Zwei Fragen stellen sich bei jedem Sportplatzbesuch: Rote oder Weiße? Ketchup oder Senf? Mag das Gekicke auch den Spannungsbogen eines japanischen Telefonbuchs haben, sofern die Bratwurstbude am Seitenrand geöffnet hat, gilt der Stadionbesuch als gelungen. Es geht um die Wurst, wenn es um die Wurst geht. Im Kalender der kuriosen Feiertage hat das umpellte Brät daher einen eigenen Ehrentag erhalten.
Auch in den USA begehrt
An jedem 16. August wird der Wurst gedacht, doch nicht nur hierzulande –in den USA nennt sich das dann übrigens „National Bratwurst Day“. Deutschland gilt übrigens als Ursprungsland der Bratwurst. Derzeit gibt es hierzulande 42 anerkannte Wurstsorten auf dem Markt.
Grillfleisch als Ablöse bei Spieler-Transfer
Viel wurde bereits über die Kombination Fußball und Wurst geschrieben, nun geben wir auch noch unseren Senf dazu. Der FC St. Pauli blühte angeblich nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem wegen Schlachtersohn Karl Miller auf, dem es gelang, in der kargen Nachkriegszeit Spitzenspieler mit Fleischprodukten nach Hamburg zu locken. Bemerkenswert ist in diesem Kontext auch der Rumäne Marius Cioara, der 2006 für eine Ablöse von 15 Kilogramm Grillfleisch den Verein wechselte.
Aber zurück zur Wurst. Zwischen drei und fünf Euro kostet die Stadionbegleitung. Wo es die beste Variante gibt, ist ein niemals versiegender Diskussionsgegenstand. Und ja, diese Frage kann einem nicht Wurst sein. Aus langjähriger Erfahrung wissen wir in der Sportredaktion, dass mancher Doppelzipfel aus der Bundesliga und vor allem in der englischen Premier League eine Gaumenbeleidigung ist, wohingegen die auf manchem Sportplatz in der Region wahre Edelprodukte angeboten werden.
Als Beilage wird meist ein Brötchen serviert – und bezahlt wird natürlich bar! Nur ein Hanswurst kann auf die Idee gekommen sein, Rote oder Weiße per aufladbarer Stadionkarte in vielen Bundesliga Arenen feil zu bieten!
Natürlich gibt es von der Wurst längst vegane Alternativen, wenngleich diese für viele der Stadiongänger ein Wurst-Case-Szenario darstellen dürften, womit man ihnen nicht auf die Pelle rücken darf.
Wir haben einige Wurststände auf den regionalen Fußballplätzen in den vergangenen Tagen besucht und uns mit Grillmeistern und Genießern unterhalten. Die Eindrücke stehen jeweils bei den Bildern. Und damit reicht es jetzt auch. Und der letzte Satz unter so einem Text muss natürlich daran erinnern, dass alles ein Ende hat. Nur die Wurst, die hat eben zwei!
Grillmeister vom Hochrhein bis zum Bodensee
Ralf Rüd, Grillmeister beim SV Waldhaus (Kreisliga A, Hochrhein), grillt nicht nur aus Leidenschaft, sondern produziert die meisten Bratwürste noch selbst. Denn der Zimmermann hat vor Jahren auch noch Metzger gelernt und weiß daher, auf was es ankommt „Das Wichtigste ist die Wurst selbst“, sagt Rüd.
„Wenn am Sonntag ein Spiel ist, mache ich die Würste am Donnerstag oder Freitag und das auf traditionelle Art mit Handfüllung“, erklärt Rüd. Und wer das nicht kann, sollte unbedingt „auf die Qualität achten und beim Metzger seines Vertrauens kaufen“, so der Grillmeister des SV Waldhaus. (fla)
Silvio Müller, kümmert sich beim FC Überlingen um die Versorgung der Fans. Denn auch beim Landesligisten vom Bodensee ist die Wurst vom Grill ein unverzichtbarer Klassiker. Ob rot oder weiß im Brötchen (für 3,50 Euro) oder als Currywurst mit Brötchen (4,00 Euro) – der Hunger geht hier nicht in die Verlängerung. (hal)
Daniel Dupont, Mitglied des Grillteams des Verbandsligisten SC Konstanz-Wollmatingen, weiß, dass Wurst nicht gleich Wurst ist. „Wir verwenden ausschließlich Würste mit Halal-Zertifikat!“, so Dupont. Die „nackte“ Weiße ist daher auf der Basis von Putenfleisch zubereitet, die „Rote“ mit Darm ist eine Rindswurst, beides wird auf dem Fürstenbergsportplatz auch als Currywurst zubereitet. Denn das Publikum wird internationaler – und die Lust auf die Wurst ist groß. (jr)
Nils Antoni, steht bei der SG Weilheim-Gurtweil nicht nur auf dem Platz, sondern auch hinter dem Grill. Er weiß, was die Fans wollen: „Die roten Bratwürste werden mehr nachgefragt und machen rund zwei Drittel des Verkaufs aus“ sagt er. Für den Kreisliga-Kicker vom Hochrhein gibt es auch einen klaren Tipp für die perfekte Bratwurst: „Man darf nicht mit zu viel Hitze arbeiten, und muss der Wurst Zeit geben.“ (fla)
Martin Warnke, Spielertrainer des VfR Stockach II, lässt sich hin und wieder hinter den Grill einwechseln, wenn die erste Mannschaft spielt. Denn er weiß, Verpflegung muss sein. Für 3,50 Euro gibt es die Rote beim Landesligisten vom Bodensee – frisch vom Grill natürlich. (ema)

Dominic Huber, früher selbst für den FC Gutmadingen (Landesliga) im Einsatz, musste wegen eines Kreuzbandrisses seine aktive Karriere beenden. Heute steht der 38-Jährige noch immer auf dem Sportplatz – und kümmert sich um das Grillgut bei den Heimspielen. (fei)