Mit 36 Jahren wollte sie Ministerpräsidentin von Baden-Württemberg werden, steigerte das SPD-Ergebnis um acht auf heute schwer vorstellbare 33 Prozent und scheiterte doch am CDU-Amtsinhaber Erwin Teufel. Der damalige SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder ordnete sie danach den „Führungsreserven erster Klasse in der SPD“ zu.

Der größte Erfolg in ihrem politischen Leben

Die Landtagswahl 2001 war der größte Erfolg im politischen Leben Ute Vogts, der mit dem Job einer Staatssekretärin in der Bundesregierung belohnt wurde. Aber es ging nicht weiter aufwärts. Vogt wurde vielmehr wieder nach hinten durchgereicht und ist seit zwei Jahren einfache Bundestagsabgeordnete.

Ute Vogt kennt sich aus im Auf und Ab der Politik. Kein Wunder, dass die 54-Jährige eine klare Meinung zur aktuellen Führungskrise ihrer Partei hat. „Ich bin kein Fan einer Doppelspitze“, sagt die Stuttgarter Bundestagsabgeordnete. Bei den Grünen funktioniere das ja nach vielen Fehlversuchen erstmals mit dem Duo Habeck/Baerbock.

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Dass es die Doppelspitze trotzdem auch in der SPD geben wird, ist für sie ausgemacht. Die lange Findungsphase für die neue Parteiführung sieht sie als Problem: „Das Verfahren ist belastend. Man hätte es aber kaum anders machen können.“ Zuletzt seien die SPD-Chefs immer in kleiner Runde vorherbestimmt worden. Das hätte die Basis kein weiteres Mal hingenommen. Favoriten will Vogt nicht benennen. Sie lobt die Auswahl eher allgemein: „Da sind kernige Leute dabei.“ Sie ist optimistisch, „dass da die Besten rauskommen“.

Die aktuelle Krise der SPD sieht sie gelassen

Mit ihrer in vielen Jahren erworbenen Routine bleibt sie trotz der aktuellen Krise ihrer Partei gelassen. „Das wird wieder“, glaubt sie. Bei der Wahl der Führungsspitze gehe es um eine Richtungsentscheidung. Wichtig sei aber, dass das Ergebnis dann von allen akzeptiert wird.

„Es ist eine Krankheit der SPD, dass 14 Tage nach einer Entscheidung die Debatte neu aufgemacht wird“, sagt sie. „Da wünsche ich mir ganz banal mehr Disziplin.“ Die neuen Vorsitzenden müssten die Leute auch mal zur Raison rufen, „vor allem die Ehemaligen, die nicht damit fertigwerden, dass sie nicht mehr wichtig sind“. Dass sie die Ex-Chefs Sigmar Gabriel und Martin Schulz meint, ist klar.

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Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder besorgt ihr den Job einer Staatssekretärin im Innenministerium, wo Otto Schily ein strenges Regiment führt. Bei der Wahl 2006 verliert die SPD landesweit die Zugewinne wieder. Mit ehemaligen Chefs hat Vogt ihre Erfahrungen gemacht.

An der Spitze der Landtagsfraktion muss Wolfgang Drexler nach der Wahl 2006 weichen, weil die Landesvorsitzende es ins Parlament schafft und die Führungsrolle für sich reklamiert. Weil die Kritik an ihr nie verstummt, gibt sie schon zwei Jahre später auf und wechselt in den Bundestag.

Seit 2009 ist sie wieder Bundestagsabgeordnete. Ab 2013 war sie vier Jahre eine der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden und verantwortete den kompletten Bereich Umweltpolitik.

Dort hat sie sich inzwischen auf den hinteren Bänken der Partei und der Bundestagsfraktion eingerichtet. Nach der letzten Bundestagswahl hat sie Matthias Miersch, den Sprecher der parlamentarischen Linken, als stellvertretende Fraktionsvorsitzende verdrängt.

Entwicklungshilfe ist für sie eine spannende Herausforderung

Die damalige Fraktionschefin Andrea Nahles hat ihr signalisiert, dass sich der Kampf um das geliebte Amt nicht lohnen werde. Eine Hausmacht stellt die gerupfte Südwest-SPD in Berlin nicht dar. Vogt hat sich dann für die Entwicklungshilfe entschieden und nennt das eine „spannende Herausforderung“.

Mit 54 hat sie sich in eine neue Materie mit völlig anderen politischen Abläufen als die zuvor von ihr verantwortete Umweltpolitik eingearbeitet. Mit ihrem markanten Lachen übertönt sie die Frage, ob sie bei der nächsten Wahl noch einmal antritt. „Ich werde auf jeden Fall vor dem gesetzlichen Rentenalter aufhören“, bleibt sie da allgemein.

Als Belohnung für ihren fulminanten Erfolg bei der Landtagswahl 2001 hat sie sich ein Motorrad gekauft. Die Maschine aus bayerischer Produktion fährt sie noch immer, „aber nicht mehr so oft wie früher“.

Die Zulassung als Anwältin hat sie als Absicherung behalten, konzentriert sich aber auf ihr Bundestagsmandat und das Ehrenamt als Vizepräsidentin der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft DLRG. Mit ihrem Mann hat sie in Stuttgart ein Haus gekauft. Den Garten dort teilt sich das Paar mit Mischlingshündin Gretel und drei Schildkröten im Freigehege.