Fußball: Bezirkstage sind selten Veranstaltungen mit Brisanz. Jahresberichte werden gehört und genehmigt, Kandidaten für Ämter bestätigt oder gesucht. Am Sonntag in einer Woche hätte der Bezirkstag der Bodensee-Fußballer nach diesem Muster ablaufen sollen. Der Bezirksvorsitzende Konrad Matheis wollte nach 22 Jahren im Amt nicht mehr antreten, mit Oscar Hannabach vom SV Emmingen war ein designierter Nachfolger aber bereits gefunden.

In den vergangenen Wochen überschlugen sich dann die Ereignisse. Statt einer harmonischen Sitzung mit Staffelstab-Übergabe droht nun eine Kampfabstimmung, eventuell begleitet von Rücktritten.

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Darum geht es: Als die Nominierung von Oscar Hannabach bekannt wurde, entschloss sich Anton Kramer vom VfR Stockach ebenfalls für das Amt des Bezirksvorsitzenden zu kandidieren. „Ich wurde von vielen Bekannten und Vereinsvertretern angesprochen, ob ich das nicht machen könnte“, sagte Kramer auf SÜDKURIER-Anfrage.

Hannabach zieht zurück

Der 48-Jährige hat 18 Jahre als Schiedsrichter in der Vita stehen, zehn davon zuletzt im Bezirk Bodensee. Kramer ist stellvertretender Obmann der Schiedsrichtergruppe Stockach, ist verheiratet und hat zwei inzwischen erwachsene Kinder. „Ich liebe den Fußball“, erklärt er seine Beweggründe. „Ich habe den ganzen Juni über Gespräche mit Vereinen gesucht und habe sehr viel Unterstützung erfahren.“ Einer Kampfabstimmung am Bezirkstag sah er entsprechend optimistisch entgegen. Zu der wird es nun aber nicht kommen – zumindest nicht in der geplanten Variante.

Denn Hannabach zog seine Kandidatur aus beruflichen Gründen schweren Herzens zurück, wie der Südbadische Fußball-Verband die Vereine in einer Mail am Freitag informierte. Der Weg für Kramer wäre damit eigentlich frei gewesen, doch eine neue Wendung sorgt nun für Wirbel. Der Bezirksfußballausschuss konnte sich mit Kramer als einzigem Kandidaten wohl nicht anfreunden.

Mail an die Vereine

Entsprechend steht in der Mail: „Der Bezirksfußballausschuss hat Konrad Matheis gebeten, für eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen – und er hat sich bereit erklärt, diesem Wunsch zu entsprechen.“ Matheis bestätigte den Vorgang, auch zahlreiche Vereine hätten ihn gebeten, seinen geplanten Rückzug noch mal zu überdenken. Als Anton Kramer, Fuhrparkleiter einer Spedition in Stockach, davon erfuhr, zog der seine Kandidatur zunächst zurück. Weg frei für Matheis? Nein, denn Kramer entschloss sich nach einer Bedenkzeit, nun doch zu kandidieren. „Einfach weil ich so viel Unterstützung und Zuspruch bekommen habe.“

Nun droht also doch eine Kampfabstimmung, Matheis gegen Kramer eben, vom Ausgang der Wahl machen wohl auch weitere Funktionäre ihre Zukunft abhängig. Matheis erklärte gestern allerdings auch, dass seine Kandidatur aufgrund der Umstände noch nicht sicher sei. Er wolle das Für und Wider in den kommenden Tagen noch einmal in Ruhe überdenken. Ein vorzeitiger Rückzug ist somit denkbar, aber eben auch eine Kampfabstimmung. Der Bezirk Bodensee steht vor den spannendsten Tagen seit Jahren.