Liebe Frau Baerbock,

herzlichen Glückwunsch zum neuen Amt erstmal! Sie wurden diese Woche in Ihr neues Amt als Präsidentin der UN-Generalversammlung eingeführt. Das ist nicht mit viel Macht ausgestattet, aber Sie haben vorher schon deutlich gemacht, dass Sie alles dafür tun wollen, die Vereinten Nationen zu stärken. Und es gibt schon Spekulationen, dass Sie sich als Nachfolgerin von UN-Chef Antonio Guterres in Position bringen.

Einstweilen, so lassen es die Videos ahnen, die Sie auf Instagram posten, haben Sie ‚ne Menge Spaß in New York. Im Stile einer Carrie Bradshaw aus der Kultserie „Sex and the City“ besteigen Sie in High Heels ein Taxi in Manhattan und gönnen sich einen Bagel mit Cream Cheese. Dazu erklingt der Sound des Hits „Empire State of Mind“. Frau könnte direkt neidisch werden.

Der Lifestyle sei Ihnen gegönnt. Die vergangenen Monate, das Platzen der Ampel, das Abschiffen der Grünen waren sicherlich nicht vergnügungssteuerpflichtig. Und doch könnten Sie etwas mehr Zurückhaltung an den Tag legen. Ja, man fragt sich: Müssen Sie es wirklich so raushängen lassen, dass Sie nach dem abrupten Fall als Außenministerin so luxuriös gepolstert gelandet sind?

Deutschland zahlt Ihr Gehalt

Ihr Gehalt als UN-Parlamentspräsidentin wird vom deutschen Staat bezahlt, natürlich auch Ihre repräsentative Wohnung in Manhattan. Das ist in Ordnung so, schließlich müssen Sie in der Lage sein, dort Gäste zu empfangen. Aber damit anzugeben, das ist nicht die feine Art – um mal eine zurückhaltende Formulierung zu wählen. Es ist stillos, unangemessen. Ich wette, einer Carrie Bradshaw wäre das nicht passiert.

Ihre Partei, die Grünen, können zuhause zuschauen, wie sie damit zurechtkommen. Sie haben sich zwar aus dem Staub gemacht, aber Ihr Tun zahlt natürlich noch immer ein aufs Konto der politischen Gegner von Söder bis Weidel, die sich seit Jahren an den Grünen abarbeiten. Neue Steilvorlagen für übles Bashing – Sie liefern sie frei Haus!

Selbstinszenierung auch bei Robert Habeck

Vielleicht ist das ganze Übel auch in der Instagramisierung der Welt begründet. Jeder Erfolg, jedes Urlaubserlebnis, ja sogar das Mittagessen muss ja permanent hinausposaunt werden. Nach dem Motto: Schaut her, wie gut es mit geht, was ich alles drauf habe. Ihre Grünen stehen in Sachen Selbstinszenierung keineswegs hinten an, das ist klar.

Nicht nur Robert Habeck – noch so ein Davonläufer – betreibt das in Perfektion. Auch bei Terminen mit anderen Vertretern Ihrer Partei steht man als Pressevertreter des Öfteren in der dritten Reihe, weil sich vorne das eigene Social-Media-Team tummelt, um den Politiker oder die Politikerin in Szene zu setzen.

Weniger Show, mehr Inhalt – das würde ich mir manchmal wünschen, auch von Ihnen. Es ist ja beileibe nicht so, dass die Welt keine Probleme zu lösen hätte. Ein wenig echte Frauenpower könnte da nicht schaden...