Geht es nach Gesundheitsminister Jens Spahn, wird der Bluttest auf Trisomie 21 demnächst zur Kassenleistung – und damit zur Regel. Die wenigsten werdenden Mütter über 35 – hier redet man schon von Risikoschwangerschaft – werden darauf verzichten, wenn's schon die Kasse zahlt. Aller Voraussicht nach dürfte damit die Zahl der Abtreibungen von behinderten Kindern weiter steigen.
Das Problem ist die Geisteshaltung, die hinter solchen Tests steckt: Warum werden sie, bitteschön, unternommen, wenn nicht, um Föten mit Trisomie 21 auszusortieren? Natürlich werden Eltern nicht dazu gezwungen, aber der unterschwellige Druck wird mit der Standardisierung dieses Tests weiter zunehmen. Die dahinterstehende Botschaft: Erwünscht ist das "perfekte" Baby, alles andere wird besser aussortiert. Werdende Eltern müssen Gott spielen, über Leben und Tod entscheiden.
Die Menschen mit Downsyndrom, die in Berlin demonstrierten, während im Bundestag über die Bluttests debattiert wurde, dürften sich fragen, warum ihr Leben nicht genauso lebenswert sein sollte wie jedes andere. Tatsächlich ist unser Problem nicht, dass zu viele Menschen mit Downsyndrom geboren werden, sondern dass wir offenbar nicht wissen, wie wir mit ihnen umgehen sollen. Zu wenig Berührungspunkte gibt es im Alltag. Noch immer – trotz allem Reden über Inklusion – findet das Leben behinderter Menschen häufig abseits statt. Nur so ist diese Angst vor dem Downsyndrom zu erklären.