Was genau führte zum Spielabbruch am Hochrhein? Was muss gesagt werden, dass ein erwachsener Mann zunächst in Tränen ausbricht und seine Teamkollegen danach solidarisch das Spielfeld verlassen? „Schwarzer, steh auf“, wollen die Lauchringer gehört haben. Und die rhetorische Frage, „wie man so einen Schwarzen nur in ein weißes Trikot stecken kann“. Ob diese Sätze tatsächlich so gesagt wurden, lässt sich im Nachgang kaum beweisen.
Gerade bei Mitbürgern mit strammen Gedanken hat es sich inzwischen leider etabliert, vom eigenen Ersprochenen schnell nichts mehr wissen zu wollen. Sind die Sätze doch nachweisbar, hat man sie einfach nicht so gemeint. Im Einzelfall, und vielleicht war die Situation in Weizen ein solcher, mag das tatsächlich gedankenlos passieren, auf höchster politischer Ebene hat sich das System längst etabliert und wird mit aller zerstörerischer Absicht angewandt. Ein Armutszeugnis.
Die Reaktion der Lauchringer ist daher lobenswert. Wäre sie bei eigener Führung statt eines klaren Rückstandes erfolgt, hätte der Fall womöglich sogar im ganzen Land für Aufsehen gesorgt. Unabhängig davon: Es ist Zeit für starke Zeichen, Zeit, sich zu positionieren. Und nirgends sollte das einfacher sein als auf dem Fußballplatz. Denn tatsächlich ist es doch die Stärke des Sports, dass der gemeinsame Wettkampf die Unterschiede zwischen den Akteuren vergessen lässt. Ein toller Pass ist ein toller Pass, egal ob Yussuf oder Hermann ihn gespielt hat.
Und er verdient auch Anerkennung, wenn Hermann oder Yussuf in der gegnerischen statt in der eigenen Mannschaft spielt. Das ist Sportsgeist, das ist Fairplay. Dazu müssen keine elf oder gar 22 Freunde auf dem Feld stehen. Nein, es reicht schon, wenn man jeden so behandelt, wie man selbst behandelt werden möchte. Und dazu gehört auch, dass man einander beisteht und vielleicht sogar mit der gegnerischen Mannschaft vom Feld geht, wenn beim nächsten Mal rassistische Beleidigungen von Außen fallen – vorausgesetzt, dass die dann auch von allen Beteiligten wahrgenommen werden. Wachsam bleiben, klare Haltung zeigen – darum geht es.