Alle reden von den 130 Euro. So viel kostet der Bluttest, mit dessen Hilfe eine Frau erfahren kann, ob ihr Kind vom Downsyndrom betroffen sein wird. Angefeuert von Jens Spahn treibt die Diskussion in die falsche Richtung. Es sollte sich nicht um lausige 130 Euro und um die Deutschland-typische Frage drehen, was die Krankenkasse zahlt (am besten alles) und was nicht.
Es geht darum, ob der Test moralisch in Ordnung geht und ob ihn eine Frau/ein Paar mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Die Statistik signalisiert es klar: Wenn der Bluttest positiv ausfällt, wird das Ungeborene mit hoher Wahrscheinlichkeit abgetrieben.
Und schon schnellt er nach oben: der erhobene Zeigefinger. Die Diskussion wird einmal mehr von den üblichen Teilnehmern in der öffentlichen Arena bestritten. Sie appellieren an Lebensschutz und zählen sämtliche Möglichkeiten auf, um ein behindertes Kind zu fördern. Das verdient Respekt – und bildet doch nur die halbe Wahrheit ab. Im Mittelpunkt sollte die Betroffene stehen.
Manche Frau wird diese neue diagnostische Möglichkeit nutzen. Das ist nicht verwerflich. Und wenn sie sich später für eine Abtreibung entscheiden sollte? Dann ist das ihre Sache und die ihres Partners. Merkwürdig ist es aber, wenn politische Autoritäten einer Frau eine Entscheidung aufzwängen, deren tägliche Folgen sie nicht einmal ahnen. Sie urteilen in abstrakten Kategorien von Richtig und Falsch. Wie würde man selbst handeln, wenn der Test in der eigenen Familie positiv ausfällt? Da wird’s spannend.