichen Formen – an der Erdoberfläche als Bodenwind, in höheren Luftschichten als Jetstream und in extremen Fällen als zerstörerische Kraft innerhalb von Tornados. Auch auf anderen Planeten lässt sich Wind nachweisen – dort allerdings in völlig anderen Dimensionen.

Über 400 Kilometer pro Stunde: Der stärkste Wind auf der Erdoberfläche

Laut Angaben der World Meteorological Organization (WMO) wurde die bislang höchste Windgeschwindigkeit in Form einer Böe am 10. April 1996 auf Barrow Island in Australien gemessen. Die Böe erreichte eine Geschwindigkeit von 113,2 Metern pro Sekunde, was umgerechnet etwa 408 Kilometer pro Stunde entspricht. Der Rekord ist durch die WMO offiziell bestätigt und gilt daher als stärkster Windstoß, der jemals an der Erdoberfläche erfasst wurde.

Der stärkste Wind in einem Tornado

Zwar hält Barrow Island in Australien den offiziellen Rekord für die höchste gemessene Windböe an der Erdoberfläche, doch in Tornados können noch höhere Geschwindigkeiten auftreten. Diese werden aber nicht mit herkömmlichen Bodeninstrumenten erfasst.

Laut Britannica zeigen Messmethoden wie mobiles Doppler-Radar oder Fototechnik, dass in besonders heftigen Tornados Windspitzen von bis zu 575 Kilometern pro Stunde theoretisch möglich sind. Die bislang höchste tatsächlich gemessene Geschwindigkeit liegt jedoch bei 512 Kilometern pro Stunde. Dieser Wert wurde am 3. Mai 1999 in der Nähe von Oklahoma City registriert und gilt bis heute als Rekord für Tornados.

Der schnellste Wind der Atmosphäre: Jetstream-Rekord über Japan

Wer nicht nur auf den Boden blickt, sondern weiter hinauf in den Himmel, findet dort ebenfalls extrem starke Winde, in sogenannten Jetstreams. Dabei handelt es sich laut dem Deutschen Wetterdienst um schmale Starkwindbänder in großer Höhe, typischerweise in der Tropo- oder Stratosphäre. Diese Ströme verlaufen in mehreren Kilometern Höhe, sind einige Hundert Kilometer lang, aber meist nur wenige Kilometer dick. Sie entstehen in Regionen mit starken Temperaturunterschieden, etwa zwischen Polar- und Subtropenzonen, und erreichen typischerweise Windgeschwindigkeiten ab etwa 108 Kilometer pro Stunde.

Ein außergewöhnlicher Fall wurde laut Guinness World Records am 5. Februar 2004 dokumentiert. An diesem Tag registrierte ein Wetterballon über der japanischen Stadt Yonago einen Jetstream mit einer Geschwindigkeit von 115,7 Metern pro Sekunde: Das entspricht etwa 416,5 Kilometern pro Stunde. Damit gilt dieser Wind als der bislang schnellste je aufgezeichnete Jetstream der Erde.

Das war der stärkste Wind in Deutschland

Zwar bleiben die in Deutschland gemessenen Windgeschwindigkeiten hinter den weltweiten Rekorden wie dem in Australien zurück, dennoch gibt es auch hierzulande extrem starke Winde. Laut Angaben der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft wurde die höchste bislang in Deutschland und sogar in ganz Europa registrierte Windgeschwindigkeit im Jahr 1985 auf der Zugspitze gemessen. In einer Höhe von 2975 Metern erreichte der Wind dort eine Geschwindigkeit von 335 Kilometern pro Stunde.

Abseits der Erde: Wo die stärksten Winde wirklich wehen

Auf der Erde gelten Windgeschwindigkeiten über 400 Kilometer pro Stunde bereits als extrem, doch im All geht es noch weit darüber hinaus. Denn wie Forbes berichtet, wurden auf dem Neptun Winde mit bis zu 1600 Kilometern pro Stunde gemessen. Auch der Saturn bringt es auf beeindruckende 1100 Kilometer pro Stunde in seiner oberen Atmosphäre, während auf Jupiter vor allem in seinen Polarregionen Windgeschwindigkeiten von etwa 900 Kilometer pro Stunde auftreten.

Auf dem Exoplaneten HD 189733b, einem heißen Gasriesen außerhalb unseres Sonnensystems, wurden aber die bislang stärksten bekannten Winde überhaupt beobachtet: über 8000 Kilometer pro Stunde. Ein unglaublicher Wert, der alle anderen Winde weit hinter sich lässt.

Übrigens: Mehr über Rekorde aus Deutschland und der Welt erfahren Sie in unseren Artikeln zu den größten Panzern der Geschichte, den größten Städten Deutschlands und den glücklichsten Ländern der Welt.