Deutschland und andere europäische Staaten werden sich nicht mehr lange um die Frage herumdrücken können, wie sie mit ihren Staatsbürgern umgehen sollen, die für den Islamischen Staat nach Syrien in den Krieg zogen und nun in Gefangenschaft sitzen. Die Türkei dringt auf eine Rückkehr der ausländischen IS-Kämpfer – und zwar völlig zu Recht.
Jetzt rächt es sich, dass die deutsche Politik in letzter Zeit lieber im Sandkasten gespielt hat, als sich mit echten Problemen zu befassen. Statt Zeit und Energie mit dem völlig unrealistischen Plan einer internationalen Schutzzone in Syrien zu vergeuden, hätte Berlin mit Volldampf an einer Lösung für die deutschen Dschihadisten arbeiten sollen. Sich mit der Ausbürgerung von Beschuldigten einfach aus der Verantwortung zu stehlen, ist nicht nur unfair der Türkei gegenüber, sondern auch kurzsichtig. Ankara könnte die deutschen IS-Mitglieder dann einfach freilassen. Anschließend würden viele Ausgebürgerte illegal ohne Pass nach Deutschland kommen.
Es führt kein Weg daran vorbei: Deutschland muss die IS-Leute nach Hause holen und vor Gericht stellen. Das Dilemma, dass eine Verurteilung von IS-Anhängern vor deutschen Gerichten wegen mangelnden Beweisen in vielen Fällen schwierig sein wird, ist zwar unbestritten. Aber zur Lösung solcher Fragen ist die Politik da. Bis die Türkei die ersten deutschen IS-Fanatiker ins Flugzeug setzt, muss das Problem geklärt sein.