Manche Sportler spielen gerne Handball. Manche Sportler spielen gerne Fußball. Einige machen beides – und nur ganz wenige sind in beiden auch noch ganz besonders gut. So wie Florian Wangler. Auf sein erstes Heimspiel mit den Handballern des TV Ehingen freut sich der 23-Jährige schon jetzt.

Auf der Tribüne wird er in einige bekannte Gesichter blicken, und es werden sehr viele Menschen auf den Rängen das grüne Trikot mit der Nummer 34 und seinem Namen auf dem Rücken tragen. Es sind seine Freunde vom SV Mühlhausen, mit denen er bis zu diesem Jahr in der Bezirksliga Fußball gespielt hat. Als Ausgleich zum Leistungssport in der Handball-Sommerpause.

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Mit dem Kicken ist nun aber vorerst Schluss. Wangler konzentriert sich ganz auf sein duales Studium im Maschinenbau, Versorgungs- und Energiemanagement. Der Handball wird vom Leistungssport zum Hobby – endlich, wie Wangler nach vielen harten Jahren wahrscheinlich oft gedacht hat.

Als Jugendspieler ist der Hegauer eine große Nummer in seinem Jahrgang. Als er zu HBW Balingen-Weilstetten wechselt, wird er 2018 in die Jugend-Nationalmannschaft berufen, in ein Team mit einigen heutigen Bundesligaspielern, darunter der aktuelle A-Nationalspieler Nils Lichtlein. Wangler bekommt Anrufe aus Kiel, Melsungen, Großwallstadt – einige der besten Vereine wollen ihn verpflichten. „Ich bin aber ein Familienmensch und wollte hier bleiben, daher habe ich es in Balingen probiert“, sagt der Singener.

Große Verletzungsprobleme

Dass es der hochveranlagte Hegauer im Gegensatz zu Lichtlein & Co. später nicht nach ganz oben schafft, liegt nicht am Talent. „Ich hatte viele Verletzungsprobleme, wurde an der Schulter operiert und habe mir die unteren Bauchmuskeln gerissen. Ich war oft an meinem körperlichen Limit, weil ich mir keine Pausen gegönnt habe und dann konnte ich manchmal Mitte der Saison nicht mehr schmerzfrei laufen“, sagt er selbst.

„Mit 15 hatte ich wegen der Überbelastung schon eine Entzündung an den Bandscheiben. Der Arzt der Nationalmannschaft hat mir damals gesagt, dass mein Körper nicht für den Leistungssport gemacht sei.“

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Nach der Saison beim HBW trägt Wangler das Trikot der HSG Konstanz in der A-Jugend-Bundesliga und der zweiten Mannschaft in der 3. Liga. Über die Station TuS Steißlingen landen Florian, der auf Linksaußen und der Rückraummitte eingesetzt wird, und sein drei Jahre älterer Bruder Manuel, der im linken Rückraum spielt, für drei Jahre beim SC Frauenfeld in der dritthöchsten Schweizer Liga. Jetzt wechseln die Wanglers im Paket in die Oberliga.

Beim TVE findet Florian Wangler den perfekten Kompromiss. „In Ehingen kann ich den Sport auf gutem Niveau und das Familiäre vom Fußball verbinden. Ehingen spielt in einer starken Liga, aber die Belastung ist nicht mehr so groß wie bislang.“

Florian Wangler 2018 im Trikot der Handball-Jugend-Nationalmannschaft.
Florian Wangler 2018 im Trikot der Handball-Jugend-Nationalmannschaft. | Bild: privat

Außerdem muss er noch etwas einlösen. „Ich hatte es meinem im August verstorbenen besten Freund versprochen. Er war ein großer Fan des TV Ehingen und wollte mich unbedingt einmal im Trikot seines Lieblingsvereins spielen sehen. Das geht jetzt leider nicht mehr, aber ich halte trotzdem mein Wort für ihn.“

Immer und immer wieder hat der Freund in den vergangenen Jahren auf Florian Wangler eingeredet. Sie trafen sich ständig auf dem Sportplatz, denn der beste Kumpel war auch Betreuer bei den Bezirksligakickern des SV Mühlhausen. Die beiden teilten ihre Leidenschaften, Handball und Fußball.

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Bis zur D-Jugend spielt Florian Wangler Fußball und wird auch dort für die Bodensee-Auswahl entdeckt, ehe eine längere Pause folgt. „In der A-Jugend habe ich beim SV Mühlhausen, wo viele meiner besten Freunde gespielt haben und heute noch spielen, wieder angefangen“, sagt Wangler. „Nach der Handballsaison habe ich dann immer ausgeholfen und bin eingesprungen, wenn Not am Mann war.“

Die Einsätze im Kiesgrüble sind eine wohltuende Abwechslung zum oftmals kalten Leistungssport. „Es macht einfach Spaß, mit meinen Kumpels auf dem Sportplatz zu stehen“, sagt er. Den Fußball empfindet er nicht als Belastung. „Das ist Genugtuung für die Seele“, erklärt er. „Ich habe mich immer aufs Training gefreut, ein, zwei Stunden mit meinen Freunden spielen und danach ins Clubheim, was trinken oder Karten spielen.“

Künftig als Fan im Kiesgrüble

Auf dem Platz ist er ein echter Allrounder, der in den vergangenen beiden Spielzeiten fest zum Team gehört. Zweimal wird Wangler sogar als Torhüter eingesetzt, obwohl er eigentlich Feldspieler ist. „Nach einem 4:0 gegen Owingen-Billafingen vor zwei Jahren haben wir letzte Saison gedacht, dass das ein gutes Omen gewesen wäre, und ich bin am letzten Spieltag gegen Kluftern wieder ins Tor. Nachdem ich in der 3. Minute ein Traumtor aus 25 Metern kassiert habe, waren meine Zu-Null-Serie und meine Torwart-Karriere vorbei, obwohl wir 5:1 gewonnen haben“, sagt der 23-Jährige und lacht.

Künftig hat Florian Wangler an den Wochenenden als Fan am Sportplatz seine Einätze und wird seine Jungs anfeuern, so wie sie ihn in der Halle, wenn er das Trikot des TV Ehingen trägt. Und sollte es irgendwann im Handball nicht mehr gehen, ist ein Comeback auch nicht ausgeschlossen. „Dann spiele ich einfach beim SV Mühlhausen wieder Fußball. Diese Verbindung wird nie unterbrochen.“