Wie sieht der neue Handballverband aus?

Die drei bisherigen Landesverbände, Württemberg, Baden und Südbaden verschmelzen zu einem neuen mit dem Namen BWHV, Baden-Württembergischer Handballverband. „Die Reform ist schon eine Hausnummer“, sagt Franz Stehle, der künftig dem Bezirk 5 vorsitzen wird.

„Der ganze Prozess hat sich über drei bis vier Jahre hingezogen. Es waren viele, viele, viele Sitzungen, bis die Satzungen und Ordnungen standen. In jedem Landesverband gab es andere Regeln und Ordnungen. Die mussten wir aufs gleiche Niveau bringen. Das war manchmal schon zäh.“

Warum wurde die Reform durchgeführt?

„Wir erhoffen uns eine Verschlankung der Verwaltung“, sagt Franz Stehle. „Wir müssen mehr ins Hauptamt gehen, für das Ehrenamt haben wir zu wenige Leute.“ Auch für die Aktiven biete der neue Verbandszuschnitt Vorteile.

„Im jetzigen Bezirk Hegau-Bodensee hatten wir in der A-Jugend gerade mal vier Mannschaften in der Bezirksklasse. Da mussten die Teams viermal gegeneinander spielen, um auf zwölf Partien zu kommen“, erklärt Stehle. Daher sei es nötig gewesen, „uns breiter aufzustellen“.

Müssen die Vereine nun mit längeren Fahrten zu Auswärtsspielen planen?

„Ja, wir müssen mehr Kilometer machen“, gibt Handball-Funktionär Stehle zu, er fügt aber gleichzeitig an: „Es kommen auch mehr gegnerische Vereine in den Bezirk.“

Eine Hochschule habe beim Zuschnitt der neuen Bezirke geholfen und habe diese entlang der Autobahnen A5 und A81 geplant. „Wir haben extra darauf geachtet, dass die Fahrten kürzer sind, obwohl die Strecken länger werden“, sagt Stehle. „Ich bin vom Bodensee aus schneller in Stuttgart als beispielsweise in Offenburg.“

Was passiert mit dem Bezirk Hegau-Bodensee?

Aus den bisherigen 14 Bezirken sind acht neue geworden. Alle Bezirke haben etwa 75 Vereine. Im neuen Bezirk werden alleine 292 Jugend-Mannschaften am Spielbetrieb teilnehmen.

„Wir waren vorher 21 Vereine im Bezirk Hegau-Bodensee. Im neuen Bezirk fünf, dem Bezirk Bodensee-Neckar, werden es 66 sein. Von der Fläche gesehen, sind wir der größte Bezirk“, sagt Stehle, „in den Bereichen Mannheim, Heidelberg und Stuttgart ist es komprimierter. Wir mussten aber schon immer weiter fahren aufgrund unserer ländlichen Struktur.“

So sind die künftigen Handball-Bezirke in Baden-Württemberg aufgeteilt. Der Bezirk Bodensee und Teile des Bezirks Schwarzwald gehen im ...
So sind die künftigen Handball-Bezirke in Baden-Württemberg aufgeteilt. Der Bezirk Bodensee und Teile des Bezirks Schwarzwald gehen im künftigen Bezirk 5, Bodensee-Neckar, auf. | Bild: BWHV

Ende Juni ist der letzte Bezirkstag im Bezirk Hegau-Bodensee in Bodman. Eine Woche später wird die konstituierende Sitzung des neuen Bezirks Bodensee-Neckar in Schömberg mit Wahlen des Vorstands abgehalten.

„Wir müssen die Aufgaben strikter teilen“, sagt der 63-Jährige. „Künftig gibt es nur noch fünf Vorstände im Bezirk, die sich eigenverantwortlich um die Bereiche Jugend, Schiedsrichter, Finanzen und Spieltechnik kümmern.“

Wie wird die neue Ligenaufteilung genau aussehen?

Unterhalb der Bundesliga, der 2. Bundesliga und der 3. Liga gibt es künftig eine Regionalliga, zwei Oberligen, vier Verbandsligen und acht Landesligen, darunter acht bis 16 Bezirksoberligen. „In unserem Bezirk fünf haben wir zwei Bezirksoberligen, Nord und Süd“, erklärt der künftige Bezirksvorsitzende.

„Bei den Aktiven sind – abgesehen von den Konstanzer Herren und den Allensbacher Damen in der 3. Liga – die Steißlinger Herren und Damen in der Regionalliga die höchstklassigen Vereine.“ An den nächsten Wochenenden wird es Relegationsspiele geben, die darüber entscheiden, wie die Ligen tatsächlich aussehen und welche Mannschaft in welcher Staffel oder Liga spielen wird. Am 1. Juli steht dann alles fest.

Gibt es Unterschiede zwischen Aktiven und der Jugend?

Im Nachwuchs gibt es unterhalb der Jugend-Bundesliga noch die Regionalliga und die Oberliga. Dann folgt sofort die Bezirksoberliga. Es gibt also keine Verbandsligen und Landesligen wie bei den Aktiven.

Franz Stehle.
Franz Stehle. | Bild: privat

Was kommt in puncto Finanzen auf die Vereine zu?

„Die Aufgaben, die jede Geschäftsstelle bisher hatte, wurden komprimiert“, sagt Franz Stehle. „Die Kosten erhöhen sich somit unter dem Strich nicht, weil alles komprimiert gestaltet wird. Wir haben weniger Verwaltung und sind an weniger Orten vertreten. Das bedeutet, wir sind effektiver. Es spart Arbeitszeit.“

Wie sieht der neue Vorsitzende des Bezirks 5 die Reform?

„Für mich ist es das Wichtigste, dass der Spielbetrieb läuft und die Spiele mit Schiedsrichtern besetzt sind. Das hat Priorität, alles andere ergibt sich noch“, sagt der Steißlinger Funktionär Franz Stehle. „Ich bin froh, wenn es endlich losgeht und schaue positiv in die Zukunft. Ich denke, das ist der richtige Weg.“